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Mit viel Traditionsbewusstsein Warum hallesche Spielzeughändler zu Weihnachten bewusst auf Bewährtes setzen

Von Annette Herold-Stolze 08.11.2021, 14:30
Warum immer nur das Neueste? Cornelia und Jürgen Zänker haben auch ein Faible für bewährtes Spielzeug.
Warum immer nur das Neueste? Cornelia und Jürgen Zänker haben auch ein Faible für bewährtes Spielzeug. Foto: Annette Herold-Stolze

Halle (Saale)/MZ - Ohne Klingel geht nichts. Wie sollen sich der Postbote oder Besucher sonst bemerkbar machen? Wer Jürgen Zänker zuhört, begreift das sofort, obwohl der längst aus dem Puppenstuben-Alter raus ist. Was nicht heißt, dass er sich nicht mit den Mini-Häusern beschäftigen würde, wenn auch beruflich:

Traditionsbewusstsein: Neben Brett- und Kartenspielen auch Puppenhäuser im Angebot

Im Geschäft „Spielzeugwelt“ in der Großen Steinstraße 16, das seine Frau führt und in dem er mitarbeitet, ist Jürgen Zänker unter anderem für Puppenstuben-Elektrik zuständig. Für einen studierten Elektroingenieur liegt das nahe, auch wenn die Drähte, Schalter und Lampen en miniature natürlich nicht seinen gesamten Arbeitsalltag ausfüllen.

Dass Puppenhäuser im Angebot sind, und zwar welche aus Holz, sagt viel über das Traditionsbewusstsein der Zänkers. Es geht ihnen nicht nur um Umsatz, sondern auch darum, ihren Kunden langlebiges Spielzeug anzubieten, welches, das die Fantasie fördert. Um Kassenschlager kommen sie dabei dennoch nicht herum und wollen das auch gar nicht, wie die Inhaberin sagt. Aber genau die sind momentan knapper als sonst, und mit Blick auf Weihnachten ermuntern Zänkers ihre Kunden jetzt häufiger als ohnehin schon, den Blick doch mal auf anderes Spielzeug zu lenken als auf jenes, das der Nachwuchs aus der Reklame kennt und so gern haben möchte.

„Vor allem Kunden aus den alten Bundesländern sagen uns, dass es bei ihnen Geschäfte wie unseres gar nicht mehr gibt“

„Die Werbung hat schon großen Einfluss“, stellt Cornelia Zänker immer wieder fest. Dennoch versuchen sie und ihr Mann, dem immer wieder etwas entgegenzusetzen. Mit den Puppenhäusern zum Beispiel, für die es natürlich auch Möbel und Tapeten gibt, mit Kaufmannsläden oder mit Brettspielen von Spika aus Annaberg-Buchholz, die Eltern oder Großeltern noch aus ihren Kindertagen kennen. Ihr Sortiment wird durchaus geschätzt.

„Vor allem Kunden aus den alten Bundesländern sagen uns, dass es bei ihnen Geschäfte wie unseres gar nicht mehr gibt“, erzählt die Inhaberin und will nicht nur deshalb auf Bewährtes setzen. „Wenn wir es nicht weitergeben, wird manches aussterben“, sagt sie. Gerade Großeltern seien oft nicht glücklich darüber, wenn sie den Wunschzettel der Enkel abarbeiten, ihnen aber gern mit einem anderen Spielzeug eine Freude bereiten würden. Cornelia Zänker findet, es kommt auf den Versuch an, Kindern Alternativen anzubieten.

Hallesches Spielzeuggeschäft seit 15 Jahren in Heide-Nord

Dass die Eheleute einmal mit Spielzeug handeln würden, hat sich mit der Wende ergeben. Da war das Elternhaus von Jürgen Zänker in Delitzsch, darin über viele Jahre ein Geschäft für Berufsbekleidung. „Als das auszog, stand die Frage: Neu vermieten oder selbst was machen?“, erzählt er.

Er machte selbst, seine Frau, die Berufsschullehrerin, stieg nach einer Weile mit ein. Später verlegten sie das Geschäft nach Heide-Nord; seit 15 Jahren sind sie jetzt in der Großen Steinstraße. Ganz bewusst, weil sie finden, dass Leben ins Stadtzentrum gehört, wie Cornelia Zänker sagt. „Ohne Geschäfte ist die Stadt trist.“