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Mansfeld Mansfeld: Ex-Bürgermeister ist das Loslassen schwer gefallen

Von wolfram bahn 29.05.2013, 16:56
Dietmar Sauer vor der schmucken Spangenberghalle, deren Bau er trotz Widerstände vorangetrieben hat.
Dietmar Sauer vor der schmucken Spangenberghalle, deren Bau er trotz Widerstände vorangetrieben hat. winterfeld Lizenz

mansfeld/MZ - Wie der Zufall es will, taucht plötzlich eine Klasse vor der Spangenberghalle in Mansfeld auf. „Hallo meine Kleine, streng dich an“, ruft Dietmar Sauer einem blonden Mädchen aus der Gruppe zu. Es ist seine siebenjährige Enkelin Hanna, der dieser aufmunternde Gruß gilt. „Sie deckt inzwischen einen großen Teil meiner Freizeit ab“, sagt der frühere Bürgermeister der Stadt. 17 Jahre lang führte er die Amtsgeschäfte, ehe er im Februar 2011 seinen vorzeitigen Abschied nahm. Im gleichen Jahr gab es Landtagswahlen, da sollten die Mansfelder gleich einen neuen Bürgermeister bestimmen.

Nicht nur in dieser Hinsicht denkt der heute 69-jährige studierte Ingenieur pragmatisch. Obwohl er das rote SPD-Parteibuch in der Tasche hat, spielten ideologische Dinge in seiner Arbeit kaum eine Rolle. „Die Bürger interessiert sowas weniger, sie gucken, was du für sie und das Leben in dem Ort machst“, weiß er aus Erfahrung.

Aus diesem Grund ist Sauer auch ins Rathaus eingezogen. „Ich wollte was bewegen, mich einmischen und für die Menschen was erreichen“, umreißt er sein Credo. Insofern sei das Amt des Bürgermeisters „für mich wie auf den Leib geschneidert gewesen“, bekennt er. Und weil er mit Herzblut und Spaß bei der Sache gewesen sei, „ist mir das Loslassen auch sehr schwer gefallen“, räumt er freimütig ein.

Vor allem in den ersten Wochen habe er sich zwingen müssen, nicht wie all die Jahre zuvor täglich ins Rathaus zu gehen. „Das lag auch daran, weil wir uns in der Verwaltung menschlich gut verstanden haben“, blickt er zurück. Und er wollte nicht den Eindruck erwecken, dass er seinem Nachfolger auf die Finger schauen würde. Dreimal war er seither im Rathaus, „zweimal, um einen neuen Ausweis abzuholen“, sagt Sauer.

Langeweile kennt der Mann, den immer noch viele Leute auf der Straßen begrüßen, auch als Ruheständler nicht. Das rund 5 000 Quadratmeter große Grundstück, auf dem seine Familie lebt, muss in Schuss gehalten werden. „Da gibt es immer was zu tun“, spricht er allen Hausbesitzern aus der Seele. Und da ist auch noch sein Hund, ein schwarzer russischer Terrier, der ausgeführt werden will.

„Mit ihm bin ich oft anderthalb bis zwei Stunden unterwegs“, erzählt Sauer. Gleich hinter dem Haus geht er mit ihm auf den Schäferberg und weiter zum Schloss. Oder er fährt nach Saurasen oder Ritzgerode zur Wassermühle, „wo man kaum einem Menschen begegnet.“ Zusehends fällt es dem fast elf Jahre alten Rassehund aber schwer, mit seinem Herrchen mitzuhalten. Denn der legt ein straffes Tempo vor. „Ich brauche Bewegung, um fit zu bleiben“, sagt er. Zweimal in der Woche schwingt sich Sauer deshalb auf sein Fahrrad und erkundet die Gegend.

Da geht es bei den regelmäßigen Treffen mit den „Uraltherren“ des MSV Mansfeld gemütlicher zu. Bei diesem Stammtisch der Fußball-Oldies wird natürlich gefachsimpelt. Wobei Sauer, der früher in Großörner dem runden Leder nachjagte, keinen Hehl daraus macht, dass er Sympathien für Bayern München hegt und sich demzufolge auch über den Gewinn der Champions-League-Trophäe gefreut hat.

Zusammen mit ihren Frauen unternimmt die Truppe auch Ausflüge, trifft sich zum Grillen oder geht kegeln. Seit 1970 ist der gebürtige Oppelner (Schlesien) verheiratet.

Sauer wuchs in der Lausitz (Schwarzheide) auf, ehe er 1968 nach dem Studium nach Mansfeld kam. „Hier fühle ich mich pudelwohl“, sagt er. Und auch sonst ist er nach eigenem Bekunden wunschlos glücklich. Allerdings bedauert er, dass das Areal mit dem Hotel „Goldener Ring“, das gegenüber dem Elternhaus von Martin Luther lag, nicht wieder saniert werden konnte. „Das Reformationsjubiläum 2017 wird Mansfeld dennoch einen ungeheuren Schub bringen“, glaubt Sauer. Und da kommt dann wieder der Bürgermeister durch.

Als Bürgermeister versuchte Sauer vergeblich, das alte Ring-Hotel zu retten.
Als Bürgermeister versuchte Sauer vergeblich, das alte Ring-Hotel zu retten.
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