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Asylbewerber in Hettstedt Asylbewerber in Hettstedt: Anwohner gehen wegen geplanter Flüchtlingsunterkunft auf die Straße

Von Anke Losack 16.06.2015, 05:28
Vertreter vom Landkreis (von links, Mitte Sozialamtsleiter Robert Grünewald) im Gespräch mit den Anwohnern der Martha-Brautzsch-Straße.
Vertreter vom Landkreis (von links, Mitte Sozialamtsleiter Robert Grünewald) im Gespräch mit den Anwohnern der Martha-Brautzsch-Straße. Klaus Winterfeld Lizenz

Hettstedt - Nach zweistündigem Ausharren vor einer Bildungsstätte in der Hettstedter Martha-Brautzsch-Straße gab es für die rund 35 Anwohner, die sich am Montagmittag dort versammelt hatten, eine Nachricht, die bei ihnen Erleichterung hervorrief. „Diese Immobilie ist nicht in der engeren Wahl für die Unterbringung von Asylsuchenden“, sagte Robert Grünewald, Chef des Sozialamtes der Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz, vor den versammelten Anwohnern. Vertreter von Sozial- und Bauordnungsamt des Landkreises begutachteten am Montag zusammen mit dem Eigentümer die Immobilie, ob sie sich für die Unterbringung von Flüchtlingen eignet.

In Hettstedt ist die Unterbringung von rund 250 Flüchtlingen in diesem Jahr geplant. Derzeit sind etwa 100 in der Kupferstadt beherbergt. Laut Robert Grünewald, Chef des Sozialamtes der Kreisverwaltung, werden im nächsten Monat zwischen 80 und 100 Personen in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude in der Schloßstraße einziehen. Für die weiteren müssen Objekte gesucht werden.

Von diesem Vor-Ort-Termin hatten die Anwohner des Wohngebietes Wind bekommen. Auch davon, dass dem derzeitigen Mieter, der Gesellschaft für Mikroelektronik (GfM) gekündigt wurde, und dass darin Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Zahlen von 70 und 80 sowie von 73 Männern machten die Runde. „Das sind alles Mutmaßungen, aber die machen uns Angst“, sagte ein Anwohner und machte klar, dass ihre Zusammenkunft auf der Straße folgendes Ziel verfolgt: „Wir wünschen uns, dass mit uns kommuniziert wird und wir nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden.“ Es sei wichtig, eine Lösung zu finden, die für jeden zumutbar ist.

Die Unterbringung von Flüchtlingen in der Martha-Brautzsch-Straße halten die Anwohner offenbar nicht für zumutbar. Das Bildungszentrum befindet sich inmitten einer Siedlung, in der rund 100 Leute wohnen. Zwei neue Wohngebiete sollen in der Straße zudem noch entstehen. Die Anwohner, die nicht namentlich genannt werden wollten, sprachen von Sorgen in Bezug auf die Kriminalität und die Unattraktivität ihres Wohngebietes.

Anwohner verhielten sich friedlich

Die Polizei war am Montag bei der Versammlung in der Martha-Brautzsch-Straße dabei. Einschreiten musste sie nicht. Die Anwohner verhielten sich friedlich, hatten zwei Plakate mit der Aufschrift „Nein zu Massenunterkünften im Wohngebiet“ an Gartenzäunen angebracht. „Wir sind keine Rechtsradikalen und wollen mit denen nicht in einen Topf geworfen werden“, sagte ein Anwohner, „die Flüchtlinge müssen untergebracht werden, das ist uns klar.“ Das betonte auch Sozialamtsleiter Grünewald im Gespräch. „Wir sind auf der Suche nach geeigneten Immobilien.“

Um Flüchtlinge in der derzeit als Bildungsstätte genutzten Immobilie unterzubringen, hätte sie zum Wohnobjekt umgenutzt werden müssen. Doch dieser Bauantrag wird nicht weiter verfolgt. Von einer Umnutzung werde aufgrund der baulichen Gegebenheiten und der Lage Abstand genommen, so Grünewald. Was aus dem Objekt nun wird, bleibt vorerst offen. (mz)

In den Objekten, in denen sich derzeit eine Bildungsstätte befindet, sollten die Flüchtlinge untergebracht werden.
In den Objekten, in denen sich derzeit eine Bildungsstätte befindet, sollten die Flüchtlinge untergebracht werden.
Klaus Winterfeld Lizenz