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Wirtschaft  Wirtschaft : Favorit der ersten Stunde

Von MICHAEL FALGOWSKI 10.07.2013, 19:50
Mobil ohne eigenes Auto: Teilauto-Mitglieder in den 90ern. Achim Haufe (5. von rechts) war dabei.
Mobil ohne eigenes Auto: Teilauto-Mitglieder in den 90ern. Achim Haufe (5. von rechts) war dabei. Teilauto Lizenz

HALLE/MZ - Das nebenstehende Foto aus den Anfangsjahren von „Teilauto“ in Halle zeigt keinen Skoda Favorit, sondern einen Seat. Mit dem weinroten Favorit aber hat sie angefangen, die Erfolgsgeschichte des halleschen Carsharing-Unternehmens, das als Verein begonnen hat und als einziges von mehreren ähnlichen Projekten im Osten Deutschlands überlebt hat. Und nicht nur das: In 15 Städten Mitteldeutschlands können heute die rund 15 000 Teilauto-Mitglieder an 250 Stationen Autos abholen- Anruf oder Mail genügt.

Wenn Achim Haufe heute beim Bestellen eines Autos seine Kunden-Nummer ansagt, erntet er regelmäßig ungläubiges Staunen: Nummer 18. Denn die in der Reihenfolge ihrer Mitgliedschaft vergebenen Kundennummern sind aktuell bei mehr als 21 000 angekommen.

Der 57-jährige Instrumentenbauer und Technische Leiter des Händelhauses gehörte zu der kleinen Gruppe Hallenser, die sich 1993 entschlossen, einen weinroten Skoda-Favorit gemeinsam nutzen zu wollen. Aus ökologischen und ökonomischen Gründen. „Ich hatte einfach nie Lust, mich um ein eigenes Auto mit all dem Versicherungskram, Werkstattbesuchen und laufenden Kosten zu kümmern“, sagt Haufe. Dennoch war er wohl so etwas wie der erste ehrenamtliche „Autochef.“ „Der Aufwand war aber sehr überschaubar. Zweimal jährlich in die Werkstatt, Luftdruck und Öl prüfen, den Verbandskasten kontrollieren - das war’s.“

Immerhin 500 Mark zahlten alle als Einlage. Teilauto hatte natürlich noch keine Angestellten, die sich kümmerten, stattdessen einem Anrufbeantworter für Reservierungen. 20 Jahre später stehen den Mitgliedern rund 450 Fahrzeuge an 250 Stationen zur Verfügung, wie Teilauto-Chef Michael Creutzer sagt. Mit aktuell 18 festen Mitarbeitern erwirtschafte das Unternehmen einen Jahresumsatz von etwa fünf Millionen Euro.

Allerdings sind die Tage als hallesches Unternehmen gezählt: Teilauto verlegt seinen Sitz im September von Halle nach Leipzig, wohin man vor mehr als zehn Jahren sehr erfolgreich expandiert war. „Die sogenannten Hintergrunddienste sollen etwas zusammengefasst werden.

Leipzig als unser größter Standort bietet sich dafür an“, sagt Götz Meister vom Teilauto-Stadtbüro Halle - Mitgliedsnummer 66. Das hallesche Büro solle aber erhalten bleiben, auch wenn heute fast alles am Telefon und online abgewickelt werde. In Halle stehen derzeit an 22 Teilauto-Stationen 50 Autos für die rund 2 000 Mitglieder zur Nutzung bereit.

Anfang der 90er Jahre gab es außer dem Skoda-Favorit und den anderen ersten Autos sogar Lastenfahrräder, einen Camping-Anhänger und auch ein Mobiltelefon bei Teilauto, erinnert sich der Teilauto-Pionier Haufe.

Er hat übrigens zusammengerechnet, dass er in den vergangenen zwei Jahrzehnten 24 000 Euro verfahren hat. Ein eigenes Autos zu unterhalten, hätte ein Vielfaches gekostet. Wobei er ein eher sporadischer Nutzer sei. „Einmal aber konnte ich es mir nicht verkneifen, das Rover-M 6-Cabrio auszuleihen und einfach mal nur eine Spritztour durchs Saaletal zu unternehmen, um in Wettin einen Kaffee zu trinken.“