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Umwelt Ist die Dölauer Heide in Halle noch zu retten?

Der Zustand des Stadtwalds von Halle verschlechtert sich von Jahr zu Jahr. Ein neuer Förster soll helfen. Auch die Bewässerungsidee ist für die Dölauer Heide noch nicht ganz vom Tisch.

Von Jonas Nayda Aktualisiert: 06.10.2022, 11:40
Die vielen abgestorbenen Bäume in der Dölauer Heide sind aus der Luft besonders gut zu erkennen.
Die vielen abgestorbenen Bäume in der Dölauer Heide sind aus der Luft besonders gut zu erkennen. Foto: Marvin Matzulla

Halle (Saale)/MZ - Wer in diesen Tagen durch die Dölauer Heide läuft, bemerkt wahrscheinlich die vielen bunten Blätter auf dem Waldboden. Dass es eigentlich noch viel mehr sein könnten, wird bei einem Blick in die Baumkronen deutlich. Viele Bäume tragen schon lange gar keine Blätter mehr - sie sind abgestorben. Wie viel Totholz es insgesamt gibt, ist unklar, doch die Lage ist ernst, so viel ist sicher. Stadtverwaltung und Politik ringen um Lösungen. Hoffnungen ruhen auf dem neuen städtischen Forstamt, das 2023 eingerichtet werden soll.

Was der Heide in erster Linie fehlt, ist Wasser. Seit Jahren fällt zu wenig Regen. Rußrindenkrankheit und Schädlinge haben obendrein dafür gesorgt, dass rund ein Drittel aller Kiefern-, und Bergahornbestände tot sind. Laut Stadtverwaltung ist der Holzvorrat in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Im Jahr 2010 betrug der (Lebend-)Holzvorrat im Stadtwald 191.000 sogenannte Erntefestmeter.

In Halles Stadtwald sterben die Bäume: Immer mehr Schäden in der Dölauer Heide

Am 1. Januar 2020 sind trotz einer um zehn Prozent höheren eingerichteten Waldfläche nur noch 181.000 Erntefestmeter ermittelt worden. Die Stadt rechnet mit einer weiteren Reduzierung. Da die genaue Erfassung aber sehr aufwendig ist, wird sie nur alle zehn Jahre durchgeführt. Die große Baumpflanzaktion, die seit 2019 stets am 3. Oktober durchgeführt worden war, wurde in diesem Jahr kurzfristig abgesagt. Grund: zu geringe Erfolgsaussichten auf das Anwachsen der Bäume. Immerhin: Laut Stadtverwaltung sei aktuell nicht zu befürchten, dass der Wald als Ganzes gefährdet ist.

Wasser gibt es in den Gebieten um die Heide eigentlich im Überfluss. Seit den 1960er-Jahren wird das Grundwasser in Neustadt künstlich abgesenkt, damit die Keller der Plattenbauten trocken bleiben. Aus den Bruch- und Heideseen wird fast das ganze Jahr über Wasser abgepumpt und in den Saugraben geleitet. Schlussendlich fließt es in die Saale. Pro Jahr gibt die Stadt knapp 10.000 Euro dafür aus. In der Dölauer Heide liegen derweil noch alte Entwässerungsgräben aus DDR-Zeiten.

Nahezu ganzjährig wird Wasser aus dem Bruchsee abgepumpt.
Nahezu ganzjährig wird Wasser aus dem Bruchsee abgepumpt.
Foto: Marvin Matzulla

Dennoch hat der Stadtrat jüngst abgelehnt, zu prüfen, ob es nicht möglich wäre, die nicht mehr benötigten Entwässerungsgräben im Wald zu verschließen. Auch abgelehnt wurde die Idee, ob man das abgepumpte Wasser aus den Seen nicht zur Bewässerung in die Heide leiten könnte. Die Stadtverwaltung hatte argumentiert, dass die alten Gräben sowieso schon trocken seien und den Wald zu bewässern, sei zu teuer. Eine knappe Mehrheit hatte sich dieser Meinung angeschlossen.

Braucht die Dölauer Heide in Halle eine künstliche Bewässerung?

Kritik an der Entscheidung kommt von der Ökologischen Arbeitsgruppe. „Die Stadträte, die dagegen sind, das zu prüfen, waren wohl seit Jahren nicht mehr in der Dölauer Heide. Es ist traurig“, sagt Vereinsvorsitzender Wolfgang Kupke auf MZ-Anfrage. Er wolle weiter für den Vorschlag kämpfen. Der Grünen-Stadtrat Wolfgang Aldag unterstützt ihn dabei. „Alle schreien immer, wenn es darum geht, den Zustand der Heide zu beschreiben. Aber getan wird nichts“, sagt er. Aldag will noch einmal auf die anderen Fraktionen zugehen und einen Vor-Ort-Termin im Wald ausmachen.

Im nächsten Jahr soll Halle außerdem ein eigenes neues Forstamt bekommen. Insgesamt neun Stellen werden dafür geschaffen. Viele Stadträte versprechen sich davon eine bessere Betreuung für den Stadtwald. Die Hauptaufgabe bestehe darin, Trockenschäden zu beseitigen und neu aufzuforsten. Bislang war das Betreuungsforstamt Naumburg für Halle zuständig.