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Hettstedt Hettstedt: Ebay-Agent auf Erfolgsspur

Von Jörg reiber 01.02.2013, 17:37

Hettstedt/MZ. - Kleiner Lagerraum und ein kleines Büro mit Schreibtisch, Drucker, Telefon, Notebook und Digitalkamera - mehr braucht Ente011177 - so heißt die Ebay-Anmeldung von Mario Lenke (36) - nicht für sein Geschäft. Seit knapp vier Jahren ist der Hettstedter hauptberuflich Online-Händler und bietet unter anderem seine Dienste als Verkaufsagent auf der wohl bekanntesten Auktionsplattform Ebay an.

Seinen ersten Großauftrag bekam er von einem Bekannten aus Unterrißdorf. Der hatte einen größeren Restposten von seinem Vater übernommen. Darin waren auch einige Packungen mit DDR-Tampons enthalten. "Selbst diese Dinger ließen sich noch verkaufen", staunt Lenke noch heute. Das war dann auch der Zeitpunkt, wo er von seinen Beruf als Bürokaufmann in Brandenburg und seiner nebenberuflichen Handelstätigkeit in die Selbstständigkeit wechselte. Denn sonst wäre der Auftrag gar nicht zu bewältigen gewesen, wie er sagt.

"Im Monat kommen etwa 15 Kunden zu mir, die ihre Sachen auf Ebay verkauft haben möchten. Die meisten von ihnen möchten sich nicht selbst mit dem Verkauf befassen. Nur ganz selten ist mal einer dabei, der selbst keinen Ebay-Account hat", erklärt Lenke. Meist bringen sie ihm ältere Unterhaltungselektronik, Kleidung, Spielsachen, Schallplatten oder Haushaltsgegenstände. "Ein Kunde hatte mal alte Independent-Rock CDs im Keller gefunden, die ich für ihn verkaufen sollte. Da hatte sich dann tatsächlich ein Liebhaber aus Japan dafür gefunden", erinnert sich Lenke.

Sein bisher größter Artikel war ein Auto, ein Skoda Octavia, den er im Auftrag einer Familie verkauft hat, sagt er. Wenn jemand mit seinen Waren zu ihm kommt, berät er ihn erst einmal ausführlich und klärt ihn nach einer kurzen Recherche über die erzielbaren Preise auf. "Oft muss ich dann auch die Preisvorstellungen der Interessenten nach unten korrigieren, oder schicke auch mal jemanden wieder weg, wenn ich keine Absatzmöglichkeit für dessen Artikel sehe. Da geht es dann meist um Briefmarken, Überraschungsei-Figuren und Bücher. Solche Sachen sollte man doch lieber direkt an Sammler verkaufen." "Für den Verkauf bekomme ich eine Provision, von meist 25 Prozent. Wenn der Betreffende damit einverstanden ist, bleiben die Waren bei mir", sagt Lenke. Sie werden fotografiert und bei Ebay eingestellt. Auch um den Versand kümmert er sich gleich selbst. Schließlich trägt er als Gewerbetreibender das volle Risiko. "Ich muss natürlich das 30-tägige Widerrufsrecht gewähren und eine einjährige Gewährleistung auf die Sachen geben, die ich verkaufe", berichtet Lenke.

Dass es sich dabei gar nicht um seine eigenen Waren handelt und er den Verkauf eigentlich nur vermittelt, spiele dabei keine Rolle. Aber eine Reklamation oder eine Rücksendung kämen ohnehin nur höchst selten vor. "Auf den Kosten bleibe ich dann aber sitzen", erklärt er. Einmal wurden ihm auch schon dubiose Waren angeboten. "Per E-Mail meldete sich jemand bei mir, der angeblich einen großen Restposten Unterhosen der Marke Hugo Boss zu verkaufen hätte. Bei einem Anruf wurde mir dann erklärt, der Versand würde von der Türkei aus organisiert und ich solle einfach nur verkaufen. Ab dem Zeitpunkt war die Sache dann für mich erledigt", sagt Lenke.

Inzwischen arbeitet er auch mit einem Insolvenzverwalter zusammen und verkauft Insolvenzmassen. "Nur von Privatleuten könnte ich nicht leben", berichtet er. Seine Freundin betreibt ebenfalls einen Online-Shop auf Ebay. "Der ist aber nur für Ost-Produkte", sagt Lenke. Sein Geschäft läuft so gut, dass er ein kleines Ladenlokal eröffnen möchte. Dafür hat er sich im Akazienweg Räume angemietet.