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Erster Band der Spangenberg-Chronik Erster Band der Spangenberg-Chronik: Kostbares Buch für den Heimatverein Mansfeld

Von Wolfram Bahn 15.10.2016, 16:00
Torsten Oemler (r.) überreicht die Kostbarkeit an Jürgen Voigt und Karin Güntzel vom Heimatverein.
Torsten Oemler (r.) überreicht die Kostbarkeit an Jürgen Voigt und Karin Güntzel vom Heimatverein. Jürgen Lukaschek

Mansfeld - Torsten Oemler streift sich extra weiße Handschuhe über. Erst dann holt der Fachbereichsleiter für Kultur der Stadt Mansfeld ein dickes Buch aus einem Karton. Es ist der erste Band der Mansfelder Chronik von Cyriacus Spangenberg. Sie wurde 1572 in Eisleben gedruckt und ist damit eine bibliophile Kostbarkeit, die Oemler kurz darauf vorsichtig in eine Glasvitrine legt. Dass die Rarität überhaupt für die Nachwelt gerettet werden konnte, ist dem Heimatverein Mansfeld-Lutherstadt zu verdanken. Er hat von der Stadt jetzt den restaurierten Buchschatz als Dauerleihgabe erhalten.

Spangenberg-Chronik zufällig entdekt

Die Übergabe war vor allem für Karin Güntzel ein besonderer Moment. „Ich bin froh und glücklich, dass wir dieses Buch für die Nachwelt erhalten konnten“, sagte das Vereinsmitglied der MZ. Sie hatte das Buch im Jahre 1999 zufällig entdeckt. Damals war sie als ABM-Kraft bei der Stadtinformation in Mansfeld beschäftigt. „Es lag hinter einem Vorhang versteckt unter einem Stapel von Prospekten und anderem Papierkram“, erinnert sich die Mansfelderin noch genau an jenen Augenblick, als sie das alte, voluminöse Buch fand. Ihr wurde sofort klar, dass es wertvoll war.

Bald stellte sich heraus, dass es sich dabei um den ersten Band der berühmten Spangenberg-Chronik handelte. Der evangelische Pfarrer und Historiker war ein Zeitgenosse von Martin Luther. Er lebte von 1524 bis 1604 und hinterließ ein umfangreiches Schriftwerk. Zu seinen bedeutendsten Büchern gehört die Chronik der Grafschaft Mansfeld, bis heute ist sie ein Standardwerk für jeden Heimatforscher in der Region.

Nach Angaben des Heimatvereins sollte die Chronik insgesamt sieben Bände umfassen. Die Bände 2 sowie 5 bis 7 sind bis heute verschollen, so der Vereinsvorsitzende Jürgen Voigt. Der dritte und vierte Band wurden erst Anfang des 20. Jahrhundertes im Wiener Archiv wiederentdeckt. „Davon liegen heute Neudrucke vor“, so Vereinsmitglied Brigitte Zamann.

Das wertvolle Buch wird nun restauriert

Der vollständige Titel des ersten Buches lautet: „Von der Erschaffung und Auftheilung der Welt und insbesondere der Graueschafft Mansfelt und den alten ersten Deutschen Königen und Fürsten der Schwaben, und Marckmannen, Cherusken, Franken und Sachsen. Und von gemeinen Politischen und Weltlichen bendeln, so sich in Frieden oder Kriegsleufften in dieser Landart, Sachsen, Thüringen und am Hartz, auch etwan anderswo zugetragen, dabey dieser Landart, Oberkeiten oder Unterthanen mit gewesen.“ Der lange Titel lässt schon erahnen, warum das Buch mehrere hundert Seiten dick ist.

Die Chronik wurde jahrelang im Tresor der Stadt Mansfeld aufbewahrt. Zugleich haben die Mitglieder des Heimatvereins immer wider darüber diskutiert, das wertvolle Buch restaurieren zu lassen. Dazu bedurfte es aber Geld und einer Werkstatt, die das fachmännisch bewerkstelligen kann. Im Jahre 2004, zum 400. Todestag von Spangenberg, veranstaltete der Heimatverein eine Sammlung.

Ein Betrag von 537,50 Euro war auch dank der Unterstützung der Sekundarschule zusammengekommen. Doch das reichte nicht aus. So beschloss der Kulturausschuss des Stadtrates in Mansfeld, den fehlenden Betrag, der etwa noch mal so hoch war, beizusteuern. „Da waren sich alle schnell einig“, so Oemler. Er erteilte dann einer Werkstatt in der Lutherstraße in Leipzig den Auftrag. Bei den aufwendigen Arbeiten dort wurden unter anderem die ersten und letzten Blätter sowie der Einband restauriert. Zudem wurde die Bindung stabilisiert und die Buchschließungen ergänzt.

Das Vereinsmitglied Frank Oertel hatte die Werkstatt in der Messestadt ausfindig gemacht. Die Vitrine, in der sie nun liegt, ist auch in Eigenregie des Vereins entstanden. Siegfried Bösel und Günther Topf haben das besorgt, nachdem sie nirgends eine verschließbare Glasvitrine auftreiben konnten, um das wertvolle Buch repräsentativ auszulegen. Nun schmückt die Spangenberg-Chronik die Räume des Heimatvereins im alten Rektorat, wo auch schon die Junghuhn-Ausstellung untergebracht ist. (mz)