Gnadenhochzeit in Mansfeld Gnadenhochzeit in Mansfeld: Anni und Kurt Frydrychowski sind seit 70 Jahren verheiratet

Mansfeld - Da kommen einige Ehejahre zusammen: Landrätin Angelika Klein hat vor 44 Jahren ihr Ja-Wort gegeben. Gustav Voigt, Bürgermeister der Stadt Mansfeld, ist in zweiter Ehe inzwischen auch schon wieder über 20 Jahre lang verheiratet. Und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff trägt seit nunmehr fast 41 Jahren einen Ehering. Doch ihre Hochzeitstage verblassen vor dem Jubiläum, das Anni und Kurt Frydrychowski aus Mansfeld am Donnerstag begangen haben.
Mansfelder Ehepaar seit 70 Jahren verheiratet
Das Paar feierte an diesem Tag seine Gnadenhochzeit. Sie sind also vor 70 Jahren den Bund der Ehe eingegangen - und bis heute glücklich.
Das können die Repräsentanten von Stadt, Landkreis und der Landesregierung auch sehen, als sie beim Jubiläumspaar in der Friedensallee zur Gratulationscour auftauchen. Der 92-jährige Kurt Frydrychowski und seine ein Jahr jüngere Frau Anni sind sichtlich bewegt. „Wir bedanken uns für die Ehre“, erwidert der gelernte Schlosser auf die Glückwünsche von Haseloff. Auch seine Ehefrau ist überrascht.
Und das fast genauso wie damals zu Weihnachten 1940 im Kino in Leimbach. Dort hat er zum ersten Mal ihre Hand gehalten, wie sie immer noch ein bisschen schüchtern erzählt. Beide können sich noch genau an jenen Augenblick erinnern, als es zwischen ihnen funkte. Es lief gerade der Ufa-Film „Serenade“ in der Regie von Willy Forst und mit Hilde Krahl in der Hauptrolle.
Nur ein Platz war neben ihr noch frei, als er das Kino betrat. „Ich dachte, hoffentlich sieht er mich nicht“, schildert Anni Frydychowski ihre Gefühle in dieser Situation. Doch der damals 16-jährige Kurt, dessen Vorfahren aus Polen stammen, hatte schon längst ein Auge auf das hübsche Mädchen geworfen, das er aus der Schule kannte. „Dann habe ich mich neben sie gesetzt“, erzählt der Jubilar mit einem Leuchten in den Augen.
Ehepaar Frydrychowski aus Mansfeld erleben schöne und auch schwere Zeiten
Und so nahm eine Liebesgeschichte ihren Lauf, die bis heute andauert. Beide haben viele schöne Zeiten erlebt in all den Jahren. „Aber auch einiges durchgemacht“, so die Jubilarin. Mit knapp 18 Jahren musste ihr Auserwählter in den Krieg. Er war auf einem Minenräumboot im Ärmelkanal im Einsatz. Er kam heil zurück.
Viele Schulfreunde und Bekannte aus seinem Heimatort sind dagegen Hitlers deutschem Großmacht-Wahn zum Opfer gefallen. „Wenn man hört, was diese Generation erleiden musste, kann man manches Wehklagen heutzutage kaum nachvollziehen“, sinniert Haseloff und erntet zustimmendes Nicken. Und der Regierungschef gibt gleich die Geschichte zum Besten, wie seine Eltern sich in den Wirren der Nachkriegszeit kennengelernt haben.
Sein Vater, der mit 17 eingezogen wurde, wollte als Kriegsgefangener von Frankreich nach Berlin, um einer Tante zum 50. Geburtstag zu gratulieren. Das klappte auch, doch der Zug zurück fiel aus. So kam er nur bis Wittenberg und traf dort ein Flüchtlingsmädel. Beide wurden ein Paar und blieben dort. „Das Schicksal geht oft ungewöhnliche Wege“, ergänzt Landrätin Angelika Klein bei der lockeren Plauderei mit den Eheleuten in deren Haus, in dem sie schon seit mehr als 40 Jahren zusammen wohnen.
Beiden sieht man ihr Alter nicht an. Sie verfolgen rege das Gespräch, lachen viel und freuen sich über den Besuch. Zur Feier des Tages haben sie sich schick angezogen. Nur mit dem Hören hat der 92-jährige Jubilar inzwischen Probleme. An der Klingel hängt deshalb auch ein kleiner Zettel mit dem Hinweis: „Drei- bis fünfmal drücken!“.
Schicksalsschlag prägt Ehepaar Frydrychowski aus Mansfeld
Früher war das nicht nötig. Da hat Kurt Frydrychowski als Schlosser im Walzwerk Hettstedt gearbeitet. Später war er Leiter der Betriebsfeuerwehr. Seine Frau Anni, die gelernte Verkäuferin ist, hat dort die Verkaufsstelle geleitet. Aus ihrer Ehe gingen zwei Töchter hervor. Das Paar hat vier Enkel und zwei Urenkel.
Die schwersten Stunden hatten sie zu überstehen, als eine ihrer Töchter mit 30 Jahren an Krebs starb. Die zweite Tochter hat es als Lehrerin nach Güstrow verschlagen. Sie kommt regelmäßig nach Mansfeld, um bei ihren Eltern nach dem rechten zu sehen. „Doch sie bewältigen ihren Alltag größtenteils noch allein“, sagt sie, während der Kaffeetisch gedeckt wird. Dann wird ein kleines Feuerwerk auf einer Jubiläumstorte entzündet.
Nachbarin Brigitta Ingrisch, eine alte Freundin der Familie, hat aus Anlass des Tages ein Gedicht verfasst. „Beide gingen Hand in Hand, wie man es nur selten fand“, heißt es darin. (mz)

