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Messer-Attacke in Hettstedt Messer-Attacke in Hettstedt: Angriffe auf Polizisten nehmen zu

Von Fabian Wagener 07.02.2019, 10:51

Hettstedt - Die Lange Straße in Hettstedt am Mittwochmorgen: Eine Frau zieht eine roten Einkaufstrolley den Gehweg entlang, Autos fahren die Anhöhe hinauf. Ganz normaler Alltag.

Am Abend zuvor aber war das anders. Da rückte die Polizei zu einem Einsatz in ein Mehrfamilienhaus in der Straße aus, der in einer heftigen Attacke auf einen Polizisten mündete. Der 51-Jährige Beamte wurde dabei schwer am Kopf verletzt - so schwer, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste.

Mann greift Nachbarn mit Messer an

Aber der Reihe nach: Wie Polizeisprecherin Steffi Schwan auf Anfrage der MZ mitteilte, bilden verschiedene Straftaten und Ordnungswidrigkeiten den Hintergrund des Vorfalls, darunter Beleidigung, Bedrohung und Ruhestörung. So soll ein 34-jähriger Mann am Dienstag einen 64-jährigen Nachbarn mit einem Messer bedroht haben. Der Bedrohte konnte dem Angreifer nach Polizeiangaben das Messer aus der Hand schlagen. Daraufhin soll sich der 34-Jährige in seiner Wohnung verbarrikadiert haben.

Als die Polizei am Ort des Geschehen eintraf, habe es „deutliche Hinweise“ gegeben, dass sich der Mann „in hilfloser Lage befindet“. Die Wohnung sei - unter entsprechenden Hinweisen - von der Polizei geöffnet worden.

Offene Kopfwunde nach Attacke

Dann aber eskalierte die Lage: Der Bewohner, laut Schwan in einem „psychischen Ausnahmezustand“, habe die Polizei attackiert. Der 34-jährige Deutsche griff dabei offenbar zu einem Küchengegenstand, einem 20 Zentimeter langen Messingstößel, mit dem er die Einsatzkräfte anging. „Der Einsatz von Pfefferspray gegen den Beschuldigten konnte dies nicht verhindern“, sagte Schwan. Ein Polizist zog sich bei der Attacke „eine offene Kopfwunde zu“. Bei der Polizei sei man betroffen über den Vorfall.

Widerstand gegen die Polizei

Dieser folgt einem beunruhigenden Trend. Denn Angriffe auf Polizisten nehmen offenbar zu. Das zeigen Zahlen für den Bereich der Polizeiinspektion Halle, zu dem neben der Saalestadt auch der Landkreis Mansfeld-Südharz sowie der Saale- und Burgenlandkreis gehören. Demnach kam es dort 2017 zu 530 Fällen, bei denen Polizisten körperlich attackiert oder beleidigt wurden. Im Jahr zuvor waren es noch 473, 2015 sogar nur 378. Der Trend zeigt sich auch, wenn man nur auf den Landkreis schaut. Dort stieg die Zahl in den Jahren 2016 und 2017 von 45 auf 71 an.

Wie Uwe Bachmann, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Sachsen-Anhalt, gegenüber der MZ sagte, sei davon auszugehen, dass es 2018 erneut zu einem Anstieg gekommen sei. Darauf deute hin, dass die Zahl der Fälle, die als „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ gelten, um weitere fünf Prozent angestiegen sei. Genauere Zahlen gebe es noch nicht. Man beobachte eine „allgemeingesellschaftliche Verrohung durch alle Bevölkerungsgruppen hindurch“, sagte Bachmann. Es sei auch Aufgabe der Politik, dem entgegenzuwirken.

In dem Fall von Dienstagabend wird unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt. Der Beschuldigte sei nach „Anwendung von unmittelbarem Zwang und medizinischer Versorgung“ in eine Klinik eingewiesen worden, sagte Polizeisprecherin Schwan. Bei ihm wurde ein Alkoholwert von 1,7 Promille festgestellt.

(mz)