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Wasserspringen Wasserspringen: Beinahe eine Sensation

Von Petra Szag 16.02.2014, 22:02
Nico Herzog, hier bei einem Sprung vom Dreimeter-Brett am Freitag, lag vom Turm lange auf Medaillenkurs.
Nico Herzog, hier bei einem Sprung vom Dreimeter-Brett am Freitag, lag vom Turm lange auf Medaillenkurs. Schulz Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Das gleißende Licht der Kamera irritiert Nico Herzog kein bisschen. Der 16-Jährige steht am Beckenrand der Neustädter Sprunghalle und schaut dem Reporter offen in die Augen. Lässt sich nicht hibbelig machen von dem Mikrofon und den hinter dem Fernsehteam ungeduldig auf ihren Einsatz wartenden weiteren Journalisten. Seine Worte wählt der Sportschüler mit Bedacht. Ganz so, als sei der Umgang mit den Medien etwas Alltägliches für ihn.

Warum soll er enttäuscht sein, auch wenn er im letzten Durchgang die greifbar nahe Medaille bei der deutschen Meisterschaft der Wasserspringer am Wochenende in seiner Trainingshalle in Neustadt doch noch aus der Hand geben musste?

„Ich bin ohne jede Erwartung in diesen Wettkampf gegangen“, sagt er ganz und unaufgeregt. Und nach einer kurzen Denkpause ergänzt er: „Sicher wäre sogar noch mehr drin gewesen. Aber ganz ehrlich, einige Sprünge sind noch ziemlich neu in meinem Programm. Die muss ich erst noch stabilieren.“

Nico Herzogs Gelassenheit erstaunt. Schließlich hätte er allen Grund gehabt, hin- und hergerissen zu sein. Platz vier vom Turm bei einer nationalen Meisterschaft der Elite ist für einen Nachwuchsspringer wie ihn schon ein Riesending. Auch wenn die Weltmeister Patrick Hausding und Sascha Klein diesmal verzichtet haben.

Buschkow hat Talente im Blick

Tief in seinem Innersten muss das auch Nico Herzog gespürt haben. Und deshalb wird auch sein Herz ein bisschen heftiger gepocht haben als sonst. Davon ist jedenfalls der einstige Weltklassespringer Andreas Wels überzeugt. „Der Nico ist aber kein Lautsprecher“, sagt der Olympiazweite von 2004. Wels hat den jungen Mann einige Jahre in seiner Trainingsgruppe betreut, und deshalb weiß Wels nur zu gut: „Er denkt nach, bevor er etwas macht.“ Und sagt. Eine Eigenschaft, die dem Elftklässler im Training zugute kommt. Wels bestätigt: „Der Junge macht vieles ganz bewusst im Training. Er ist kein Schnellstarter, aber sehr fleißig und zielorientiert.“ Und auch Lutz Buschkow, der Sportdirektor des Deutschen Schwimmverbandes und Bundestrainer der Wasserspringer, verfolgt die Entwicklung des Nachwuchsspringers sehr aufmerksam. Ebenso wie die der anderen Jungen und Mädchen des SV Halle. Carlo Strauß zum Beispiel, der - obwohl gerade einmal 13 Jahre alt - frech und frei ein ausgezeichnetes „Männer-Debüt“ als Fünfter vom Turm gegeben hat. Dazu kommen mit Diana Yaakoob, Felicitas Richter und Isabell Utmann junge Springerinnen, die die Heimmeisterschaften der Großen ebenfalls für ihren Entwicklungsnachweis nutzen konnten. „Die JEM und JWM“, so der Cheftrainer, seien für sie durchaus ein Thema.

Für den Verein an der Saale wäre es ein schöner Erfolg, wenn sich zumindest einige dieser Talente für die Jugend-EM im Sommer in Bergamo und anschließend die weltweite Bestenermittlung der 14- bis 18-Jährigen im russischen Penza qualifizieren können. Utopisch erscheint das nicht.

Was die Trainer gern hören: „Halle erfüllt alle Voraussetzungen für einen Bundesstützpunkt Nachwuchs“, bestätigt Buschkow. Der Status ist also vorerst nicht in Gefahr. Auch wenn ein Top-Springer im Erwachsenenbereich natürlich schmerzlich vermisst wird. Denn seit Katja Dieckow zugunsten ihrer Doktorarbeit ihre Leistungssportkarriere beendet hat, klafft da eine Lücke.

Fandler fällt lange aus

Der zur erweiterten nationalen Spitze zählende Florian Fandler wird zumindest in den nächsten Monaten nicht versuchen können, diese zu schließen. Der Sportsoldat riss sich kurz vor den Meisterschaften die Achillessehne.

Die meisten EM-Kandidaten aus Berlin, Dresden, Leipzig und Rostock gingen in Halle aufs Brett oder den Turm, ließen aber mit Blick auf den Springertag nächste Woche in Rostock und die sich anschließende Weltserie die eine oder andere Konkurrenz diesmal aus. Wie Klein, dem es in der Schulter zwickte. „Unser Hauptaugenmerk ist auf die Heim-EM im Sommer in Berlin ausgerichtet“, erklärt Buschkow. Dort sollen seine Auswahl-Asse in möglichst allen Disziplinen um die Medaillen mitkämpfen.

Für einen wie Nico Herzog ist das Zukunftsmusik.