Verwüstete Kleingartenanlage Verwüstete Kleingartenanlage: Am Ende bleibt nur der Müll

Halle (Saale) - Für die Laubenpieper muss es ein Bild des Schreckens sein, wenn sie durch ihre ehemalige Kleingartenanlage „Saaletal“ in Lettin laufen. Die Lauben sind zerstört: Unbekannte haben Scheiben und Türen eingetreten. Überall wuchert das Unkraut. Plünderer haben alles mitgenommen, was die Gartenfreunde zurückließen - selbst Zäune und Kabel waren nicht sicher vor den raffgierigen Händen der unbekannten Nutznießer des Unglücks.
Im Mai legten unbekannte Täter sogar in drei Lauben Feuer. Nun wird das Gelände immer mehr zur illegalen Mülldeponie. Alte Reifen, Kühlschränke und Matratzen liegen überall herum. Die ehemaligen Pächter haben die Anlage längst aufgegeben. Der angekündigte Abriss wäre ein Weg, um dem Elend endlich ein Ende zu setzen.
Durchgehalten und gekämpft
Lange haben die Gartenfreunde in Lettin durchgehalten und gekämpft: Mehrere Hochwasser haben den Pächtern zugesetzt. Nach jeder Flut verließen Mitglieder den Verein. Am schlimmsten aber war dann das Hochwasser im Jahr 2013. Immer mehr Mitglieder verließen ihre Gärten. Ein riesiges Areal in der Anlage lag so plötzlich brach.
Die Pacht an die Grundstückseigentümer musste der Verein trotzdem weiterzahlen - auch für die verlassenen Flächen. Die wenigen übriggebliebenen Mitglieder blieben auf den Kosten sitzen - mussten die Pacht der leerstehenden Gärten mit mitzahlen. Im Dezember vergangenen Jahres gaben die verbliebenen Pächter auf - der im Jahr 1932 gegründete Kleingartenverein wurde aufgelöst. Die 173 Gärten auf einer Gesamtfläche von 86 224 Quadratmetern wurden zum Abriss freigegeben.
Geld für den Abriss
Nach dem Aus für den Verein im Dezember, beantragte der Vorstand Geld für den Abriss. „Wir hatten 173 Parzellen und der Abriss hätte jeweils etwa 10.000 bis 18.000 Euro gekostet“, sagte Liquidator Klaus Dick damals der MZ. Geld, das sie so nun nicht mehr selbst zahlen müssen. „Die Anlage soll voraussichtlich ab Oktober 2016 abgerissen werden“, sagt Martin Heinz, Leiter des Fachbereiches Immobilien der Stadt Halle. Denn Eigentümerin der Fläche ist die Stadt Halle.
Allerdings ist der Pächter der Anlage noch der Stadtverband der Gartenfreunde. Da die Anlage noch nicht an die Stadt zurückgegangen ist, sind diese für die Sicherung des Geländes zuständig. Allerdings: „Eine Sicherung des Geländes erfordert einen unverhältnismäßig hohen Aufwand, der auch durch den Stadtverband nicht zu leisten ist“, so Heinz.
Nicht ohne Widerstand
Das Aus der Gartenanlage erfolgte allerdings nicht ohne Widerstand: Ein paar wenige Mitglieder gründeten eine eigene Facebook-Seite „Erhalt der Kleingartenanlage Saaletal Halle/Saale-Lettin“. Zudem wurde eine Online-Petition zum erhalt der Anlage gestartet. Insgesamt 63 Unterstützer, davon 37 aus Halle, beteiligten sich daran.
Geht man heute durch die Anlage, dann trifft man überraschenderweise immer noch ein paar Leute an. „Ich bin hier zufällig vorbeigekommen und schaue mich jetzt einfach mal um“, sagt eine junge Frau, die ihren Namen nicht nennen will. In der Hand trägt sie ein paar Blumen. „Für die Vase zu Hause“, sagt sie und geht weiter. Ein anderes Paar ist da offensiver: Der Kofferraum ist voller ausgegrabener Blumen für das heimische Beet.
„Es ist eine Schande was hier passiert ist“, sagt der Mann, der ebenfalls seinen Namen nicht verrät. Es sind keine Plünderer mehr, die man hier antrifft. Denn geplündert wurde bereits alle, was sich zu Geld machen oder im Zweifel wiederverwerten lässt. Am Ende sind es vor allem Blumen, denen so ein neues Zuhause gegeben wird. Und was wird aus der Anlage selbst? Nach dem Abriss soll das Gelände der Gartenanlage landwirtschaftlich genutzt werden. (mz)

