Wöhrl-Kaufhaus in Halle Wöhrl-Kaufhaus in Halle: Neue Büros statt Ladentische

halle (Saale)/MZ - Die Hoffnungen vieler Kunden und vieler Innenstadthändler haben sich wohl zerschlagen: In das teilweise leer stehende ehemalige Wöhrl-Kaufhaus am Markt in Halle wird kein potentes Handelsunternehmen nachziehen. Laut Eigentümer, die Firma Tetris-Grundbesitz, sollen vielmehr Büroflächen im freien dritten und vierten Geschoss eingerichtet werden. Mit drei Mietinteressenten - Namen wurden nicht genannt - verhandele man bereits intensiv. Dabei suchen gleichzeitig ansiedlungswillige Händler erfolglos nach verfügbaren größeren Ladenflächen in der Stadt.
Tetris-Geschäftsführerin Michaela Neuner sagte, dass sich die beiden leeren Etagen in dem Kaufhaus mit etwa 2.000 Quadratmetern nicht an Händler vermieten lassen. Grund: Das Unter-, das Erd- und das erste Obergeschoss mit weiteren 4.000 Quadratmetern belegt bereits die Buchhandlungskette Thalia. Auch die Schaufenster sind schon belegt. „Ohne eigenen Zugang und eigene Flächen im Erdgeschoss und ohne Schaufenster will kein Händler die oberen Etagen mieten“, so Neuner.
Kaum geeignete Flächen für Händler
Modeanbieter Wöhrl war im September 2013 aus wirtschaftlichen Gründen ausgezogen. Danach hatte Thalia, das sich das Objekt mit Wöhrl geteilt hatte, seine Verkaufsflächen erweitert. Die Frage, ob dies wirtschaftlich gesehen ein Fehler gewesen sei, verneinte Neuner. Nach Meinung vieler Kunden und Händler hätte die Innenstadt aber weitere Anbieter mit Anziehungskraft dringend nötig. Halle gilt für größere Handelskonzerne durchaus als interessanter Standort. Für die Filialisten gibt es bislang jedoch kaum geeignete Flächen. Weniger als 1.000 Quadratmeter mieten die nicht an.
Die Einnahmen des halleschen Einzelhandels sind in jüngster Zeit offenbar leicht gesunken. Laut Bericht des Düsseldorfer Maklerunternehmens Comfort erzielten die Händler im Jahr 2012 stadtweit einen Gesamtumsatz von rund 1,1 Milliarden Euro. 232 Millionen Euro davon wurden demnach in der Innenstadt umgesetzt. 2010 betrug der Gesamtumsatz noch 1,2 Milliarden Euro.
Die Thalia-Buchhandlung am Markt wird wegen einer Sortimentserweiterung bald umgebaut. Wie es hieß, sollen auch Spiele, Spielzeug und DVD’s verkauft werden. Zudem werde ein (nicht genannter) Untermieter einziehen.
Völlig überrascht von den Plänen für das Wöhrl-Kaufhaus ist Wolfgang Schmidt, der Chef der Citygemeinschaft „Es wäre schade, wenn wir in der 1 A-Lage Verkaufsflächen verlieren würden.“ Es komme aber darauf an, wer der künftige Büronutzer wird. „Vielleicht sorgt auch dieser Mieter für Kundenfrequenz“, so Schmidt. Wirtschaftsdezernent Wolfram Neumann verweist darauf, dass die Stadt mehrfach angeboten habe, die Nachvermietung zu unterstützen. Der Eigentümer habe aber erklärt, es gebe schon einen Nachmieter aus dem Bereich des Einzelhandels. Baudezernent Uwe Stäglin meint, nicht alle für den Einzelhandel geeigneten Gebäude müssten auch zwingend dafür genutzt werden.