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In der alten Stadtgärtnerei Zwischen Konzert und Diskurs - In Halle startet Feminismen Festival

Von Phillip Kampert 23.07.2021, 13:27
Hannah Schwaß (links) und Anni Hagedorn sind vom Verein Feminismen Halle.
Hannah Schwaß (links) und Anni Hagedorn sind vom Verein Feminismen Halle. (Foto: Silvio Kison)

Halle (Saale)/MZ - Man grillt zusammen mit der erweiterten Familie, das Essen schmeckt, die Sonne scheint und alle verstehen sich. Als die Teller leer sind, sagt jemand: „Jetzt kann auch abgeräumt werden“ und guckt erwartungsvoll die Frauen in der Runde an. Die Botschaft ist klar. Doch was macht man, wenn einen derartiger Alltagssexismus stört, man aber keine Szene machen oder sich mit den Angehörigen streiten will?

Feministisches Dilemma

„Wie kann man als Feministin oder Feminist die eigenen Ansichten zeigen, ohne jemanden zu verschrecken?“, fasst Hannah Schwaß das Dilemma zusammen. Die Lehramtsstudentin beschreibt mit ihrer Frage einen der Eckpfeiler des Feminismen Festivals, das sie mit organisiert. Am Freitag startet die Veranstaltung in der alten Stadtgärtnerei in Halle. Drei Tage lang geht es bei Konzerten, Vorträgen und Workshops um feministische Positionen, wie man sie ausdrücken und argumentativ vertreten kann. „Unsere Ziele sind Sichtbarkeit, Bildungsarbeit und Vernetzung“, sagt Schwaß.

Es ist nicht das erste Feminismen Festival in Halle. Bereits 2019 richtete der eigens gegründete „Feminismen e. V.“ ein erstes Großevent aus. Die Vereinsmitglieder, die von Veranstaltungslust und Engagement vereint werden, wurden kürzlich für ihre anhaltende Arbeit mit dem Jugend-Engagement-Preis von Freistil-Sachsen-Anhalt ausgezeichnet.

Buntes Programm

Anstatt über die vergangenen Lorbeeren zu reden, beschreiben Schwaß und ihre Kollegin Anni Hagedorn lieber das kommende Festival. „Wir haben ein weitläufiges Gelände organisiert“, sagt Hagedorn, „auf dem es Platz für Musik und Workshops gibt - aber auch für Rückzugsorte wie unsere ruhige Hörspielwiese.“ Hagedorn studiert in Halle Politik und Philosophie, freut sich besonders über eine Kunstausstellung, die sich mit Frauenrechten in der DDR befasst: „Es geht um die Frage, warum viele das Gefühl haben, dass die Wende in diesen Sachen ein Rückschritt gewesen sei.“

Auf dem Festival sollen verschiedene feministische Positionen zu Wort kommen. „Der Begriff Feminismus ist so aufgeladen, alle haben sofort ein Bild im Kopf“, sagt Schwaß, „aber wir wollen keine Meinungen vorkauen, sondern Expertinnen eine Bühne geben und diskutieren.“ Dass viele Meinungen zu Wort kommen, stecke beim „Feminismen e.V.“ schließlich im Namen, erklärt Schwaß.

Wenn Studentinnen und Studenten über feministische Themen sprechen, kann das schnell akademisch werden und sich auf die Theorien fokussieren. So ein Klima möchten Hagedorn und Schwaß auf dem Feminismen Festival nicht. „Wir wollen, dass alle etwas mitnehmen können“, sagt Hagedorn, „auch Leute, die sich noch nicht so stark mit dem Thema auseinandergesetzt haben.“

Das Festival findet vom 23. bis 25. Juli in der alten Stadtgärtnerei (Am Galgenberg 2) statt. Programm unter www.feminismen.de