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Lebenshilfe Mansfelder Land Lebenshilfe Mansfelder Land: Funde verzögern Baubeginn an der Eisleber Alleebreite

Von jörg müller 09.06.2015, 19:17
Der Archäologe Torsten Montag hat auf einer der beiden Bauflächen ein Grab aus der Jungsteinzeit gefunden.
Der Archäologe Torsten Montag hat auf einer der beiden Bauflächen ein Grab aus der Jungsteinzeit gefunden. Jürgen Lukaschek Lizenz

eisleben - Die Lebenshilfe Mansfelder Land startet in Eisleben eines ihrer größten Bau-Projekte der vergangenen Jahre. Auf dem Gelände an der Alleebreite entsteht ein Werkstatt-Neubau für mehr als 100 behinderte Mitarbeiter. In das neue Gebäude werden die Bereiche ziehen, die bislang in der Karl-Fischer-Straße untergebracht sind, wie die Buchbinderei, die Hauswirtschaft, die Näherei und der Garten- und Landschaftsbau. Die Wäscherei wird mit der bestehenden Wäscherei am Hauptsitz zusammengelegt.

Die Lebenshilfe Mansfelder Land ist 1992 aus dem Lebenshilfe-Verein Hettstedt/Großörner und dem Kreisrehabilitationszentrum Eisleben hervorgegangen. Seit dem vergangenen Jahr gibt es neben dem Lebenshilfe-Verein als Träger die beiden gemeinnützigen Unternehmen Mitteldeutsche Werkstätten sowie Mitteldeutsche Wohn- und Betreuungsstätten gGmbH.

Diese sind jetzt die Betreiber der Werkstätten beziehungsweise Wohnheime. Grund für die Neustrukturierung: Die Vereinsform sei nicht mehr effektiv genug für einen Betrieb dieser Größenordnung gewesen, wie es damals hieß. Denn die Lebenshilfe Mansfelder Land mit Hauptsitz in Eisleben hat sich mittlerweile zu einem Unternehmen mit 165 fest angestellten und 50 weiteren Mitarbeitern entwickelt. In sechs Werkstätten sind insgesamt 560 Behinderte beschäftigt. „Die Auftragslage ist stabil“, so Geschäftsführerin Nicole Kühnold. Produziert wird für andere Firmen sowie für Privatkunden.

Das alte Objekt in der Karl-Fischer-Straße ist der Lebenshilfe bereits seit längerem ein Dorn im Auge. Das Gebäude - es gehört dem Landkreis - ist in keinem guten Zustand und entspricht auch nicht mehr den modernen Standards. Größtes aktuelles Problem ist jedoch: „Wir erfüllen dort die Brandschutzauflagen nicht“, so Nicole Kühnold, Vorsitzende des Lebenshilfe-Vereins und Geschäftsführerin der Mitteldeutsche Werkstätten gGmbH. „Wir haben zunächst ein Ersatzobjekt in Eisleben gesucht.“ Allerdings wären die Mietkosten langfristig höher gewesen, als die Kosten für einen Neubau. So sei schließlich die Entscheidung für das Projekt gefallen, so Kühnold. Investiert werden rund 3,5 Millionen Euro - 80 Prozent kommen von der Sozialagentur Sachsen-Anhalt; der Rest sind Eigenmittel. Die neue Werkstatt wird aus zwei Häusern mit insgesamt 1 800 Quadratmetern Grundfläche bestehen. Die Fertigstellung ist für Herbst kommenden Jahres geplant.

Der Baubeginn, für den gestern der symbolische erste Spatenstich vollzogen wurde, hat sich freilich etwas verzögert. Grund sind einige Funde, die der Archäologe Torsten Montag bei der Untersuchung der Baufläche gemacht hat. „Wir haben eine schnurkeramische Bestattung gefunden“, so Montag. Die Schnurkeramik (um 2 800 bis 2 200 v. Chr.) ist eine Kultur in der späten Jungsteinzeit. „Vermutlich handelt es sich um das Grab eines Kindes“, so der Archäologe. Allerdings sei die Fundstelle durch eine frühere landwirtschaftliche Bearbeitung „extrem gestört“ worden. Die Bestattung wird jetzt noch dokumentiert und geborgen. Außerdem zeigen sich auf den beiden Flächen Grubensysteme, die aus der späten Bronzezeit/frühen Eisenzeit stammen dürften. Der Archäologe, der von drei Lebenshilfe-Mitarbeitern unterstützt wird, geht davon aus, dass die Grabung noch etwa zwei Wochen dauern wird. (mz)

Geschäftsführerin Nicole Kühnold (3. von links), Mitarbeiter und Werkstatt-Beschäftigte beim gestrigen ersten Spatenstich für den Neubau.
Geschäftsführerin Nicole Kühnold (3. von links), Mitarbeiter und Werkstatt-Beschäftigte beim gestrigen ersten Spatenstich für den Neubau.
Jürgen Lukaschek Lizenz