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Schwere Krankheit Wie Fernsehreporterin Anja Walczak aus Halle (Saale) den Krebs besiegte

Von Detlef Färber 12.02.2017, 11:02
Genieße den Tag und nutze ihn: Anja Walczak hält sich daran - gerade auch in ihrem halleschen Lieblingscafé namens „Kaffee Fleck“.
Genieße den Tag und nutze ihn: Anja Walczak hält sich daran - gerade auch in ihrem halleschen Lieblingscafé namens „Kaffee Fleck“. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Die Erinnerung klingt fast schon kafkaesk - jene Minuten im Krankenwagen, die die Hallenserin Anja Walczak niemals vergessen wird: „Das muss doch eine Verwechslung sein, alles wird sich aufklären“, so ging es ihr durch den Kopf - Gedanken, die freilich bald schon der einen großen Frage weichen mussten: „Warum gerade ich?“   

Erschütternde Diagnose nach Zusammenbruch im Supermarkt

Elf Jahre ist das jetzt her, dass die Journalistin ihre Diagnose bekam, völlig aus heitererem Himmel. Plötzlich war sie im Supermarkt zusammengebrochen. Von „einem epileptischen Anfall“ sprach der Notarzt im Krankenwagen. Kurz danach war klar, dass sie einen faustgroßen Tumor im Kopf  hatte - „gutartig“, so der Befund.

Dennoch, ein langer, lebensgefährlicher Kampf begann für die Frau, die heute als freie Reporterin unter anderem beim Mitteldeutschen Rundfunk tätig ist.     

Hallenserin überstand zwei große Operationen und dutzende Bestrahlungen

Ein Kampf, den sie gewonnen hat - und über den sie nun berichtet, in einem soeben in einem Münchner Verlag erschienenen Buch namens „Feinde in meinem Kopf“. Auch in der Sendung „MDR um 11“ sprach sie darüber, wie sie besagte Feinde buchstäblich auch niedergekämpft hat.

Die Rede ist da von zwei großen Operationen, von dutzenden Bestrahlungen, langen Krankenhausaufenthalten und Wochen in Reha-Kliniken, von Hoffnungen und Rückschlägen, von Leuten, die ihr  Mut gemacht haben und von Strategien, die sie selbst im Umgang mit der Krankheit  und ihren Begleitumständen entwickelt hatte.

„Heute geht es ins Sonnenstudio“, sagte Anja Walczak, wenn sie zur Bestrahlung ging.

Ihr Prinzip war dabei immer nahe an dem dran, was man positives  Denken nennt - oder besser noch, die sorgsame Vermeidung von negativen Gedanken. Konkret: „Keine schlimmen Worte“, so hat sich Anja Walczak immer wieder gesagt. „Heute geht es ins Sonnenstudio“, lautete etwa ihre persönlich Sprachregelung für Bestrahlung.

Das nächste Problem - für Frauen  bekanntlich besonders heikel: der vorübergehende Verlust der Haarpracht. „Smileys haben ja auch keine Haare“, war seinerzeit Anja Walczaks Selbsthilfe-Slogan in dieser Sache.
 Was ihr besonders geholfen hat? Man ahnt es hier schon, dass sich  bei ihr ein heiteres, lebensfrohes Naturell bewähren durfte. „Man ändert ja durch eine Erkrankung nicht seinen Typ“, sagt die Reporterin, die einst in Leipzig neben Journalistik auch noch Psychologie studiert hat.

Der Blick aufs Leben hat sich für Anja Walczak geändert

Was man freilich ändere, sei  der Blick aufs Leben -  zunächst mit der frappierenden Erkenntnis, dass   das so genannte Normale, das man sonst zuweilen als öde empfinden mag, plötzlich zum großen Ziel, ja  Wunschtraum wird. Und auch so manche Sichtweise werde eine andere:  „Die Welt der Kranken ist bunter als ich dachte“, sagt die  schon von Berufs wegen neugierige Hallenserin, der es also wichtig war, außer zu Schwestern und Ärzten auch zu Mitpatienten ein herzliches Verhältnis aufzubauen: Und zu anderen Betroffenen natürlich.

Denen - und übrigens auch Gesunden - will Anja Walczak Mut machen mit ihrem Buch und ihren Erfahrungen: Mut machen, das Leben bewusster und dankbarer anzunehmen und zu leben. Und den kleinen  Ärger gleich wegzulachen. (mz)
Anja Walczak, „Feinde in meinem Kopf“, Verlag Nymphenburger,
20 Euro.