Wandel auf Immobilienmarkt Wandel auf Immobilienmarkt: Es gibt zu wenig Büroflächen in Halle

Halle (Saale) - Wer durch Halle geht, begegnet ihm auf Schritt und Tritt: Martin Stutzer. Das Bild des Immobilienmaklers ist in vielen Läden zu sehen, für die ein neuer Mieter gesucht wird. Stutzer - das Gesicht des Leerstands in Halles Innenstadt? - „Nicht mehr“, sagt der 32-Jährige. Auch wenn er aktuell neue Mieter für 90 Gewerbe-Immobilien in Halle sucht, gebe es momentan vor allem in der Großen Ulrichstraße viel Bewegung.
Gerade erst habe er „Rewe“ einen Laden in der Hausnummer 12, dem ehemaligen RFT-Gebäude, vermittelt und somit einen Ankermieter gefunden. Auch für weitere Läden führe er momentan Gespräche - so mit einem großen Fahrradhändler.
Immobilienmakler: Halle ist vom Mietpreis her attraktiv
So schnell, wie Läden neu vermietet werden, kommt Stutzer nicht hinterher, seine Plakate aufzuhängen. Woher der bislang ausgebliebene Boom für Halles City kommt, kann sich Stutzer gut erklären: „Halle ist vom Mietpreis her attraktiv, und es gibt neue Mieter, die ihre Verkaufsgebiete erweitern wollen.“ So seien Berlin oder Leipzig mittlerweile „ausverkauft“, was den Blick auch der Gewerbeimmobilienkäufer nach Halle ziehe. Seit zehn Jahren versucht Stutzer auch, Läden entlang des „Sorgenkinds des Stadt“, des oberen Boulevards, zu vermarkten.
„Ich kenne dort 80 Prozent aller Eigentümer“, sagt er. Alles habe man versucht - doch die im Schnitt 60 bis 70 Quadratmeter großen Läden seien einfach zu klein. Vor allem für Ankermieter wie große Bekleidungshäuser, die zwar in Halle eine Immobilie suchen - jedoch größere.
Investor will oberen Boulevard mit Gastronomie beleben
Laut Stutzer komme nun aber die Wende: Ein Investor habe mehrere Häuser auf dem oberen Boulevard gekauft und will die Meile mit Gastronomie beleben. Und auch das habe mit dem Immobilienmarkt in Deutschland zu tun: „Die Eigentümer hier wollen derzeit verkaufen, weil sie aktuell die doppelten Preise erzielen können wie vor drei Jahren.“
Insofern ist das Problem „leerstehende Läden“ für Martin Stutzer im Moment nicht das Hauptproblem. „Der Büromarkt ist umkämpft, es gibt zu wenige freie Flächen“, überrascht der Experte. Büroflächen über tausend Quadratmeter seien in Halle praktisch nicht zu bekommen, wohl aber extrem gefragt. Das liege daran, dass viele IT-Unternehmen ihren Standort nach Halle verlegt oder Firmen sich vergrößert haben.
Bürogebäude derzeit komplett vermietet
Bürogebäude, die früher ein Problem mit Leerstand hatten, seien derzeit komplett vermietet. „Wenn noch vor zwei oder drei Jahren jemand Büroflächen in Halle gesucht hatte, konnte er unter 20 Angeboten aussuchen“, berichtet der Makler. Heute müsse Stutzer auf die Suche gehen und Büros finden, die vielleicht demnächst leer werden: Verkehrte Welt!
Aber genau das ist es, was der gebürtige Hallenser so spannend an seinem Job findet. „Man hat es bei der Vermittlung von Gewerberäumen mit hochrangigen Leuten zu tun, die dankbar für Unterstützung sind.“ Seit neun Jahren ist Martin Stutzer als Makler tätig. Vorher war der gelernte Einzelhandelskaufmann im Handel tätig. Doch nach der Bundeswehrzeit suchte er eine neue Aufgabe. Als selbstständiger Makler ist er seitdem für das Netzwerk „3A-Immobilien Halle“ tätig und somit sein eigener Chef.
Immobilienmakler in Halle: „Ich habe teilweise überhaupt keine Zeit mehr, neue Plakate aufzuhängen“
Dass sein Gesicht auf den Plakaten zu sehen ist, sei eine Werbe-Idee aus Amerika. Dadurch sei man auch bei den Immobilienbesitzern quasi persönlich bekannt. Das Konzept scheint in Halle aufgegangen zu sein. Jedoch: „Ich habe teilweise überhaupt keine Zeit mehr, neue Plakate aufzuhängen“, sagt Martin Stutzer.
In seiner 60-Stunden-Arbeitswoche geht es momentan eben viel mehr darum, Verträge abzuschließen - teilweise innerhalb von nur zwei Tagen. Leerstand ist so nicht mehr mit dem Gesicht von Immobilienmakler Martin Stutzer verbunden. (mz)