Kirche Großörner Kirche Großörner: Jede Pfeife wird bearbeitet
Großörner - Sie ist das wertvollste Kunstgut in der Dorfkirche St. Andreas in Großörner: die 1884 erbaute Orgel. Geschaffen hat sie Friedrich Ladegast, einer der bedeutendsten Orgelbaumeister seiner Zeit. Das Instrument, das die Landes-Denkmalbehörde in die obere Kategorie einordnet, war zwar noch spielbar. „Aber wenn man zu lange mit einer Restaurierung wartet, steigen die Kosten ins Unermessliche“, sagt Klaus Reger, Vorsitzender des Arbeitskreises „Die Kirche muss im Dorf bleiben“. Er ist deshalb sehr froh, dass es dem Arbeitskreis gemeinsam mit der Kirchengemeinde gelungen ist, die erforderlichen Mittel für die Sanierung einzuwerben: rund 80.000 Euro.
„Das war für uns ein Kraftakt.“ Das Geld kommt vom Arbeitskreis, der Kirche, Lotto-Toto sowie von der Sparkasse Mansfeld-Südharz und der Sparkassenstiftung. Mittlerweile sind die Arbeiten in vollem Gange. „Wir hoffen, dass die Orgelbauer bis Ende November fertig werden“, so Bernd Hojenski, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates. Am 1. Adventssonntag, ein Tag vor dem Andreas-Tag (30. November), könnte dann die restaurierte Orgel eingeweiht werden.
„Wir hatten uns schon lange vorgenommen, die Orgel zu sanieren“, sagt Reger. „Aber zuerst mussten natürlich das Dach und die Fenster dicht sein.“ Voraussetzung für eine finanzielle Förderung sei gewesen, den Originalzustand der Orgel wiederherzustellen. Denn die ursprünglich romantische Orgel sei in den 1950er Jahren durch Veränderungen in zwei Registern zu einer barocken Orgel umgebaut worden. Zudem mussten während des Ersten Weltkriegs alle Zinnpfeifen abgeliefert werden. Als Ersatz wurden später geringwertigere Zinkpfeifen eingebaut. Von Vorteil für die Restaurierung sei, so Reger, dass die Originaldokumente von 1884 - Kostenvoranschlag, Rechnung und Abnahmeprotokoll - noch vorhanden sind.
Die St.-Andreas-Kirche ist romanischen Ursprungs. Der Turm und Teile des Schiffs stammen aus dem 11. oder 12. Jahrhundert. Nach 1400 ist die Kirche umgebaut und erweitert worden, wie der Chronist Cyriacus Spangenberg berichtet. Dabei wurde sie im gotischen Stil gestaltet. 1742 folgte eine barocke Ausgestaltung - von der nur noch ein Medaillon erhalten ist. 1813, während der napoleonischen Besatzung, sollte die Kirche zu einer Festung umgebaut werden.
Der Pfarrer konnte die Franzosen zum Glück hinhalten, bis sie plötzlich Befehl zum Abzug erhielten. Eine größere Renovierung und der Einbau der neuen Orgel fanden 1883/84 statt. 1894 wurde die Kirche neugotisch und mit dem Tonnengewölbe umgestaltet. Im Zuge einer Renovierung 1972, vor der 1000-Jahr-Feier des Ortes, erhielt der Kirchenraum sein heutiges, sehr schlichtes Aussehen.
Laut dem Orgelbauer Thoralf Möbius von der Dresdener Firma Jehmlich ist das Instrument in Großörner in einem sehr gut erhaltenen Zustand. Gleichwohl gebe es zahlreiche kleinere Schäden, wie zum Beispiel Risse und Holzwurmlöcher in den Holzpfeifen. Tischlermeister Frank Liebmann überarbeitet jede einzelne Holzpfeife und sorgt dafür, dass sie wieder winddicht verschlossen ist, damit es beim Spielen keine Pfeiftöne gibt.
Als erstes ist die Orgel auseinandergenommen und gründlich gereinigt worden. Denn durch einen Spalt zwischen Decke und Wand war über längere Zeit Staub und Schmutz auf das Instrument gerieselt. Außer den Pfeifen müssen die Mechanik, das Leder der Blasebälge und der Spieltisch restauriert und die originalen Register rekonstruiert werden. Erneuert werden auch das Gebläse und der Motor - beides circa 100 Jahre alt. „Die Blasebälge können aber auch immer noch mit Muskelkraft betrieben werden“, so Orgelbauer Möbius. (mz)