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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Keine Glocke wie die andere

Von burkhard zemlin 16.12.2012, 19:07

heiligenthal/MZ. - Aber sie hat auch selbst eine kleine Überraschung in Arbeit, wobei sie noch nicht verrät für wen: eine Glocke, die sie selbst aus Ton geformt hat. Allerdings mit Hilfe der Keramikerin Sylvia Richter-Rehberg, in deren Keller sie schon manches Mal nach dem Unterricht in der benachbarten Naturgrundschule zu Gast war. Bis zur Bescherung wird die Glocke allerdings nicht fertig werden, weil der Ton jetzt 14 Tage trocknen muss, bevor er zum ersten Mal in den Brennofen kann.

Wie alle Kinder im Kurs weiß Wilma, dass die Glocke erst im nächsten Jahr klingen kann. Doch sie hat Geduld. Sie hat ihre Freude im Keramikkeller, in dem ein kleiner Kachelofen Wärme spendet und vor dessen Fenster sich ein Entenpärchen tummelt. "Das sind Cinty und Bert", stellt Sylvia Richter-Rehberg die beiden vor, die neugierig durch die Scheibe gucken.

Die Kinder, die sich in ihrem Keller mit dem Ton zu schaffen machen, haben zu Hause alle Tiere. Der sechsjährige Jonas aus Helmsdorf ebenso wie Jette (8) und Vanessa (10) aus Rottelsdorf oder die siebenjährige Paula aus Adendorf. Hühner und Enten sind ihnen ebenso vertraut wie Hunde, Katzen, Schafe oder auch Pferde. Einige haben sogar selbst schon Tiere aus Ton geformt. Doch dieses Mal soll es eine Glocke werden, das haben sie sich alle gewünscht.

Die Arbeit beginnt wie immer sehr lautstark. Die Keramikerin ermutigt die Kinder, sie mögen doch mit den Fäusten mit aller Kraft auf den vor ihnen liegenden Tonklumpen trommeln. Das lassen sich die Kinder nicht zweimal sagen und trommeln, dass die Tischbeine wackeln. Der Keramikerin ist das aber noch nicht laut genug. Die Kinder sollen jetzt auch noch ihren "Kraftschrei" ausstoßen. "Traut euch!", feuert sie die Kinder an. "Lasst alles raus!"

Als das geschehen ist, wird es ganz still. "Jetzt können wir kreativ werden", sagt Sylvia Richter-Rehberg. Zuvor muss aber noch der Ton wie Kuchenteig dünn ausgerollt werden. Nachdem das getan ist zeichnet die Keramikerin jedem Kind schmale Blätter auf das weiche Material. Mit einem Stäbchen schneiden diese die Blätter nun selbstständig aus, drücken eine Feder auf den Ton, dessen Oberfläche das Muster sogleich annimmt. Bei dieser Beschäftigung vergeht die Zeit wie im Fluge.

Sylvia Richter-Rehberg gibt immer wieder Hilfestellung, lässt aber jedem ihrer Schützlinge Freiraum zur Gestaltung. "Jeder kann es so machen, wie er es schick findet", sagt sie. Und so gleicht am Ende der Stunde keine der aus Blättern zusammengefügten Glocken der anderen. Die eine erinnert eher an eine große Blüte, die andere wirkt fast wie ein kleiner Krake. Auch die Oberflächen des Tons sind jeweils anders gestaltet. Alle Glocken werden nun im nächsten Jahr zweimal gebrannt, danach glasiert. Es wird noch viel Arbeit kosten, bis sie fertig sind.