1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Voltigieren: Voltigieren: Entspannung als Kostümzeichner

Voltigieren Voltigieren: Entspannung als Kostümzeichner

Von GOTTFRIED SCHALOW 12.10.2011, 19:41

Halle (Saale)/MZ. - Der Pflichttermin steht natürlich auch im Herbst, daran wird selbst im Winter nicht gerüttelt. Nach Möglichkeit jeden Tag eine Trainingseinheit in der Reithalle Salzmünde. Ja nicht aus der Übung kommen, ja nicht Rost ansetzen. Also probiert Benjamin Kley mal wieder den spektakulär anzuschauenden Unterarmstütz. Gesicht nach vorn, die Beine seitlich in die Höhe gestreckt. Funktioniert alles noch, nichts verlernt, Benjamin Kley lächelt zufrieden.

Eigentlich könnte sich der 18 Jahre alte Voltigierer aus Salzmünde entspannt zurücklehnen. Er hat ein wunderbares Jahr hinter sich und bis zur nächsten Freiluft-Saison ist es noch eine Weile hin. "Stimmt. In den nächsten Monaten stehen nur wenige Hallenturniere auf dem Programm. Aber jetzt entsteht die neue Kür. Mit neuen Elementen, neuer Musik und neuen Kostümen", sagt Benjamin Kley.

Wie das genau aussehen wird, das ist weitgehend noch Geheimsache, schließlich soll die Konkurrenz überrascht werden. Auch von Benjamins Kreativität. Ein neues Flugelement soll in die Kür eingebaut werden. Dafür sucht er gerade die Musik. "Es wird wahrscheinlich ein eigentlich recht trauriger Song über Tod und Freundschaft sein", sagt Kley. Und er hat auch weitgehend die Kostüme selbst gezeichnet. Mit den Entwürfen war der ganze Tross aus Salzmünde zuletzt in Braunschweig im Atelier von Olga Labinowa, die unter anderem auch Kostüme für die Rhythmischen Sportgymnastinnen und Tänzer schneidert.

Der Aufwand erscheint immens, macht aber durchaus Sinn. Denn für Benjamin Kley beginnt 2012 sportlich eine neue Zeitrechnung mit dem Wechsel von den Junioren in die Seniorenklasse, auch wenn das für einen Jungen in seinem Alter etwas unpassend klingt. Aber er weiß: "Es geht im Prinzip ganz von vorn los." Allerdings mit einem guten Gefühl. Denn die Bronzemedaille bei der Nachwuchs-Europameisterschaft im Sommer in Frankreich ist ein gewichtiges Empfehlungsschreiben. "Das war ein kleines Wunder. Wir sind ja als völlige Außenseiter angereist", sagt Longenführerin Franziska Mauff immer noch begeistert.

Seit Frankreich hat sich für Benjamin Kley eine Menge geändert. Er hat in Trotha eine Ausbildung für Lagerhaltung und Logistik angefangen und macht nebenbei den Führerschein, "um meine Eltern mit den Chauffeur-Diensten etwas zu entlasten". Denn an den Pflichtterminen in der Reithalle Salzmünde gibt es nichts zu rütteln. Egal, wie kalt es draußen ist.