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Polizei zieht Bilanz Wann und wie Einbrecher in Halle zuschlagen

Von Julia Rau 15.01.2017, 08:00
Ein nachgestellter Einbruch.
Ein nachgestellter Einbruch. dpa

Halle (Saale) - Als die Bewohner eines Einfamilienhauses in Heide-Nord an einem Dezemberabend nach Hause kommen, erleben sie eine böse Überraschung: Ihr Haus weist deutliche Spuren eines Einbruchs auf. Die Schränke sind durchwühlt, Schmuck und Bargeld fehlen.

Einbrüche in Halle: Nur wenige Täter werden gefasst

Ähnliche Erlebnisse machen jedes Jahr Hunderte Hallenser und ihre Zahl steigt. Seit 2013 hat die Zahl der Wohnungseinbrüche in der Saalestadt zugenommen. 2015 lag sie bei 405, bis Oktober 2016 registrierte die Polizei bereits 360 Fälle.

Die Chancen der Opfer ihre Habseligkeiten zurückzubekommen sind klein. Denn die Aufklärungsquote bleibt niedrig. Während 2011 noch etwa jeder vierte Einbruch aufgeklärt werden konnte, war es 2015 nicht einmal jeder sechste. Die schwankenden Einbruchszahlen in der Statistik bezeichnet Ralf Karlstedt, Sprecher der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd als typisch für diese Verbrechensart.

Wie viele Sachbearbeiter sich mit den Einbruchsfällen befassen, hängt laut Polizei ganz vom Bedarf ab. Immer dann, wenn sich ein Schwerpunkt herausbildet, ermitteln dazu auch mehr Polizisten.

Tagsüber oder nachts?: Wann Halles Einbrecher am häufigsten zuschlagen.

Die Schwierigkeit bei der Aufklärung, so Karlstedt, sei die oft geringe Zeugenzahl. Wird in Wohnungen in Mehrfamilienhäusern eingebrochen, gebe es kaum Hinweise. Zumal die Einbrüche meist dann geschehen, wenn die Bewohner nicht da sind.

Dass Einbrecher wie im Film nachts die Scheibe einschlagen, ist keinesfalls ein gängiges Muster. Zwischen 6 und 21 Uhr wird dreimal so häufig in Halle eingebrochen, wie nachts.

Auch im Fall in Heide-Nord kamen die Täter am Tage – zwischen 14.30 Und 18.30 Uhr, als die Bewohner unterwegs waren. Tatverdächtige konnte die Polizei in den fünf Wochen seit dem Einbruch nicht ermitteln.

Keine Bandenkriminalität: Die meisten Einbrecher in Halle sind Einzeltäter

Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch groß, dass es sich um einen Einzeltäter handelt. Diese würden laut Karlstedt einen Großteil der Einbrüche in Halle begehen. Eine Struktur, dass die Verdächtigen zu Banden gehören, gebe es hier nicht. Die Täter schlagen in Halle vor allem in Mehrfamilienhäusern zu, was jedoch der Tatsache geschuldet sei, dass es davon in Halle mehr gibt als Einfamilienhäuser.

Wo Einbrecher in Halle am häufigsten zuschlagen.

Die lokalen Schwerpunkte sind seit Jahren konstant: Altstadt, südliche und nördliche Innen- und Neustadt sowie die Silberhöhe. Haben die Täter erst einmal die Wohnungstür, ein Fenster oder die Terrassentür aufgehebelt, haben sie es vornehmlich – wie auch in Heide – auf Schmuck und Bargeld abgesehen.

Die drittbeliebteste Beute sind laut Polizei Elektrogeräte. „Jährlich beläuft sich der Stehlschaden bei Häusern und Wohnungen in Halle insgesamt auf etwa 250.000 bis 300.000 Euro“, sagt Karlstedt, Sachschaden inklusive.

Polizeisprecher von Halle: Den Standardeinbrecher gibt es nicht.

Den Standardeinbrecher gebe es nicht, sagt Karlstedt. Allerdings sind über 90 Prozent der ermittelten Einbrecher in Halle deutscher Herkunft. Die Hälfte der Einbrecher sind zwischen 25 und 40 Jahre alt.

Etliche Tatverdächtige, die nach Einbrüchen aufgegriffen worden, seien der Polizei schon wegen Drogendelikte bekannt. So waren im Bereich des Polizeireviers Halle 25,1 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen bei Diebstählen in besonders schweren Fällen – also zum Beispiel Einbrüchen – Konsumenten harter Drogen. Die meisten Taten rechnet die Polizei daher der Beschaffungskriminalität zu.

Diese Schwachstellen an Häusern nutzen Einbrecher häufig aus.

Mit Informationstagen und Projekten wie „Das sichere Haus“ versucht die Polizei, Hallenser zu dem Thema zu sensibilisieren. Das eigene Haus oder die Wohnung gegen Einbrecher zu wappnen, kostet zwischen 2.000 und 10.000 Euro, wie Jan Reiche, von Reiche Sicherheitstechnik sagt. „Manche Leute schützen ihr Heim erst, wenn es zu spät ist, andere kommen, wenn in der Nachbarschaft Fälle auftreten.“

Und wenn sie kommen, dann rät Reiche, zu allererst die Fenster zu sichern, „da verschaffen sich die Einbrecher meistens Zugang“. Das Glas zerbreche so gut wie niemand, die Rahmen seien die eigentliche Schwachstelle.

„Zehn bis Fünfzehn Sekunden braucht ein geübter Einbrecher um ein Fenster aufzuhebeln, wenn man beispielsweise Pilzkopfverriegelungen einbaut, werden es Minuten, da lassen Einbrecher ab.“ Von Überwachungskameras und Bewegungsmeldern ließen sich laut Reiche die wenigsten abschrecken. (mz)