Geschlossene Praxis Geschlossene Praxis: Verschwundener Hautarzt in Hettstedt kein Einzelfall
hettstedt/MZ. - Bereits vor anderthalb Jahren hatte hier ein Dermatologe, der aus Süddeutschland stammt, eine Praxis.
Das Praxisschild mit dem überklebten Namen hing bis vor wenigen Tagen am Freimarkt 5. Er hat offenbar die Praxis jenem Mediziner überlassen, der der Kupferstadt vor Wochen den Rücken gekehrt hat und damit auch seine Patienten überraschte. Sie müssen sich seither woanders nach Terminen bei anderen Hautärzten umschauen.
Schlagzeilen im Südwesten
Nach Angaben der Kassenärztliche Vereinigung (KV) mit Sitz in Magdeburg ist die Praxis in Hettstedt zum Ende des zurück liegenden Jahres offiziell abgemeldet worden. Zu den genauen Umständen wollte man sich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht äußern. Allerdings bestätigte die KV, dass der Hautarzt, der zuletzt am Freimarkt 5 praktizierte, lediglich dort von einem anderen Mediziner angestellt gewesen sei, der sich nun aus der Hettstedt zurückgezogen habe.
Wie MZ-Recherchen ergeben haben, handelt es ich dabei um Dr. Roland I. Der Arzt hat Schlagzeilen in der Südwest-Presse gemacht, als er im Mai 2009 in Schwäbisch Hall (Baden-Württemberg) als CDU-Mitglied in den Gemeinderat gewählt werden wollte. Im Wahlkampf schickte er an 9 000 Einwohner der Stadt einen Prospekt mit seiner Bewerbung. Der Haken an der Sache: Die Adressen stammten aus seiner Patientendatei, was rauskam.
Die Aktion löste Empörung in der Stadt aus. Auch die CDU in Schwäbisch Hall rückte von ihrem Kandidaten ab. Der bewarb sich daraufhin in Crailsheim um den Posten des Oberbürgermeisters. Beide Mal hatte er keinen Erfolg. Monate später im Oktober 2010 waren seine Praxen in Hall und in Crailsheim geschlossen. Die Patienten standen über Nacht vor verschlossenen Türen. Ähnlich wie in Hettstedt.
Der Mediziner soll daraufhin nach Berlin gewechselt sein. Dort taucht er im Jahr 2011 auch auf einigen Internetseiten auf. Offenbar hatte er zwischenzeitlich seine Zelte auch in Hettstedt aufgeschlagen. Warum der Hautarzt jetzt seine Praxis in der Kupferstadt aufgab, ist unklar. Er war bisher nicht zu erreichen. Möglicherweise hängt sein Abschied aus Hettstedt mit einem Insolvenzverfahren zusammen, das im Herbst 2010 gegen ihn eröffnet worden sein soll.
Kein Nachfolger in Sicht
Ein Nachfolger in Hettstedt ist bisher nicht in Sicht. Man sei auf der Suche nach einem Ersatz, hieß es bei der Kassenärztlichen Vereinigung. Gegenwärtig gibt es im Mansfelder Land nur noch eine praktizierende Hautärztin in Eisleben. Zugelassen werden können aber zwei. Ob sich überhaupt noch jemand findet, ist zum jetzigen Zeitpunkt offen. Bisher gibt es nämlich noch keine Interessenten.