Integrationsprojekt Hettstedt: ASB Arbeiter-Samariter-Bund hilft Flüchtlingen

Hettstedt - Annette Künzl sitzt zusammen mit Bengin Murad und Ala Othman in ihrem Büro beim Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) in Hettstedt. Vor ihnen liegen mehrer Blätter auf einem Tisch ausgebreitet. „Es geht darum, dass Obst mit in die Kita gebracht werden soll. Ihr müsst auch angeben, ob es da irgendwelche Allergien bei eurer Tochter gibt“, sagt Künzl und zeigt auf die Unterlagen. Das syrische Ehepaar nickt verständnisvoll.
Hettstedt: ASB mit Integrationspreis ausgezeichnet
Künzl ist Fachkraft für Integration und Projektarbeit beim Regionalverband Mansfeld-Südharz des ASB. Dort unterstützt sie Geflüchtet in alltäglichen Lebenslagen. „Sei es bei Behördengängen, Arztbesuchen, dem Ausfüllen von Anträgen und vielem mehr“, beschreibt sie ihre Arbeit. Im Oktober 2015 begann Künzl diese im Rahmen des Flüchtlingsprogramms, das nun mit dem Integrationspreis des Landes ausgezeichnet wurde.
In der Kategorie „Teilhabe stärken - Ankommen gestalten: Erstinformation, Bildung und Begleitung für Geflüchtete und Zugewanderte“ bekam der ASB den ersten Platz und eine Spende in Höhe von 1.000 Euro. „Das ist sehr schön, wenn die eigene Arbeit so gewürdigt wird“, sagt Künzl und kämpft mit den Tränen.
Freudentränen, wie sie sagt. Nicht nur über die Auszeichnung an sich, sondern auch über die Unterstützung, die sie im Projekt erhält. „Ich habe hier so viele fleißige Helfer an meiner Seite“, sagt sie.
Arbeiter-Samariter-Bund: Deutschkurse für Flüchtlinge
Einer von ihnen ist Ottfried Stadel, der gerade Künzls Büro betritt. Der pensionierte Deutschlehrer kam 2016 durch Zufall zum ASB. Damals suchte er Räume, um seinen Deutschkurs für Flüchtlinge durchführen zu können. In der Hettstedter Carl-Christian-Agthe-Straße, dem Sitz des ASB, wurde er fündig und blieb. Seitdem seien neben dem Deutschunterricht noch viele weitere Aufgaben dazugekommen, sagt Stadel.
„Unterstützung bei Behördengängen, das ist zum Beispiel sehr wichtig“, sagt der Rentner, während er einige Dokumente kopiert. Mittlerweile fahre Stadel vier Mal pro Woche von Sangerhausen nach Hettstedt, um beim ASB zu helfen.
Insgesamt sind 35 Mitarbeiter - sowohl Festangestellte als auch Ehrenamtliche - für die Einrichtung tätig, erklärt Geschäftsführer Jörg Ziegner. Dazu kämen noch rund 15 bis 20 Ehrenamtliche, die den Sanitätszug Sangerhausen, einem Einsatztruppe, der im Bereich Katastrophenschutz tätig ist, angehören.
Aber auch die Flüchtlinge selbst würden regelmäßig helfen. Bengin Murad zum Beispiel unterstütze die Mitarbeiter, wenn sie einen Dolmetscher brauchen. „Das ist einfach so entstanden. Aber ich helfe sehr gerne mit“, sagt er. Bei den regelmäßigen Lieferungen für die Kleiderkammer, die sich im ASB-Gebäude befindet, fassen die Flüchtlinge ebenfalls mit an, berichtet Karina Sommerfeld, Geschäftsstellenleiterin in der Hettstedter Einrichtung.
Arbeit des ASB: Auch die Flüchtlinge helfen mit
Dass dieses Hand-in-Hand einmal eintritt, hatte zu Beginn des Projekts keiner gedacht. „Ich wusste ja nicht, akzeptieren sie mich und wie klappt das mit der Sprache“, erinnert sich Künzl. Und Sommerfeld ergänzt: „Wir haben alle bei Null angefangen. Es hat sich aber alles zusammengefunden.“
Seit diesen Anfängen hätte sich das Projekt auch weiter entwickelt, meint Geschäftsführer Ziegner. Ging es zuerst fast ausschließlich darum, Möbel- und Kleiderspenden zu organisieren, helfen die Mitarbeiter mittlerweile vermehrt im Alltag, so Ziegner.
In Zukunft hofft er, das Projekt weiter ausbauen zu können, und zwar auf den restlichen Landkreis. Denkbar wären beispielsweise Zweigstellen in Sangerhausen oder Eisleben zu errichten. Bisher seien das aber nur Überlegungen, meint Ziegner. (mz)