Architektin aus Halle sitzt in der Jury Zukunftszentrum: Für Halle geht es hoch hinaus
Der Bund hat den internationalen Architekturwettbewerb für das Zukunftszentrum auf dem Riebeckplatz gestartet. Auf was Halle hofft.

Halle (Saale)/MZ - Claudia Cappeller gehört mit ihrem Team zu den renommiertesten Architekturbüros in Mitteldeutschland. Und natürlich hatte die Architekturpreisträgerin des Jahres 2022 in Sachsen-Anhalt auch überlegt, ob sie sich am internationalen Wettbewerb zur Gestaltung des Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und europäische Transformation beteiligen soll.
„Für uns schien der Aufwand zu groß zu sein. Heute wissen wir, dass es zu meistern ist. In erster Linie kommt es aber auf die Idee an. Gebaut werden soll ein Gebäude, das spektakulär und nachhaltig ist und Deutschland repräsentiert“, sagt Cappeller. Sie gehört zu der Jury, mit Vertretern aus dem Bundestag, der Bundesregierung, des Landes und Experten besetzt, die die Arbeiten bewerten wird. 14 Monate nach dem Zuschlag für Halle als Standort hatte das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung am Montag den internationalen Architekturwettbewerb gestartet.
Erste Entwürfe bis 11. Juli
In Halle träumt man bereits von einer spektakulären architektonischen Inszenierung wie für die Oper in Sydney oder das Guggenheim-Museum in Bilbao. „Die Menschen müssen auch wegen des Gebäudes nach Halle kommen wollen, nicht nur wegen des Inhalts“, sagt Bürgermeister Egbert Geier (SPD). Der Architekturwettbewerb sei ein Meilenstein. „Das Zukunftszentrum wird uns eine nie dagewesene Entwicklungschance geben.“ Der Bund selbst rechnet mit bis zu einer Million Besuchern jährlich. Vor allem Schulklassen aus der ganze Republik soll es nach Halle ziehen.

Geplant ist ein Gebäude mit einer Nutzfläche von 14.000 Quadratmetern. Bis 11. Juli haben Arbeitsgemeinschaften – bestehend aus Architekten und Landschaftsplanern – Zeit, ihre Ideen einzureichen. Es handelt sich dabei um die erste Phase des Wettbewerbs. Zudem hat der Bund den Zeitplan aktualisiert. Eröffnung könnte 2030 sein – drei Jahre später als zunächst geplant, dann aber als Geschenk zum 40. Jahrestag der Deutschen Einheit. Der Architekturwettbewerb ist anonym. Man wolle, dass das beste Konzept gewinne, nicht der populärste Name. Der Bund rechnet mit über 100 Teilnehmern.
„Das Zukunftszentrum gehört zu den wichtigsten Vorhaben der Bundesregierung, die sich mit den Folgen von Veränderung der Gesellschaft in Deutschland und Europa und der Zukunft der Demokratie auseinandersetzen“, sagt der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD). Er sei sehr gespannt auf die Entwürfe. So sieht es auch Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD): „Das Zukunftszentrum soll als Ort begeistern, inspirieren und motivieren.“ Man plane nach dem Lowtech-Prinzip. Das bedeute, dass man robuste und einfache bauliche Lösungen komplexen Verfahren vorziehe.
Architektin Claudia Cappeller spricht von einer städtebaulichen Herausforderung. „Das Gebäude soll innen wie außen Zeichen setzen. Die Teilnehmer müssen nun überlegen, was sie mit diesem Ort machen, der ein Ort für Halle sein soll.“ Stadtmarketing-Chef Mark Lange hatte zuletzt davon gesprochen, dass das Zukunftszentrum kein Ufo werden dürfe – es müsse sich in die Umgebung des Riebeckplatzes integrieren. Cappeller ist dafür, diese gedanklichen Grenzen nicht zu eng zu fassen. „Städtebaulich integrieren heißt für mich, dass der Standort gut zu Fuß und mit dem Rad erreichbar sein muss. Ansonsten muss es schon ein Ausrufezeichen sein. Wenn man sich den Platz so anschaut, geht es wohl in die Höhe“, sagt sie.

25 kommen in das Finale
Die Jury wird nach dem 11. Juli die besten 25 Arbeiten für eine vertiefende Betrachtung auswählen. Im Frühjahr 2025 soll dann der Sieger feststehen. Die geplanten Baukosten liegen bei rund 200 Millionen Euro. Wie teuer das Zukunftszentrum tatsächlich wird, werde erst ermittelt, wenn der Siegerentwurf vorliege, so der Bund. Mit dem Zukunftszentrum solle ein Ort für Diskurs, Diskussion und die Vermittlung von Wissen über Transformationserfahrungen und die Auseinandersetzung mit aktuellen Herausforderungen in Deutschland und Europa entstehen, heißt es aus Berlin.
In Halle hofft man auf den Bilbao-Effekt. Bis das Museum 1997 eröffnet wurde, galt die nordspanische Stadt als trist und verloren. Mit Guggenheim kam der Aufschwung – und Investoren. „Diese Entwicklung ist für uns ein Vorbild“, sagt Geier. Modellrechnungen der Stadt gehen davon aus, dass im Sog des Zukunftszentrums am und um den Riebeckplatz weitere Großprojekte umgesetzt werden und Tausende Jobs entstehen.