Bergbautradition in Hettstedt Bergbautradition in Hettstedt : Polonaise der "Unsterblichen"

Hettstedt - „Ich habe extra meinen Urlaub abgebrochen, um beim Treffen der Unsterblichen dabei zu sein“, prostete Manfred Schubert aus Hettstedt in die Runde der „Unsterblichen“ am Neujahrsmorgen im Hettstedter Ratskeller.
Seit 1881 ist es in der Kupferstadt Tradition, sich Neujahr zum Frühschoppen zu treffen und gemeinsam das neue Jahr zu begrüßen. Dazu werden vom Präsidenten des Clubs, Bernd Rudloff, die vor 135 Jahren eingeführten Traditionen auch heute noch wie einst zelebriert. Mit einem Reim beginnen die alljährlichen Treffen und anschließend werden drei Kerzen angezündet, die an all die erinnern sollen, „die nicht mehr unter uns sind“, so Rudloff.
Sterbliche Unsterbliche
Da die „Unsterblichen“ ihren Gründerursprung bei den Bergleuten haben, folgte im Anschluss an die Zeremonie der gemeinsame Gesang des Steigerliedes „Glück auf“. „Das lassen wir uns nicht nehmen“, meinte der 73-jährige Hettstedter Rudloff, der bereits seit 1963 diese traditionellen Frühschoppen am Neujahrsmorgen besucht.
In den Anfangsjahren und zu der Zeit, als der Bergbau in der Region noch aktiv war, kamen zu den „Unsterblichen“ rund 150 Männer. Diese Zahl wird zwar heute nicht mehr erreicht, und Bergleute sind auch keine mehr unter den Anwesenden, aber dennoch tat es der Stimmung am Morgen keinen Abbruch.
Ein ebenfalls treues Mitglied dieser Vereinigung ist Adolf Hirschl aus Hettstedt. Der Pensionär besucht diese Treffen seit 1964 und erzählte zum Treffen, dass er zwar kein Bergmann war, aber dennoch eng verbunden ist mit den Hettstedter „Unsterblichen“. Sein beruflicher Werdegang begann als Elektriker, und dann war er viele Jahre bei der Handelsmarine. „Ich habe 1965 sogar eine Postkarte auf das Schiff von unserer Truppe bekommen“, so der Hettstedter. Hirschl erinnert sich noch ganz genau, dass ihn die Karte im Juni 1965 erreichte, und er damals gerade in Indien ankerte. Manfred Schubert, der die Karte verfasste, gehört wie Hirschl auch heute noch zu den Mitgliedern des Frühjahrsschoppens.
Nächstes Treffen in 2017
Da sich diese Treffen in diesem Jahr zum 135. Mal jährten, hatte Präsident Bernd Rudloff beschlossen, den Geburtstag komplett aus der gemeinsamen Kasse zu bezahlen. Mit dem Glockenschlag Punkt zwölf Uhr stellten sich die 30 „Unsterblichen“ traditionell zu ihrer Polonaise über den Markt unter den Augen einiger Gäste in Hettstedt auf und tanzten singend und guter Dinge über den Platz. Und: Wie sollte es auch anders sein? Die Männer verabredeten sich bei der Gelegenheit natürlich gleich wieder für das nächste Treffen am Neujahrsmorgen 2017. (mz)
