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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Gruft für Reckes ist reserviert

Von wolfram bahn 07.10.2012, 18:27

mansfeld/MZ. - Fred Finzel hat schon einiges auf Schloss Mansfeld erlebt. Doch das jemand in eine von Archäologen freigelegte Gruft springt und ruft "Hier will ich liegen!", das ist dem langjährigen Mitglied des Schloss-Fördervereins noch nicht untergekommen. Den ungewöhnlichen Beerdigungswunsch tat Adelbert von der Recke bei einer Stippvisite zu seinem 70. Geburtstag auf der Burg kund. Er ist Nachfahre der Familie, die letzter Besitzer des Schlosses war, ehe sie 1945 in den Westen ging.

"Und sein Wunsch wird ihm erfüllt", erzählt Finzel allen Besuchern, die mit ihm eine Führung durch das weitläufige Gelände machen. Der Spross eines weit verzweigten Adelsgeschlechts hat inzwischen für sich und seine Frau zwei Grabstellen auf dem kleinen Friedhof am Schloss, der sich über historischen Mauern mit der Gruft befindet, reservieren lassen. Dort sind bereits etliche seiner Vorfahren bestattet, so auch Eberhard Freiherr von der Recke, der 1920 in Dresden gestorben ist.

Verheiratet war er mit Gräfin Anna von der Schulenburg. Als preußischer Kammerherr und Kabinettsrat soll er Kaiser Wilhelm II. unter anderem 1889 auf dessen Reise nach Konstantinopel begleitet haben. Dabei wurde der Bau der Bagdadbahn beschlossen und der Grundstein für das spätere Bündnis zwischen dem Deutschen und dem Osmanischen Reich gelegt.

40 Jahre zuvor hatte Carl Adolf von der Recke den Schlossberg mit den Ruinen der drei ehemaligen Herrschaftssitze der Mansfelder Grafen erworben. Zwei Jahrzehnte später war das Schloss, so wie wir es heute kennen, fertiggestellt.

Die Burg auf dem Sporn mit dem Blick weit hinein ins Land, die zu den mächtigsten Festungsanlagen im Heiligen Römischen Reich zählte, ist niemals eingenommen worden. Auf diese Feststellung legt Fred Finzel besonderen Wert. "Darauf sind die Mansfelder bis heute stolz", fügt er an. Nachdem die Festung im Dreißigjährigen Krieg mehrfach belagert worden war, ist sie schließlich 1637 kampflos an die Schweden übergeben worden.

Auf Bitten der Mansfelder Stände ist die Burganlage bald darauf geschleift worden. Lediglich die Schlösser der Mansfelder Grafen, die 1780 ausstarben, blieben stehen. Sie verfielen, bis die von der Reckes kamen. Doch auch sie hatten nicht genug Geld, um alles wieder herzurichten. Immerhin: Die Schlosskirche haben die Freiherren im Jahre 1907 saniert. Es dauerte fast ein Jahrhundert, bis sich ein Förderverein, der 1997 gegründet wurde, anschickte, die Ruinen für die Nachwelt zu erhalten. Rund zehn Millionen Euro an Fördergeld sind seither in Sicherungsarbeiten geflossen. Ein Viertel davon wird die Sanierung der Schlosskirche verschlingen. Die Überreste von Schloss Mittelort gleich neben der eingerüsteten Kirche sind mittlerweile soweit hergerichtet, dass sie vorzeigbar sind. Die Lutherkanzel, eine architektonische Rarität, könnte noch originalgetreu ausgebaut werden. "Doch dafür fehlt uns das Geld", sagt Finzel. Fast fertig ist dagegen die alte Wächterstube. Dort soll ein Museum einziehen.