Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Abwasser quillt aus Gullys
harkerode/MZ. - Stefan Kahlenberg aus Harkerode hat die Nase gestrichen voll. Oder besser gesagt: seinen Garten. Mit Abwasser und Toilettenpapierfetzen, die mehrmals im Jahr aus dem Gully - 50 Meter vom Wohnhaus entfernt - an die Oberfläche quillen. Sich dann auf dem Gelände verteilen und in den Schlossbach sickern, der in die Eine mündet. Sechs Jahre geht das schon so. Zuletzt sprudelte die braune Brühe kurz vor Silvester am 28. Dezember über mehrere Stunden über seinen Rasen.
"Es ist das Abwasser von ganz Sylda und tritt an zwei Stellen über, seitdem der Ort an das Abwassernetz angeschlossen wurde", sagt Kahlenberg, der sich mit dem Problem nicht nur vom zuständigen Abwasserzweckverband Hettstedt, sondern auch von den Behörden im Stich gelassen fühlt. "Ich war bei der Polizei, dem Ordnungsamt von der Stadt Arnstein und bei der Unteren Wasserbehörde in Eisleben. Aber keiner konnte mir weiterhelfen", sagt Kahlenberg.
Im Gegenteil. Seit mehreren Jahren fechtet er das Problem nun schon mit dem AZV Hettstedt vor Gericht aus. In der Hoffnung auf eine Lösung, denn bisher rückten nach den Überflutungen lediglich Rohrspültrupps aus. Die Rückstände auf Kahlenbergs Rasen blieben liegen. "Ein Gutachter hat nun festgestellt, dass die Leitung hätte so nicht gebaut werden dürfen. Sie ist viel zu klein, deshalb läuft das Schmutzwasser aus den Gullys über", sagt der 32-Jährige. Endgültig gelöst werden könne dies nur durch den Einbau zweier Pumpen oder neuer, größerer Rohre. "Aber wer bezahlt den Baupfusch?", fragt sich Kahlenberg und befürchtet: die Beitragszahler.
"Die Kosten fließen in die Gebührenermittlung ein, aber nicht nur für die Anwohner, sondern für alle Beitragszahler", bestätigt Andreas Krieg, Geschäftsführer des AZV Hettstedt. Denn momentan sei ein neues Pumpwerk zwischen Sylda und Harkerode in Planung, das bis Ende März angeschlossen werden soll. "Der Schmutzwasseraustritt ist nicht zu akzeptieren", bestätigt Krieg. Er entschärft aber zugleich Befürchtungen vor gesundheitlichen Folgen: "Es scheint wohl so zu sein, dass der Übertritt bei Starkregenfällen auftritt. Dadurch setzt ein Verdünnungseffekt ein." Und dennoch: Jetzt hat sich auch der Landkreis eingeschaltet, wie aus der Pressestelle zu erfahren war. Nachdem Landrat Dirk Schatz vergangene Woche darüber informiert wurde, schickte er das Umweltamt in die Spur. "Bei der Besichtigung konnte jedoch die Ursache nicht erkannt werden", sagte eine Landkreissprecherin. Das Umweltamt betreibe jedoch derzeit Ursachenforschung, um anschließend Maßnahmen einzuleiten.