Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Mittelalter wird lebendig
Mansfeld/MZ. - Für zwei Tage fand wieder einmal ein mittelalterlicher Markt im passenden Ambiente statt.
Dass ein Karussell sich auch ohne Strom flott drehen kann, bewies das kleine Kettenkarussell von Vaclav aus Prag nicht weit vom Eingang: Ein möglichst kräftiger Vater oder auch Vaclav selbst brachten es per Handbetrieb in flotte Bewegung. Gleich daneben hatte Vaclav, der das erste Mal in Mansfeld war, eine Burg mit Figuren fürs Zielschießen mit einer Armbrust aufgebaut, was großen Anklang bei den jüngsten Besuchern fand. "Oma, das war cool. Ich habe mit der Armbrust sogar getroffen", freute sich der vierjährige Gordon aus Großörner und ging auf die Suche nach neuen Abenteuern.
Dazu musste er nur dem Beifallslärm aus einer Ecke des Schlosshofs nachgehen: Mit langen Säbeln schlugen hier zwei Männer in stählernen Harnischen aufeinander ein, dass es krachte, dazu reizten sie den jeweiligen Gegner mit Beschimpfungen zum Gaudi der zahlreichen Zuschauer, die mit Beifall nicht geizten, wenn einer der Kämpfer zu Boden ging. Die Rüstungen wiegen circa 30 Kilogramm, war von "Jörg von Wettin-stein" alias Jörg Hörbach (33) zu erfahren. Die ritterlichen Kämpfer gehören dem Verein zur Pflege mittelalterlichen Brauchtums und mittelalterlicher Kampfkünste an. Jörgs Ehefrau Franziska hat ihre Wurzeln in Hettstedt, und so nutzte sie den Aufenthalt auf Schloss Mansfeld gleich zu einem kleinen Familientreffen. In dem 20-köpfigen Verein mit Sitz in Bad Schlema gebe es eine genaue Rangordnung, erklärte "Leutnant Anton von Ronneburg", im bürgerlichen Leben Lehrausbilder Toni Seidemann. Alle Vereinsmitglieder gehen einem - wie sie sagen - ordentlichen Beruf nach als Lehrausbilder, Schornsteinfeger oder Bankkaufmann. Das Mittelalter sei ihr gemeinsames Hobby, und deshalb wurde 2008 der Verein gegründet.
Aus Zwickau angereist war Ulf Engel, seines Zeichens Steinmetz, und zeigte an einem Steinblock die mühselige Handarbeit seines Berufs: Aus dem Steinblock sollte eine"Irminsuli", eine Säule als Heiligtum der Germanen, entstehen. Ein Auftragswerk, wie er erzählte. Außer dem Steinmetz konnten die Besucher vielen Handwerkern auf die Finger sehen: Zum größten Teil aus Mansfeld kamen ein Schmied, ein Bogenbauer, Besenbinder, Drechsler und Lederarbeiter - diese Arbeiten hier seien meistens ihr Hobby, normalerweise arbeiten fast alle auf dem Bau.
Doch auch Feineres war zu bewundern - als Kettenanhänger dominierten Mini-Äxte bei Sebastian Porath. "Mein Vater baute Schiffsmodelle, darunter Wikingerschiffe, die oft als Amulett eine Axt im Bug eingelassen hatten. Das brachte ihn auf die Idee, solche Miniaturäxte als Glücksbringer herzustellen, und das mache ich weiter", erzählt der Junior. So gibt es Äxte von drei Millimeter bis fünf Zentimeter Größe in Kupfer, Silber, auf Wunsch auch in Gold. Wer wollte, konnte sich sein Amulett bei Zinngießermeister Rudolf Bruns selbst herstellen: Man suchte sich seine Lieblingsform aus, goss das flüssige Zinn (garantiert allergiefrei) in die Form, und nach kurzer Zeit hatte man das gewünschte Schmuckstück, das vom Meister noch mit einer Öse versehen wurde.
Guten Mutes waren die Badefrauen Karin, Almut und Heike: Ihre Partner Thomas und Michael hatten für warmes Wasser im großen Bottich gesorgt, für weibliche Badegäste hingen weiße Kittel, für männliche entsprechende Leinenhosen bereit, aber zunächst fand sich noch kein Badelustiger. "Die kommen schon noch", lachte Karin und wies in das gut ausgestattete Zelt, wo sich die Badegäste anschließend verwöhnen lassen konnten, sind die Badefrauen doch von Beruf Physiotherapeutin beziehungsweise Kosmetikerin.
Wer dann erst einmal genug gesehen und erlebt hatte, der konnte sich natürlich auch stärken - bei Röstbrot mit Knoblauch, bei Quenstedter Fettbemmchen mit Gurke und Rohmilchkäse, und bei Met oder Honigbier.