80 Jahre Kriegsende Von großflächiger Zerstörung verschont geblieben: Stadt Halle gedenkt der Befreiung
An der Giebichensteinbrücke erinnerte die Stadt an das Kriegsende vor 80 Jahren. Die zerstörte und wieder aufgebaute Brücke diente dabei als Sinnbild. Und OB Alexander Vogt hielt seine Rede bewusst auf Englisch.

Halle (Saale)/MZ - Um 18 Uhr an diesem Donnerstag erklingt eine einzelne Trompete am Gefallenendenkmal nahe der Giebichensteinbrücke. Gegenüber auf der anderen Saaleseite lauschen all die Amsträger, die dort zusammen gekommen sind, diesem Klang. Halten inne.
Damit begann die Veranstaltung, mit der die Stadt zusammen mit dem WUK Theater Quartier und der Gedenkstätte Roter Ochse an die Befreiung der Stadt Halle durch die 104. US-Infanteriedivision vor genau 80 Jahren erinnerte. Zu den extra angereisten Gästen zählten auch Vertreter der USA, darunter Alan Meltzer, Geschäftsträger der US-Botschaft in Berlin, sowie US-Generalkonsul John Crosby.
Halles Oberbürgermeister Alexander Vogt (parteilos) entschied sich, seine Rede auf Englisch zu halten. Er begründete es damit, dass dies Sprache derer sei, „die uns befreit haben“. Der gebürtige Hallenser Vogt dankte den Amerikanern dafür, „dass ich in einer Stadt aufwachsen konnte, die nicht zerstört wurde“. Denn die großflächige Bombardierung blieb Halle erspart.

Vogt erinnerte daran, dass die Giebichensteinbrücke zum Ende des Krieges von den Nazis zerstört, später aber schnell wieder aufgebaut worden sei. Er verwies auch auf das Motto des aktuellen halleschen Themenjahres - „Stadt der Brücken“ - und darauf, dass Brücken auch ein wichtiges Symbol sind. Wenn Brücken einbrechen, so Vogt, gebe es auch keine Verständigung mehr zwischen den Menschen.
Diesen Gedaken griff dann auch Alan Meltzer von der US-Boschaft auf, der wiederum seine Begrüßungsworte auf Deutsch sprach. Und der zunächst erwähnte, vor zwei Wochen bei der Gedenkveranstaltung im ehemaligen KZ Buchenwald teilgenommen zu haben. Dort sei das Grauen des Naziregimes einst zutage getreten. Meltzer nannte es das „dunkelste Kapitel“. Er sprach davon, dass die Amerikaner, nachdem die Nazis die Brücken über die Saale in Halle zerstört hatten, Behelfsbrücken bauten, um mit ihren Panzern über den Fluss fahren zu können, und dass sie damit auch Brücken zurück zur Humanität gebaut hätten.
Er versicherte, dass es die Brücken zwischen Deutschland und den USA auf allen möglichen Ebenen auch 80 Jahre später gibt und weiterhin geben wird. Er schloss seine Rede mit: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Seit Donnerstag ist am Fuße der Giebichensteinbrücke auch eine Freiluftausstellung zu sehen, die in Form von Büchern im XXL-Format gestaltet ist. Und diese zeigen Bilder aller neun im April 1945 gesprengten Brücken: Giebichensteinbrücke und Peißnitzbrücke, Schwanenbrücke und Gimritzer Gutsbrücke, Elisabethbrücke und Genzmer Brücke, Pulverweidenbrücke und Hafenbahnbrücke, sowie als einziger heute nicht mehr existenter Brücke: die Siegenbogenbrücke.
Die Ausstellung an der Saalepromenade kann noch bis 2. Mai besichtigt werden. Der Gedenkstättenleiter des Roten Ochsen, Michael Viebig, lud alle dazu ein, die Ostertage dafür zu nutzen, einen Blick darauf zu werfen. Den vielen interessierten Betrachtern, die schon am Donnerstag schauten, musste er das gar nicht erst sagen.