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Ampelanlagen in Hettstedt Ampelanlagen in Hettstedt: Sehbehinderte scheitern am versteckten Knopf

Von Anke Losack 28.11.2013, 21:47
Helga Langelüttich kann lange auf ein Tonsignal warten, wenn sie vorn den Kasten drückt. Der Auslöser befindet sich nämlich darunter.
Helga Langelüttich kann lange auf ein Tonsignal warten, wenn sie vorn den Kasten drückt. Der Auslöser befindet sich nämlich darunter. jürgen Lukaschek Lizenz

Hettstedt/MZ - Bei den Fußgängerampeln an der Kreuzung Ascherslebener Straße - Schillerstraße in Hettstedt ist anzunehmen, dass sie blindengerecht sind. Der gelbe Druckknopf ist mit drei schwarzen Punkten versehen. Ein Pfeifsignal, dass Blinde und Sehbehinderte auf die Grünphase hinweist, sollte ertönen. Doch weit gefehlt. Denn wer einen Pfeifton hören will, der muss erst einen versteckten Knopf unter dem kleinen Kasten betätigen, beziehungsweise diesen erst einmal finden.

„Dass es da einen Knopf gibt, das muss man erst einmal wissen“, sagt die 83-jährige Helga Langelüttich, die auf den Signalton an Fußgängerampeln seit Kurzem angewiesen ist. Denn die ehemalige Mitarbeiterin der MZ hat ein schweres Schicksal getroffen. Sie leidet an Makuladegeneration, einer Augenkrankheit, die unheilbar ist und schleichend zur Erblindung führt. In den letzten Wochen hat sich deshalb viel bei ihr geändert. Das Auto hat sie verkauft, das Haus in Großörner an den Sohn abgegeben und sie ist nach Hettstedt in eine Wohnung gezogen.

Knopf nur schwer zu finden

Und beim Fußmarsch zum Augenzentrum in der Schillerstraße trat nun schon mehrfach das Problem auf, dass sie an den Fußgängerampeln aus Angst minutenlang wartete. Kein hörbarer Ton signalisierte ihr, dass Grün ist und sie die Straßenseite wechseln kann. „Bis zur gegenüberliegenden kann ich nicht mehr sehen“, sagt sie. Wenn sie bemerkte, dass neben ihr jemand loslief, ging sie eben mit. „Oder hilfsbereite Leute haben mir Bescheid gesagt, dass ich gehen kann“, fügt sie an. Dass es aber einen Knopf unter dem Kasten gibt, darauf habe sie noch niemand hingewiesen.

„Fast alle Ampeln in der Stadt sind mit einem solchen Knopf unter dem Druckkasten versehen“, sagt Horst Gabriel, der verantwortliche Leiter der Selbsthilfegruppe des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen-Anhalt im ehemaligen Kreis Hettstedt. Kurz nach der Wende seien die Fußgängerampeln im Stadtgebiet umgerüstet worden. Lediglich die in der Mansfelder Straße habe seines Wissens noch nicht diese Technik. Dass das Signal beim Drücken auf den gelben Kasten automatisch kommt, dies sei nur in der Luisenstraße der Fall, sagt er.

„Dass es den Knopf unter dem Kasten gibt, das wissen viele nicht“, glaubt Langelüttich, die glücklich ist, dass für sie das lange Warten an der Ampel ein Ende hat.

Der Knopf löst bei Druck ein akkustisches Signal aus, sobald die Fußgängerampel auf Grün schaltet. Viele wissen jedoch nicht, dass es solch einen Knopf überhaupt gibt.
Der Knopf löst bei Druck ein akkustisches Signal aus, sobald die Fußgängerampel auf Grün schaltet. Viele wissen jedoch nicht, dass es solch einen Knopf überhaupt gibt.
jürgen Lukaschek Lizenz