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Einzelhandel in Hettstedt Einzelhandel in Hettstedt: Kunden können Punkte sammeln

Von Susann Salzmann 11.10.2015, 19:20
In einer Modenschau wird an Mode von gestern erinnert.
In einer Modenschau wird an Mode von gestern erinnert. Susann Salzmann Lizenz

Hettstedt - Einmalig! Begeistert halten Amy (8) und ihre Schwester Heidi (6) eine Silbermünze in die Luft, an deren Entstehung die beiden entscheidenden Anteil haben. An einer etwa 70 Jahre alten Prägepresse (oder auch Balancier genannt) probieren sich die beiden Mädchen aus. Alle Kraft nehmen sie zusammen, um das Rad schwungvoll zu drehen, damit sich Sekunden später das Motiv auf der silbrigen Münze wiederfindet.

Die Prägetechnik, betreut von Willi Horka in seiner historischen Tracht, gehörte zu den Attraktionen beim Tag der Regionen in Hettstedt. Gefüllt wie selten präsentierte sich der Marktplatz. Damit das öfter so ist und wieder mehr Kunden in die Innenstadt gelockt werden, veranstalten Einzelhändler erstmals die Aktion „Innenstadt Hettstedt - eine runde Sache: Einkaufen lohnt sich“.

„Die Innenstadt soll wieder als Einkaufszentrum wahrgenommen werden“, wünscht sich Willi Horkas Frau Karin. Sie betreibt auf dem Markt ein Uhren- und Schmuckgeschäft und erklärt den Besuchern die „Dankeschönstempel-Aktion“. Für jeden Einkauf im Wert ab fünf Euro gibt es einen Stempel. Maximal zehn können bis zum Beginn des Weihnachtsmarktes am 18. Dezember gesammelt werden. Mit voller Stempelkarte hat man dann die Möglichkeit, Preise zu ergattern.

Für potenzielle Käufer sei das sicher ein guter Anreiz, bei ihren Besorgungen auch die Geschäfte in der Innenstadt verstärkt in ihren Einkaufsbummel mit einzubeziehen, findet Martina Mädel. „Vielleicht werde ich auch mitmachen“, sagte sie und wird von Enkel Paul in Windeseile zum nächsten Stand gezogen. Claudia Hauschild aus Gerbstedt hat ihre Entscheidung bereits getroffen. „Wenn ich damit helfen kann, dass die Geschäfte in der Innenstadt bleiben, mache ich mit“, sagt sie, auf einem Thron sitzend, während sich der Bernburger Schuhputzer Thomas Kursawe mit Seifenlauge, einem weichen Lappen und einer weichen Bürste um Hauschilds Lederschuhe kümmert. Selbst der zwölfjährige Sohn ihres Lebensgefährten staunt beim Anblick der blankgeputzten Fußballschuhe. „So sauber waren sie noch nie und so hätte ich es wohl auch nicht selbst hinbekommen“, sagt Hannes.

Viele Händler setzen zum Tag der Regionen auf Kostümierung. Auch Angelika Backeiser und Ina Jaeckel, die ein Blumengeschäft führen. Von der Aktion „Eine runde Sache“ erhoffen sie sich eine Umsatzsteigerung. Wie wenige Passanten wochentags über den Markt laufen, sei bisweilen erschreckend, so Jaeckel in ihrem Marktfrauenkostüm, das vom Theaterverleih stammt. „Viele Leute wissen gar nicht, welche Geschäfte es alles in der Stadt gibt“, so Klaus Backeiser.

Mit von der Partie waren auch die „Hottentotten-Schotten“, eine Interessenverbindung von Handwerkern, die altes Kunsthandwerk ohne moderne Einflüsse pflegen. Schmied Andreas Krämer und Thomas Helmecke arbeiten bei Kaiserwetter an den Schmuckstücken. Ein Ring aus Edelstahl gelingt in einer Stunde. Für Kettenanhänger werde das Zwei- bis Dreifache an Zeit benötigt. Und die Arbeiten an einer Messerklinge benötigen sieben Stunden, erzählt Helmecke. Am Stand liegen die fertigen Stücke. Anschauen ja, doch nur die wenigsten kaufen. Die Händler jedoch hoffen, die Kauflust durch ihre Aktion anzufachen. (mz)

Ein Beispiel alten Handwerks: Willi Horka bedient eine etwa 70 Jahre alte Prägepresse.
Ein Beispiel alten Handwerks: Willi Horka bedient eine etwa 70 Jahre alte Prägepresse.
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