Zimmermann Christian Schaffrath Zimmermann Christian Schaffrath : Der Schöpfer der halleschen Weihnachtskrippe

Halle (Saale) - Ich bin Zimmermann - wie Josef.“ Wer den Glühweinstand von Christian Schaffrath auf dem halleschen Weihnachtsmarkt schon mal besucht hat, für den gibt es keinen Zweifel an den handwerklichen Fähigkeiten des Mannes, der oft auch selbst am Ausschank anzutreffen ist. Dabei ist die Glühwein-Kutsche auf dem Weihnachtsmarkt vielleicht das auffälligste, bei weitem aber nicht das einzige Objekt, das Schaffrath selbst geschaffen hat. Denn genau gegenüber steht Schaffraths „heilige Familie“: eine Weihnachtskrippe aus hölzernen Skulpturen.
Sonst im Brennholzhandel tätig
„Die Idee dazu hatte vor vielen Jahren ein anderer: Jürgen Winkler“, so Schaffrath. Winkler, 18 Jahre lang Marktmeister der Stadt Halle, habe ihn, Schaffrath, damals gefragt, ob er nicht Lust hätte, Figuren für eine Weihnachtskrippe zu schnitzen. Wobei „schnitzen“ wohl nicht ganz das richtige Wort ist angesichts der überlebensgroßen Figuren, die unter Schaffraths Händen entstehen. Der Urgedanke für die monumentale Weihnachtskrippe: „Wir wollten Figuren erschaffen, die zwar einerseits zu einer Gruppe gehören, andererseits aber jeweils ihre eigene, individuelle Geschichte erzählen“, so Schaffrath.
Den Anfang des Figuren-Reigens machten im Jahr 2000 - ganz klar - Maria und Josef. Im Laufe der Jahre kamen dann der Engel, zwei Hirten und die drei heiligen Könige hinzu. Wer nun meint, bei der Größe der Figuren hat Schaffrath die Kettensäge angesetzt, der irrt. „Nur der Rohling wird zunächst ganz grob behauen, dann bearbeite ich das Holz mit dem Beitel“, so Christian Schaffrath, der für die Figuren unterschiedlich viel Zeit investiert hat. „Der Engel hat mich drei Monate Arbeit gekosten, die anderen Figuren zwischen zwei und sechs Wochen“, erzählt der Endfünfziger, der außerhalb der Weihnachtszeit, quasi die „restlichen“ elf Monate im Jahr, im Mansfelder Land ein Unternehmen mit Brennholzhandel und Forstwirtschaft betreibt.
Wenn die Krippenfiguren sprechen
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Das Holz für seine Krippenfiguren stammt derweil aus verschiedenen „Quellen“: Josef ist eine Kastanie aus Halle. Und der Engel, die filigranste Figur im Krippenspiel, war mal eine Pappel in Rothenschirmbach - mit 1,30 Meter Durchmesser! „Der war wie gemacht für den Engel“, erinnert sich Schaffrath. Skizzen oder Entwürfe für seine Skulpturen sucht man vergeblich - zur Verblüffung einiger Holzkünstler arbeite er völlig ohne Vorlage. „Die Figur ist im Holz eigentlich schon da. Ich lege sie mit meiner Arbeit nur frei“, so Schaffrath, der „ein fotografisches Gedächtnis“ hat. 30 Prozent der Figur habe er als Idee im Kopf - „dann spricht die Figur regelrecht mit mir“. Soll heißen: Es findet ein Austausch zwischen Objekt und Schöpfer statt, in dessen Ergebnis dann die Figur steht - mit aller Energie, die sie aussendet.
Allerdings habe Schaffrath lange gebraucht, seine eigenen, von ihm geschaffenen Figuren zu akzeptieren. „Irgendwas hat mir immer nicht gefallen“, so der Zimmermann. „Ich war immer unzufrieden.“ Inzwischen aber kann Christian Schaffrath seine Skulpturen ganz gut annehmen. Gerne würde er die Weihnachtskrippe noch erweitern - schließlich gehören dazu laut biblischer Geschichte die Tiere dazu: Kamele auf der Reise der drei heiligen Könige durch die Wüste, Ochs und Esel für den Stall in Bethlehem. „Mal sehen, was noch möglich ist“, so der Zimmermann, der sich nun aber erstmal auf das Weihnachtsfest im heimischen Wansleben freut - ganz in Familie. (mz)