Von Weiß bis Kunterbunt
Halle/MZ. - Der Töpfermeister aus der Marburger Gegend, genauer gesagt aus Ebsdorfergrund-Rauischholzhausen, füllte in das anthrazitfarbene Gefäß Wasser (neben seinem Stand sprudelte der Marktbrunnen) und goss es in eine Tasse. Ohne dabei einen Tropfen zu verlieren. Dies hinzubekommen, sei beim Töpfern das Schwierigste, sagte er. Die Kundin war zufrieden: "Die nehme ich."
Wirth war einer von einigen Dutzend Keramikern, die zwei Tage lang zwischen Marktkirche, Rotem Turm und Wöhrl-Kaufhaus ihre Stände aufgestellt hatten. Weiße Gefäße mit zarten Mustern, kunterbuntes Alltagsgeschirr, bürgel-blaues und schlichtes braunes - die Wahl fiel schwer bei dieser Fülle. Lichter-Engel, fast einen Meter hoch, gab es ebenso wie Uhren, Fliesen, Tierfiguren, Perlen, Pfeifen und Blumen - alles aus gebranntem Ton.
Clemens Wirth kommt schon lange zweimal jährlich nach Halle - zum Töpfer- und zum Weihnachtsmarkt. "Ich mache gute Geschäfte hier, meist bessere als in den alten Ländern", erzählte der Obermeister seiner Berufsgruppe für Hessen, der eine große Werkstatt mit Gesellen und Lehrlingen betreibt.
Recht zufrieden mit der Besucherzahl war auch Tilman Beyer aus Halle. Auch er ist jedes Jahr dabei. Dass die Stadt diesmal Werbung für den Töpfermarkt gemacht hat, mache sich deutlich bemerkbar, sagte der Keramiker mit Werkstatt und Laden an der Mühlpforte. Doch so recht zufrieden mit der Organisation ist er trotzdem nicht. "Es fehlen die Töpfer und Keramiker aus Halle", so Beyer. In der Stadt gebe es eine große Szene, darunter namhafte Kollegen. Hinzu kämen die Burg-Studenten. "Doch davon spürt man nichts." Gerade mal ein paar Töpfer aus Halle und Umgebung seien da; viele scheuten eine Bewerbung aufgrund der großen Nachfrage. Auswärtige dominierten, kamen zum Beispiel aus Karlsbad (Tschechien), Berlin, Chemnitz, dem Harz und aus Thüringen.
"Ich habe der Stadt den Vorschlag gemacht, eine Auswahl-Kommission zu bilden, damit zum einen mehr hallesche Töpfer mitmachen können und sich zum anderen die Qualität der Waren erhöht", sagte er. Doch darauf habe es keine Reaktion gegeben. Zu überlegen gab er auch, ob es gut sei, neben der Keramik Dinge wie Schmuck, Holzwaren und Zwiebelzöpfe anzubieten.
Für Franz Clasen (Name aus weihnachtlichen Geheimhaltungsgründen geändert) hat sich der Besuch jedenfalls gelohnt: "Meine Frau wünscht sich zu Weihnachten einen Römer-Topf. Und den habe ich gekauft." Nun müsse er den großen Topf nur noch sicher vor Entdeckung bis dahin aufbewahren.