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Wenn der Pfarrer die Fragen zur Wahl stellt

Von MICHAEL DEUTSCH 03.09.2009, 16:31

HALLE/MZ. - Eingeladen zur etwas anderen Wahlkampf-Plauderei hatte Pfarrer Gerry Wöhlmann von der evangelischen Johannes-Gemeinde, der dazu Christoph Bergner (CDU), Johannes Krause (SPD), Petra Sitte (Die Linke) und Claudia Dalbert (Grüne) begrüßen konnte. Cornelia Pieper (FDP) fehlte entschuldigt.

Wöhlmann versuchte, die menschlichen Profile der Kandidaten näher zu beleuchten. Mit sanfter Höflichkeit bat er seine Gäste über Verantwortung, über ihr Gewissen und ihre politischen Anfänge zu sprechen. So berichtete Christoph Bergner, dass er schon zu DDR-Zeit Christ gewesen sei. Der Aufbruch in der Wendezeit und die Kontakte zu vielen Akteuren, etwa zu Heidi Bohley, der Schwägerin von Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley, hätten ihn motiviert, auch noch mit 40 Jahren in die Politik einzusteigen. Ganz ähnlich klang das auch bei Krause, der als langjähriges Mitglied der Kreissynode in der Sangerhäuser Jakobikirche die Friedensgebete miterlebte. 1997 sei er nach Halle gekommen und habe ein Jahr später als Stadtrat für die SPD kandidiert.

Sitte ging ausführlich auf ihre DDR-Biografie ein und bekannte sich zur atheistischen Weltanschauung. Als früheres Mitglied der FDJ-Kreisleitung habe sie im Wendeprozess umgedacht. Die-Grünen-Politikerin Dalbert hatte es dagegen schwer. "Ich habe die Wende aus der Ferne miterlebt" so die konfessionslose Kölnerin. 1998 erhielt sie eine Professur an der Uni Halle. In ihrer neuen Heimat will sie nun politisch mitgestalten.

Doch was sind die beherrschenden Gewissensfragen der vier Politiker? "Mein Thema ist die Kinderarmut", so Sitte und forderte Nachbesserungen bei Hartz IV. Dalbert prangerte die Bildungspolitik an und verlangte einen Bildungs-Soli zur Finanzierung von Ganztagesschulen und mehr Studienplätzen. "Ganz oben auf der Agenda steht für uns Arbeit", hob Krause hervor und forderte gesetzliche Mindestlöhne.

"Jede politische Entscheidung verlangt Verantwortung", betonte indes Bergner, der entgegen seinen Vorrednern eine "Gewissensfrage" anders interpretierte. Der CDU-Politiker sieht eher in Themen der Bioethik, etwa der Embryonenforschung und aktiven Sterbehilfe den Zündstoff für gewissensgeleitete Diskussionen in der Politik.

Am 15. September stellen sich die Direktkandidaten um 15 Uhr in der "Schöpfkelle", Hanoier Straße 70, vor.