1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Vom iPhone veräppelt: Vom iPhone veräppelt: Wetter-App warnt fast täglich vor "ungesunder Luft" in Halle - doch sie es nicht

Vom iPhone veräppelt Vom iPhone veräppelt: Wetter-App warnt fast täglich vor "ungesunder Luft" in Halle - doch sie es nicht

Von Maximilian Mühlens 29.10.2018, 23:00
Im Dunst einer Inversionswetterlage steht das Braunkohlekraftwerk Schkopau südlich von Halle. Die Apple Wetter-App warnt fast täglich.  
Im Dunst einer Inversionswetterlage steht das Braunkohlekraftwerk Schkopau südlich von Halle. Die Apple Wetter-App warnt fast täglich.   dpa-Zentralbild

Halle (Saale) - Seit Ende September wundern sich iPhone-Besitzer in Halle fast täglich über die Wetter-App des Smartphones. Denn seit einem großen Software-Update, das auch die Wetter-App erneuerte, warnt diese nun kontinuierlich vor „gesundheitsgefährdender Luft“. Das betrifft allerdings nicht nur die Saalestadt, sondern auch viele weitere Städte in Deutschland. Eine Erklärung für die schlechte Luft liefert die App indes nicht - es sind auch keine genauen Daten abrufbar.

Apple äußerte sich gegenüber der MZ nicht zu den Warnungen der Wetter-App. Eine PR-Agentur aus München kümmert sich um Anfragen deutscher Medien - eine erste MZ-Anfrage ging verloren. Auf die erneute Anfrage hieß es von einem Mitarbeiter lapidar: „Wir melden uns, wenn es etwas zu beantworten gibt“. Eine Antwort kam bis Redaktionsschluss nicht.

Fakt ist, dass Apple für seine Wetter-App Daten des amerikanischen Wetterdienstleisters „The Weather Company“ verwendet. Das Unternehmen hat seinen Sitz im US-amerikanischen Atlanta im Bundesstaat Georgia und scheint Medienanfragen aufgeschlossener zu sein. „Apple verwendet einige Daten von uns für seine Standardwetterprodukte, wie zum Beispiel für das Wetter-Widget auf iOS“, erklärt Unternehmens-Pressesprecherin Melissa Medori der MZ auf Anfrage. Dabei handle es sich um verschiedene Wetter-Daten.

Ob das amerikanische Unternehmen auch auf deutschem Boden Wetterstationen betreibt, verriet Medori indes nicht. „Welche Datenfeeds Apple wählt und wie sie diese anzeigen, liegt bei Apple. Ich kann nicht für die Produkte von Apple sprechen“, so Medori. Zwischen den Zeilen gelesen, könnte dies bedeuten, dass Apple die Daten anscheinend selber auswertet und sie seinen Nutzern dann in der Wetter-App präsentiert. 

Umweltbundesamt sucht vergeblich Kontakt: Apple schweigt

Experten zweifeln die Aussagen der Apple-Wetter-App an, da diese nicht nachvollziehbar seien. Ute Dauert, Leiterin des Fachbereichs „Beurteilung der Luftqualität“ beim Umweltbundesamt in Dessau versucht seit Wochen herauszufinden, wie Apple auf seine Aussagen kommt. Schon oft habe das Umweltbundesamt versucht mit Apple Kontakt aufzunehmen, um Auskunft über die Daten zu bekommen. Doch der Konzern schweigt.

„Fast täglich werde ich von Bürgern angerufen und gefragt, ob die Luft wirklich so schlecht ist“, erzählt Dauert. Sie erachtet es als „problematisch“ an, pauschale Aussagen zur Luftqualität einer ganzen Stadt zu treffen. „Die Belastung mit gesundheitsrelevanten Luftschadstoffen kann innerhalb einer Stadt stark variieren, beispielsweise sind Messungen in direkter Nähe zum Verkehr nur lokal repräsentativ und gelten nicht für das gesamte Stadtgebiet“, so Dauert.

Luftqualität: Einschätzungen der Apple-App nicht nachvollziehbar

Die Annahme, dass die Luft in Halle nahezu täglich schlecht ist, weist das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU) zurück. „Nein, die Grenzwerte für die verschiedenen Luftschadstoffe werden zumeist eingehalten. Es ist für uns bisher nicht nachvollziehbar, auf welcher Bewertungsgrundlage die Einschätzungen der Luftqualität in der Apple-App beruhen“, erklärt Wolfgang Garche vom Luftüberwachungssystem Sachsen-Anhalt (LÜSA) beim LAU. Bei „ungünstigen meteorologische Bedingungen“ könnte es zeitweise zu einer Anreicherung von Luftschadstoffen, insbesondere Feinstaub, kommen. Dies wäre in Halle beispielsweise am 16. und am 17. Oktober der Fall gewesen.

„An beiden Tagen wurde der 24-Stunden-Grenzwert für Feinstaub überschritten“, so Garche. Dies hätte allerdings auch Brandenburg und weitere Teile Sachsen-Anhalts betroffen. Mit der kostenfreien LÜSA-App bietet das LAU eine eigene App für Android und iOS an, die die Luftqualität in Sachsen-Anhalt anzeigt. „Die Konzentrationen der verschiedenen Luftschadstoffe werden mit Messgeräten in den Stationen des Luftqualitätsmessnetzes ermittelt und zeitnah in der LÜSA-App veröffentlicht“, erklärt Wolfgang Garche. (mz)