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Wohnungen der HWG in der Innenstadt Wohnungen der HWG in der Innenstadt: Eine Platte namens "Halle"

Von Michael Falgowski 06.05.2015, 07:40
Die Neubauten am Moritzzwinger werden endlich saniert. Das Aussehen von Halles Altstadt von der Hochstraße ist nun deutlich einladender.
Die Neubauten am Moritzzwinger werden endlich saniert. Das Aussehen von Halles Altstadt von der Hochstraße ist nun deutlich einladender. Silvio Kison Lizenz

Halle (Saale) - Vergleichsweise spät, nämlich erst vor zehn Jahren, hat das städtische Wohnungsunternehmen HWG damit begonnen, nach und nach die unansehnlichen und energetisch hoffnungslos veralteten kommunalen Plattenbauten in Halles Altstadt zu sanieren. Aktuell werden bis Juli für 18 Millionen Euro 340 Wohnungen am Moritzzwinger und am Großen Berlin saniert. Nach diesem dringend notwendigen Eingriff steigen dort die Mieten von früher 4,33 Euro auf durchschnittlich sieben Euro. Das entspricht der durchschnittlichen Miete in der Innenstadt. Doch viele der früheren Bewohner können sich nach der Sanierung den Plattenbau nicht mehr leisten.

Miete höher als im Hartz-IV-Satz vorgesehen

Unter anderem liegt die neue Miete höher als im Hartz-IV-Satz vorgesehen. Das sorgt derzeit für Diskussionen. Doch wie viele Neubauwohnungen gibt es in Halles Altstadt? Immerhin rund 1 500 Wohnungen, rund die Hälfte aller Wohnungen in Halles Innenstadt, befinden sich in den DDR-Plattenbauten aus den 1980er Jahren. Praktisch alle gehören der Halleschen Wohnungsgesellschaft.

Einen gewaltigen Sanierungsstau vor sich her schiebend, hat der mit 18 000 Wohnungen größte hallesche Vermieter erst 2005 begonnen, die innerstädtischen Plattenbauten zu sanieren. Das waren unter anderem die Quartiere Geiststraße, Große Wallstraße, Schlossgasse/Mühlberg und Schülershof. Heute fehlen nur noch 300 Wohnungen im Quartier Klausstraße - fast direkt am Markt. Sie werden ab 2016 saniert. Die niedrigen Zinsen seit Jahren befördern die lange überfälligen Sanierungen in der Innenstadt.

Diese Plattenbauten haben sogar einen eigenen Namen: „Halle“. So hieß das einheimische Plattenbau-Programm. Genauer: „IW 64 P-Halle A77“. Dabei sorgten speziell entwickelte Sonderelemente für größere Individualität als im sonstigen Kastenbau. Das hallesche Architektenkollektiv „Kollege Dr. Brandstädter“ hatte beispielsweise 1983 den Siegerentwurf für die Planung der Rekonstruktion des innerstädtischen Baugebietes an der Moritzkirche gewonnen. Im Zusammenhang mit dem 1971 beschlossenen Wohnungsbauprogramm der DDR hatte dies auch eine politische Dimension.

„Dies alles scheint mir eine sehr gelungene Lösung zu sein“, kommentierte Erich Honecker nach einem Baustellen-Rundgang. „Halle“ blieb dennoch eine Ausnahme. Wie am Moritzzwinger wurden in den 1980er Jahren bis zur Wende an vielen Stellen in Halles historischer Altstadt - heute dennoch ein Flächendenkmal - diese Plattenbauten gesetzt. Dafür verschwanden ganze Straßenzüge alter Häuser, die in der DDR verfielen. Der Leerstand in der desolaten Innenstadt soll damals bei rund 30 Prozent gelegen haben.

Neuerungen am Moritzzwinger

Aktuell erneuert die Hallesche Wohnungsgesellschaft am Moritzzwinger nun 141 Wohnungen. Für immerhin 8,1 Millionen Euro, finanziert durch Eigenmittel und von Banken, die eine Refinanzierung der Sanierung fordern. Zur besonderen Halle-Platte gehört auch echter DDR-Luxus: vier Maisonette-Wohnungen, immerhin 155 Quadratmeter groß. Jede dieser Wohnungen verfügt über Wendeltreppe, Loggia und Balkon. Hofseitig angebrachte Balkone oder verglaste Loggien, wärmegedämmte Fenster und Fernwärme bekommen aber alle Wohnungen. Zudem baut die HWG zum ersten Mal an ihren Innenstadt-Plattenbauten Fahrstühle an. Auch die Kunst am Bau, unter anderem Terrakottafiguren an der Fassade zur Hochstraße hin, ist erhalten geblieben. Im Gegensatz zu den meisten der früheren Läden im Erdgeschoss. Dort sind nun ebenfalls Wohnungen. Der Gaststätten-Anbau, früher „Schellenmoritz“, ist auch beseitigt. Übrigens werden erstmals in Halle die Müllcontainer - wie jetzt manche Glasbehälter - unterirdisch aufgestellt. (mz)

So berichtete die MZ am 2. April.
So berichtete die MZ am 2. April.
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