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Zwischen Nietleben und Dölau Zwischen Nietleben und Dölau: Bewegung auf dem Gleis

Von Michal Falgowski 29.05.2016, 17:50
Anpacken für ein ehrgeiziges Ziel: Bodo Hanke (l.) und Christian Kehr arbeiten bei einem Einsatz in Dölau am Bahndamm
Anpacken für ein ehrgeiziges Ziel: Bodo Hanke (l.) und Christian Kehr arbeiten bei einem Einsatz in Dölau am Bahndamm Silvio Kison

Halle (Saale) - Seit fast 14 Jahren rollt kein Zug mehr zwischen Nietleben und Dölau. Unter großen Protesten wurde damals der S-Bahn-Verkehr eingestellt.

Nun aber gibt es wieder Bewegung auf dem Gleis: Der Verein Freunde der Halle-Hettstedter-Eisenbahn (HHE) lässt einen Schienenlastkleinwagen SKL 25, ein Baufahrzeug der Deutschen Reichsbahn, fahren - per Sondernutzungsgenehmigung auf einem nur 1,3 Kilometer langen Strecken-Abschnitt zwischen Heidebahnhof und Dölau. Fünf Leute haben in dem SKL Platz.

Für Olaf Raabe, Vorsitzender des HHR-Vereins, und dessen etwa 40 Mitstreiter ist das aber erst der Anfang: „Im Herbst wollen wir im Verkehrsministerium für die Strecke eine Betriebsgenehmigung beantragen.“ Das Ziel: „Wir wollen die Trasse wieder für jeden nutzbar machen. Für Museums- und Traditionsbahnen, aber auch für eine Bürgerbahn bis Lieskau sehen wir einen Bedarf.“ Perspektivisch sei sogar ein Strecke bis nach Fienstedt wünschenswert, um den ländlichen Raum als Erholungsgebiet für die Hallenser zu erschließen“, so Olaf Raabe. Zwischen Heidebahnhof und dem Bahnhof Dölau haben die Eisenbahnfans in insgesamt 1 500 Arbeitsstunden Gleise getauscht, Schwellen erneuert, den Schotter gereinigt und das Grün verschnitten.

Nach neun Jahren Kampf um die Wiederbelebung der Strecke für eine Museums- und Traditionsbahn ist der erste „Fahrbetrieb“ mit dem SKL für die Vereinsmitglieder ein Symbol. Zum einen findet die Fahrt zum Jubiläum der Halle-Hettstedter-Eisenbahn statt: Am 30. Mai 1896, vor genau 120 Jahren, hat der Personenverkehr auf der legendären, rund 45 Kilometer langen Strecke vom Bahnhof am Klaustor in Halle bis nach Hettstedt begonnen. Zum anderen ist die erste „Ausfahrt“ ein Erfolg, weil sie trotz großer Widerstände stattfindet. Denn seit Jahren schon streitet der Verein in mehreren Gerichtsverfahren unter anderem mit dem Eigentümer der Bahndamm-Grundstücke. Der Schrotthändler aus Sachsen hat alle Trassen-Grundstücke 2010 von der Deutschen Bahn gekauft, um den Stahl der Schienen zu vermarkten.

Doch genau das haben der Verein und die Deutsche Regionaleisenbahn (DRE) - ein Verkehrsinfrastruktur-Unternehmen, das ungenutzte Bahnstrecken erhalten und nutzen möchte - auch vor Gericht wiederholt gemeinsam verhindert. „Die DRE hat 2008 eine gültige Betriebsgenehmigung für den Abschnitt Halle-West bis Hettstedt erhalten. Und die Konzession gilt bis zum Jahr 2058!“, sagt Vereinsmitglied und Rechtsanwalt Christian Kehl. Erst vor kurzem ist der jetzige Eigentümer der Bahn-Grundstücke am Landgericht Halle erneut gescheitert. Er hatte den Vereinsmitgliedern verboten, seine Bahn-Grundstücke zu betreten. Aufgrund der gültigen Konzession hat das Eisenbahnbundesamt auch die Deutsche Bahn abgewiesen, die - erst nach dem Verkauf der Grundstücke - die Entwidmung der Strecke beantragt hatte.

Auch aus der Stadtpolitik kamen von Anfang an Widerstände. Seit Jahren wird immer wieder gefordert, auf dem ungenutzten Bahndamm einen Radweg zwischen Nietleben und Dölau zu bauen. Zudem würde es laut Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt 4,4 Millionen Euro kosten, die Strecke zwischen Nietleben und Dölau wieder ans Netz anzubinden. Die Freunde der Halle-Hettstedter-Eisenbahn bezweifeln diese Höhe der Kosten und verweisen auf die von ihnen geleistete eigene Arbeit und deren Kosten. Nach dem ersten Abschnitt in Dölau will der Verein nun die Strecke bis Nietleben für den Schienenverkehr ertüchtigen - weitere 2,2 Kilometer. 2018 möchte man man damit fertig sein. (mz)