Hettstedt Hettstedt: Spuren führen bis nach Italien
hettstedt/MZ. - Und mit Unterstützung seines Chefs, Eckhardt März, der in Hettstedt ein Büro als öffentlich bestellter Vermesser betreibt, sollen nun alle diese wertvollen zeitgeschichtlichen Dokumente in Originalgröße ausgedruckt werden.
Die älteste Urkunde stammt von König Heinrich I. aus dem Jahre 922, die jüngste hat der Staufer-Kaiser Friedrich Barbarossa 1169 unterzeichnet. "Ich hätte nicht gedacht, so viele Urkunden zu entdecken, aber auch nicht, dass es so mühselig wird, sie zu bekommen", räumt Gremmer ein, der wie sein Chef aus Wallhausen stammt.
Auslöser der ungewöhnlichen Aktion ist die Landesausstellung "Otto der Große und das Römische Reich - Kaisertum von der Antike bis zum Mittelalter", die zu seinem 1 100. Geburtstag in Magdeburg ausgerichtet wird. Wallhausen ist einer der Korrespondenzstandorte, gilt der Ort schließlich als Geburtsstätte von Kaiser Otto I. Am 23. November 912 soll er hier das Licht der Welt erblickt haben.
Einen konkreten Beleg dafür gibt es allerdings nicht. Auch von der Pfalz in Wallhausen, in der einst Kaiser und Könige weilten, wurden bis heute - im Gegensatz zum benachbarten Tilleda - keine Spuren gefunden. Vermutet wird, dass sie sich an der Stelle befand, an der heute das Schloss steht.
Gremmer, der auch ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger ist, sucht selbst seit mehr als zehn Jahren nach archäologischen Beweisen für die Existenz der Pfalz inseinem Heimatort. "Ich bin leider bis jetzt nicht fündig geworden", bedauert der gelernte Modelltischler, der früher bei der Maschinenfabrik in Sangerhausen gearbeitet hat, bis sie durch kriminelle Machenschaften den Bach runterging.
Dass Wallhausen bei den ottonischen Herrschern einen hohen Stellenwert besaß, zeigen die zahlreichen Urkunden, die die Könige und Kaiser aus diesem sächsischen Adelsgeschlecht hier ausgestellt habenden. Meist ging es dabei um Besitzüberschreibungen, Jagdrechte, Schenkungen oder Erbschaften. Insgesamt 56 dieser mittelalterlichen Urkunden aus Wallhausen sollen es gegeben haben. Das hatte bereits Ortschronist Klaus Thieme herausgefunden, der 2008 zur 1100-Jahr-Feier des Ortes dazu eine längere Abhandlung schrieb.
Diese Ortschronik war die Grundlage für Gremmers Nachforschungen. Die meisten Urkunden sind zudem in der "Monumenta Germaniae Historica" von Theodor Sichel erwähnt. Im Herbst 2010 kam Gremmer auf die Idee, wenigstens diese Urkunden anlässlich der Landesausstellung in Wallhausen zu präsentieren, wenn schon von der Pfalz selbst nichts mehr übrig ist. Er ahnte damals freilich nicht, welche Sisyphusarbeit er sich damit aufgebürdet hat.
Monate lang durchforstete er Archive, suchte in historischer Literatur nach Hinweisen über den Verbleib der Urkunden und telefonierte europaweit herum. Bis nach Italien führten die Spuren. Auch das Internet kam ihm zugute. Vieles hatte die Weltkriege nicht überlebt. "Dr. Klare vom Landesarchiv hat mich bei meiner Suche glücklicherweise immer unterstützt", sagt er.
So konnte der Hobbyforscher nach mühsamer Recherche immerhin 32 Urkunden aufspüren. Nicht überall stieß Klaus Gremmer mit seinem Anliegen sofort auf Zustimmung. Schließlich musste manches Archiv die Dokumente erst auf eine CD brennen, um sie verschicken zu können. 30 Urkunden hat er inzwischen aufgetrieben. Ein Großteil davon wurde bereits in Hettstedt bearbeitet und ausgedruckt. Doch auch die Vervielfältigung der Urkunden war nicht so leicht. "Wir mussten erst mehrere Papiersorten testen", berichtet März. Die zwei fehlenden Urkunden will Gremmer unbedingt noch an Land ziehen. Und dann übergibt er die Sammlung seiner Heimatgemeinde in der Hoffnung, dass die Dokumente dort zur Landesausstellung an einem würdigen Platz präsentiert werden.