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Weihnachtsmarkt Weihnachtsmarkt Halle: Kräppelchen, Glühwein und Bratwurst - Kommt das Kunsthandwerk zu kurz

Von Tanja Goldbecher 19.12.2018, 05:00
Mohinder Pal bietet seit über 20 Jahren Räuchermännchen aus dem Erzgebirge an. Sein Geschäft könnte besser laufen, sagt er.
Mohinder Pal bietet seit über 20 Jahren Räuchermännchen aus dem Erzgebirge an. Sein Geschäft könnte besser laufen, sagt er. Silvio Kison

Halle (Saale) - Karla Schiller sucht an diesem frösteligen Vormittag nach einem Geschenk für eine Freundin. Mit ihrem zweijährigen Sohn im Schlepptau zieht sie etwas unzufrieden von Stand zu Stand auf dem Weihnachtsmarkt. „Früher gab mehr Kunsthandwerk mit selbstgetöpferter Keramik und schönen Holzschnitten auf dem Markt“, beklagt die Hallenserin. Heute müsse sie wesentlich länger suchen, um ein passendes Unikat zu finden. Dafür gebe es etliche Essens- und Getränkestände.

Ein Blick in die Statistik der Stadtverwaltung verrät, dass Kunsthandwerk und Gastronomie jedoch fast gleichauf sind. Insgesamt 63 Stände stillen auf dem diesjährigen Weihnachtsmarkt Hunger und Durst. 59 Stände bieten Dinge wie Schmuck, Mützen und Kerzen an. Mit 122 Ständen gibt es fünf Stände weniger als im Vorjahr, 2016 waren es 124 Verkaufsstände.

Weihnachtsmarkt Halle: Standmiete 5.000 Euro für einen Erzgebirgsstand

An Marktbesucherinnen wie Karla Schiller, die gezielt nach Handwerkskunst auf dem Weihnachtsmarkt suchen, fehle es zuletzt, sagt Händler Mohinder Pal. „Letztes und dieses Jahr läuft der Verkauf wesentlich schlechter als vorher“, sagt Pal, der täglich aus Weißenfels nach Halle pendelt.

Dementsprechend seien die Standmiete und die Personalkosten für seine Verkäuferin mittlerweile schwieriger zu stemmen. Allein für diese Saison müsse er fast 5.000 Euro für seinen Erzgebirgsstand zahlen. In anderen Städten wie Leipzig oder Dresden würden die Kosten für einen Handwerksstand jedoch noch erheblich höher ausfallen.

Weihnachtsmarkt Halle: Händler zahlen 4,50 Euro pro Quadratmeter ihres Verkaufsstands, Imbissverkäufer hingegen das Doppelte

In der aktuellen Marktsatzung der Stadtverwaltung wird die Höhe der Standgebühr nach der benutzten Grundfläche pro Tag berechnet. Für Gastronomie, Kinderkarusselle und Handwerksstände gelten zudem unterschiedliche Preise. Händler zahlen 4,50 Euro pro Quadratmeter ihres Verkaufsstands, Imbissverkäufer hingegen das Doppelte.

Die Schmuckverkäuferin Rita Wiedner hat eine etwas andere Beobachtung als ihr Kollege Mohinder Pal gemacht. „Die Menschen wollen durchaus etwas Kreatives und Individuelles auf dem Weihnachtsmarkt entdecken“, sagt die 27-Jährige. Viele würden sich an ihrem Stand Terré für die handgefertigten Ohrringe und Ketten begeistern. Außerdem gebe es eine Stammkundschaft, die sie regelmäßig aufsucht.

„Allerdings spielen die Preise eine große Rolle für die Kunden“, fügt sie hinzu. Ihre hochwertigen Klangschalen würden sich zum Beispiel schlechter verkaufen. „Reines Kunsthandwerk hat es deshalb schon schwer, auf dem Markt gut verkauft zu werden“, meint Wiedner. (mz)