Kirche in Hettstedt Kirche in Hettstedt: Neue Glocken für St. Jakobi

Hettstedt/MZ - Nach Jahrzehnten soll das Geläut der Hettstedter Jakobikirche wieder vervollständigt werden. Am 10. Mai werden in Brockscheid (Vulkaneifel) zwei neue Glocken für die Hettstedter Jakobikirche gegossen. Rund 130.000 Euro wird der Glockenguss samt Transport und Einbau kosten.
In Sachsen-Anhalt wird das der zweitgrößte und dritt-schwerste Neuguss seit der Wende sein, erklärt Sebastian Bartsch, der Pfarrer der Hettstedter Jakobikirche. Immerhin hat die größere der beiden Glocken einen Durchmesser von 155 Zentimetern und wird 2,4 Tonnen wiegen. Dann hat das Hettstedter Geläut wieder fünf Glocken, wodurch ein sogenanntes Idealmotiv entsteht. Da Glocken im eigentlichen Sinne als Musikinstrumente gelten, kann man sich ein Geläut wie ein Orchester vorstellen. Bisher fehlt darin der tiefe Grundton. Mit der neuen Jakobusglocke wird dieses Ensemble dann wieder wie früher einen runden Klang haben.
Die fünfte und größte Glocke fehlt immerhin schon seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. „Im Krieg wurden alle Glocken bis auf eine für die Rüstungsproduktion abgehängt“, erklärt Bartsch. Sie wurden dann in Hamburg eingelagert und sollten eigentlich eingeschmolzen werden. „Dazu kam es aber glücklicherweise nicht“, sagt der Pfarrer. Die Glocken kamen zwar zurück, aber die größte Glocke, also die mit dem tiefsten Klang, war beschädigt. „Beim ersten Glockenschlag brach sie“, so der Pfarrer. Sie wurde dann doch noch eingeschmolzen. Aus ihr wurden zwei andere Glocken für St. Jakobi gegossen.
Die Glockengießerei in Brockscheid wird am 10. Mai insgesamt zehn Glocken gießen. Die Hettstedter Glocken sollen ab 11 Uhr gegossen werden. Für die Fahrt in die Vulkaneifel hat die Kirchengemeinde einen Reisebus angemietet, in dem noch einige Plätze frei sind. Interessierte können sich bei der evangelischen Kirchengemeinde am Kirchplatz in Hettstedt informieren.
Allerdings sollte man schon Frühaufsteher sein, wenn man an der Fahrt teilnehmen möchte. Denn der Bus soll bereits um 4 Uhr morgens vom Hettstedter Busbahnhof abfahren. (jr)
Gleichzeitig soll eine stählerne Glocke aus den 50er Jahren ausgemustert werden. „Sie ist am Ende ihrer Lebenserwartung“, so Bartsch. Diese Glocke wird durch die neue Tauf- und Kinderglocke ersetzt. Sie wird einen Durchmesser von 77 Zentimetern haben. Auf ihrer Außenwand sollen die Namen von Täuflingen der Gemeinde und auch die von Sternenkindern - das sind Kinder, die nicht lebend zur Welt gekommen sind - geprägt werden. Die Namen stehen aber schon fest. Denn gegen eine Spende konnten Gemeindemitglieder auch die Vornamen ihrer Sternenkinder oder eines geliebten Taufkindes in der Glocke verewigen.
„Es war unheimlich schwierig, einen Glockengießer zu finden“, erinnert sich Bartsch. Seines Wissens nach ist die Brockscheider-Gießerei die einzige in Deutschland, die so große Glocken anfertigen kann. Die größere Herausforderung dürfte allerdings der Einbau der Glocken in den Glockenstuhl werden. Denn einen Kran kann man zwischen Kirche und Grundschule nicht aufstellen. „Der ist für den Untergrund einfach zu schwer“, erklärt Bartsch.
Geläut soll elektrifiziert werden
Denn dort wurde der Untergrund damals aufgeschüttet. Die Glocken müssen also auf traditionelle Art über ein Gerüst und mit Flaschenzügen hochgehievt werden. Um die Glocken dann aber in den Turm zu bekommen, müssen auch noch eines der Fenster samt dem steinernen Rahmen und ein Stück der Turmmauer herausgebrochen werden.
Zum Glockeneinbau soll auch das gesamte Geläut elektrifiziert werden. Der genaue Einbautermin steht noch nicht fest. Bartsch hofft, dass bis zum nächsten Zwiebelmarkt Ende September das Projekt abgeschlossen werden kann. Zumindest steht der Weihetermin schon einmal fest. Beide Glocken sollen im Herbst zum Tag des offenen Denkmals auf dem Marktplatz der Kupferstadt geweiht werden.
