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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Treppe zur Straßenbahn freigelegt

Von kathrin labitzke 18.05.2012, 16:59

eisleben/MZ. - Damals hatte sie im Rahmen ihrer häuslichen Krankenpflege bereits eine betreute Wohngemeinschaft, die jedoch zu klein wurde. "Ich wollte die Patienten umfangreich betreuen, damit sie nicht ins Heim kommen", so die examinierte Krankenschwester zu den Beweggründen der nächtlichen Suche. Und in besagter Nacht wurde sie fündig. Sie stieß auf die "Kleine Wartburg" in Eisleben, die ihr Interesse weckte. Und dabei entdeckte sie schließlich auch ein Stück Eisleber Stadtgeschichte.

Im Stadtarchiv gestöbert

Die geschichtlich interessierte 45-Jährige kaufte kurzerhand die Immobilie zur Firmenerweiterung. Doch nicht nur das: Sie beschäftigte sich dann ausführlich mit der Historie der "Kleinen Wartburg". Dafür saß Melissa Müller stundenlang im Stadtarchiv der Lutherstadt Eisleben. So kam sie unter anderem auch dahinter, warum das einstige "Etablissement" den Namen "Wartburg" erhielt. Der frühere Besitzer musste nämlich sehr lange auf seine Schankkonzession warten und weil die frühere Gaststätte auf einer Anhöhe stand, nannte er das Gebäude im wahrsten Sinne des Wortes "Wartburg".

Darüber hinaus stellte sich noch heraus, dass in diesem Haus eine zur damaligen Zeit hochmoderne Kegelbahnen integriert war.

Irgendwann stieß Melissa Müller bei ihren Recherchen auf alte Baupläne und Fotos. Darauf waren auch Kolonnaden abgebildet, die während der Umbauphase freigelegt wurden. "Alles was bei der Kernsanierung erhalten werden konnte, wurde erhalten", erzählte sie sie mit wahrer Begeisterung.

Wie der Zufall es wollte, stand nur ein Jahr später die "Große Wartburg" zum Verkauf. Melissa Müller zögerte wiederum nicht und kaufte auch diese Immobilie. "Ich wollte beide Gebäude als Einheit erhalten", sagte sie. Aus den Unterlagen erfuhr sie, dass die Mansfeld AG vor hundert Jahren in dem Haus Direktorenwohnungen mit Innentoiletten baute. Und die Haltestelle der Straßenbahn lag damals genau vor der Tür.

Standort für Strommasten?

Und genau danach die Inhaberin des Pflegedienstes intensiv und sie wurde fündig. Mit viel Engagement ließ sie anhand der Karten die Originaltreppe, die zur Straßenbahn führte, freilegen und restaurieren. Durch die MZ erfuhr sie, dass ein Heimatverein nach einem geeigneten Standort für noch vorhandene Strommasten der damaligen Straßenbahn sucht. "Wenn dieser Verein Interesse hat, wäre ich gern bereit, meinen Grund und Boden zur Verfügung zu stellen, um ein kleines Stück hundertjährige Eisleber Geschichte wieder für alle Heimatliebenden wieder zugänglich zu machen", so Melissa Müller.