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Vom Frack bis zum Reifrock

Von HEIDI POHLE 13.01.2010, 17:17

HALLE/MZ. - An diesem Tag findet im Opernhaus um 19.30 Uhr die Aufführung von Mozarts Singspiel "Die Zauberflöte" als Benefizveranstaltung zugunsten des Vereins "Wir helfen" statt. Zuvor jedoch werden Theater-Kostüme versteigert.

Kostümdirektorin Cordula Erlenkötter hat besonders prächtige und originelle Kleidungsstücke herausgesucht, die Schauspieler und Sänger in den vergangenen Jahren getragen haben. Zum Beispiel eines aus dem Musical "Mar i cel - der Himmel und das Meer", das 2007 Premiere hatte. An der Seite des Piratenkapitäns Saïd stand auch ein Spanier, der mit Pluderhosen und einer Jacke aus blauem Samt und Goldbrokat bekleidet war. "Dieses historische Kostüm ist in Handarbeit entstanden", erzählt Cordula Erlenkötter. Sie schätzt, dass rund 80 Stunden nötig waren, um Samteinfassungen, die vielen goldenen Streifen auf der Jacke und den gekrausten Mühlstein-Kragen sowie die ebenfalls gekräuselten Ärmelabschlüsse zu nähen.

Natürlich seien nicht alle Kostüme aus derart edlen Stoffen und so aufwendig hergestellt. Aber wenn man eine entsprechende Wirkung gerade bei Solisten erzielen wolle, gehe das nicht mit billigen Stoffen.

So besteht ein rotes zweiteiliges Kleid, das einst in der Händel-Oper "Ariodante" getragen wurde, aus echter Wildseide. Damit die Taille der damaligen Mode entsprechend besonders schmal erscheint, trugen die Damen Reifröcke, erzählt die Kostüm-Direktorin, die selbst solch einen schön anzusehenden, aber nicht gerade bequemen Rock für ihre Gewandmeister-Prüfung geschneidert hat.

Das wohl eleganteste und noch wie neu wirkende Kostüm, das versteigert wird, hat Romelia Lichtenstein in der romantisch-komischen Flotow-Oper "Martha" (2004) als Lady Harriet getragen: eine weinrote Samt-Reitjacke zum schwarzen Rock. Der Pfiff: Der Po wird keck betont durch ein Polster im Rock.

Natürlich sind alle Kostüme gereinigt. "Anders ließen sie sich über Jahre hinweg gar nicht aufbewahren", sagt Cordula Erlenkötter. Doch nicht immer können alle Auftritts-Spuren restlos beseitigt werden. Auf dem weißen Kragen, der ein rotes, bodenlanges Kleid aus der Oper "Juana" von Enric Palomar (2005) ziert, kann man trotz intensiver Wäsche noch einen Hauch Make-up erkennen.

Was hat die Kostümdirektorin noch anzubieten? Ein dunkelrot- / grünkariertes Schotten-Gewand, das ebenfalls in der "Ariodante"- Oper getragen wurde, sowie einen Frack. Das elegante Teil aus silberfarbenem Rips, das geradezu nach einer Show-Treppe verlangt, hat zwar schon mehrere Musicals mitgemacht. Es ist aber noch ebenso gut erhalten wie eine Jacke aus weißem Filz im Stile der 60-er Jahre. Dazu gehört nicht nur ein mit Spiegeln besetzter Gürtel. "Perfekt dazu passen weißen Lackleder-Gamaschen", so Cordula Erlenkötter, die sich die schicke Beinbekleidung gleich mal selbst anlegt.

Die Versteigerung am 23. Januar, die um 18.30 Uhr im Opern-Café beginnt, sei die einzige Möglichkeit in diesem Jahr, an Theaterkostüme zu kommen. Der traditionelle Verkauf fällt aus, weil für die "Tannhäuser"-Premiere (30. Januar) derart viele Kostüme - allein für den Chor 160 -, umgeschneidert und -gefärbt wurden, dass kaum noch etwas übrig geblieben ist.

Karten für die Benefiz-Veranstaltung

mit Kostümversteigerung und der "Zauberflöte" am 23. Januar gibt es unter der Telefon-Nummer 0345 / 2 05 02 22 / 3 sowie auch im Internet unter www.tim-ticket.de