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Wespenplage in Halle Wespenplage in Halle: Täglich bis zu fünf Patienten in der Notaufnahme

Von Silvia Zöller und Anne Schneemelcher 10.08.2015, 19:05
Der kurze Winter und das milde Frühjahr sind der Grund für ein Super-Wespenjahr.
Der kurze Winter und das milde Frühjahr sind der Grund für ein Super-Wespenjahr. DPA Lizenz

Halle (Saale) - Wespenalarm: Die stechenden Insekten haben sich in diesem Jahr stark vermehrt. Egal ob Eis, Kuchen oder Erfrischungsgetränk - Wespen fliegen im Moment sehr darauf. Jeder ärgert sich am Grill oder im Biergarten darüber. Doch in vielen Fällen sind die Insekten nicht nur ärgerlich, sondern auch eine Gefahr für Menschen: In diesem Sommer haben Schädlingsbekämpfer volle Terminbücher. „Wir kommen kaum noch hinterher“, sagt Kerstin Nieberth, Leiterin der ACS Schädlingsbekämpfung. Bis dato hat die Firma in den letzten drei Monaten um die 500 Wespen-Nester im Raum Halle entfernt. Das seien doppelt so viele wie 2014, sagt Nieberth. Bis zu sechs Anfragen täglich erhalten sie.

Feuerwehr darf nur in Ausnahmefällen ausrücken

Auch bei der Berufsfeuerwehr Halle gehen Anrufe wegen Wespennestern ein. Doch seit mehreren Jahren dürfen die Kameraden nur noch in Ausnahmefällen ausrücken: „Wir verweisen auf Schädlingsbekämpfer. Nur, wenn deren technische Ausrüstung nicht ausreicht und akute Gefahr im Verzug ist, kommt die Feuerwehr zum Einsatz“, so Günter Hedel, Teamleiter für Vorbeugenden Brandschutz. Wenn keine Gefahr besteht, müsse der Mensch mal den Rückzieher machen, rät er.

Aber nicht immer gelingt das. Hat die Wespe zugestochen, ist es für die etwa drei Prozent der Bevölkerung gefährlich, die allergisch reagiert. Seit etwa zwei Wochen suchen täglich vier bis fünf Patienten die Notaufnahme der Uniklinik auf, die nach Stichen Reaktionen wie geschwollene Arme oder Zungen zeigen. „In den Vorjahren gab es meist nur ein Fall pro Woche“, so Pressesprecher Jens Müller.

Bienen, Wespen und Hornissen sind besonders geschützt und stehen unter Artenschutz. Sie dürfen nicht entfernt, umgesiedelt oder bekämpft werden. Ausnahmen werden nur dann von den Behörden gestattet, wenn sie Menschen konkret gefährden - zum Beispiel wenn eine Allergie besteht und ein Wespennest genau vor dem Schlafzimmer ist. Ab Ende August wird es ruhiger in den Wespen-Nestern. Die Prinzessinnen fliegen aus und suchen sich einen Platz für den Winterschlaf.

Die anderen Tiere sterben. Bis dahin sollte man Vibrationen und Erschütterungen am Nest meiden. Auch schlagen die Tiere Alarm, sobald der Mensch in ihrer Gegenwart ausatmet. Auf Kohlenstoffdioxid reagieren die Gemeine und die Deutsche Wespe aggressiv und stechen zu.

Die Hornisse ist die einzige Wespen-Art, die unter Naturschutz steht, weil in der Vergangenheit zu viele der Nester ausgeräuchert wurden. Dabei ist das Tier eher nützlich als lästig. Ein Hornissen Volk kann bis zu einem Pfund Mücken am Tag erbeuten. Darüber hinaus sind sie alles andere als aggressiv. Ihr Gift ist sogar schwächer als das einer Biene.

Deshalb haben einzelne Kitas in Halle bereits das Essen im Freien bereits ganz gestrichen; Biergärten wie etwa am Zoo geben nur noch Getränke mit Deckeln und Strohhalmen aus.

Vorsorge wird daher auch in den Kitas getroffen. Alle Eltern, deren Kinder eine der neun SKV-Kitas in Halle besuchen, seien aufgefordert worden, eine bestehende Allergie ihrer Kinder bei Insektenstichen zu dokumentieren, sagt Geschäftsführerin Elke Schwabe. Zudem werde jeder Wespenstich in ein Unfallbuch aufgenommen, um später die Reaktionen des Kindes einordnen zu können. Und im Notfall werden den betroffenen Mädchen und Jungen auch Medikamente verabreicht oder der Notarzt gerufen - doch sei in diesem Sommer glücklicherweise noch nicht der Fall gewesen, so Schwabe.

Zu einem Stich muss es ohnehin nicht erst kommen, meist wird das aggressive Verhalten der Insekten durch den Mensch selbst provoziert: „Die meisten Wespen stellen keine Gefahr für den Menschen dar“, weiß Gabriele Huber-Schabel. Die Vorsitzende des Imkervereins Halle versucht Nest-Besitzer deshalb von der Akzeptanz der Tiere zu überzeugen. „Wespen sind die Müllmänner der Natur“, sagt sie. Fühlen sich die Tiere bedrängt, stechen sie. Wer sie also vom Grillfleisch oder dem Kuchen wegwedelt, riskiert einen Stich. Doch die meisten Wespen haben es gar nicht auf die süßen Leckereien abgesehen. Beispielsweise gehen die Gallische Feldwespe und auch die Sächsische lieber auf Mücken- und Fliegenfang, sagt Huber-Schnabel. „Und die können nicht zustechen, denn unsere Haut ist viel zu dick.“ (mz)

Wespennest
Wespennest
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