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Sicherer Schulweg Verkehrshelfern in Halle: So helfen Langzeitarbeitslose Schulkindern über vielbefahrene Straßen

Von Katja Pausch 28.08.2020, 13:30
Satcita Gekhaeva sorgt als Verkehrshelferin in der Willy-Brandt-Straße mit roter Kelle und aufmerksamem Blick für einen sicheren Schulweg.
Satcita Gekhaeva sorgt als Verkehrshelferin in der Willy-Brandt-Straße mit roter Kelle und aufmerksamem Blick für einen sicheren Schulweg. Silvio Kison

Halle (Saale) - Donnerstagmorgen, 6.50 Uhr: In der Willy-Brandt-Straße rollt der morgendliche Berufsverkehr. Auf dem Fußweg beiderseits der Straße sind an diesem Morgen besonders viele Kinder und Jugendliche unterwegs. Kein Wunder - es ist der erste Schultag nach den Sommerferien, und in der Nähe, in den Franckeschen Stiftungen, sind gleich mehrere Schulen angesiedelt.

Verkehrshelfern in Halle sichern gefahrloses Überqueren der Straße für Kinder

Daher haben am Bordstein links und rechts der vielbefahrenen Straße Satcita Gekhaeva und Sven Kusche Position bezogen. Beide sind dank ihrer leuchtend grüngelben Signalwesten nicht zu übersehen, und beide halten eine Kelle in der Hand. Sobald sich dem Überweg in Höhe der Schorre Fußgänger nähern, heben die junge Frau und Kusche die Kelle - und die herannahenden Autofahrer sehen Rot.

Satcita Gekhaeva und Sven Kusche sind zwei von insgesamt 40 Verkehrshelfern in Halle, die nicht nur am ersten Tag eines neuen Schuljahres, sondern ab jetzt jeden Morgen Kindern und auch Erwachsenen ein gefahrloses Überqueren der Straße ermöglichen.

Dank einer Förderung werden Langzeitarbeitslose zu Schullotesen

25 sind es an diesem ersten Schultag, die vor den Grundschulen Radewell und Diesterweg, Johannes und Am Ludwigsfeld, an der Grundschule Glaucha, Neumarkt, Dölau und Frohe Zukunft und vor weiteren Schulen gemeinsam mit Polizei und Kräften der Verkehrswacht für einen sicheren Schulweg sorgen.

Waren es früher die bekannten Schülerlotsen, die, selbst noch Kinder, ihre Altersgefährten über die Straße geleitet haben, sind es nun dank einer Förderung Langzeitarbeitslose, die als Schulbegleiter und Verkehrshelfer ihren frühen Dienst absolvieren.

Unterstützung für hallesche Grund- und Förderschulen kommt jetzt von Langzeitarbeitslosen, die als Schulbegleiter und Verkehrshelfer im Einsatz sind. Seit Jahresbeginn werden durch die hallesche Jugendwerkstatt Schulbegleiter und Verkehrslotsen eingestellt. Grundlage für die Einstellung der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ist eine Förderung nach Paragraf 16 i SGB II, die der Fachbereich Bildung der Stadt Halle und das Jobcenter Halle gemeinsam ermöglicht haben.

Durch die Verkehrswacht Halle werden die damit in Arbeit gebrachten Langzeitarbeitslosen als Verkehrshelfer ausgebildet. Die Aufgabenbereiche umfassen die Lotsentätigkeit an Fußgängerüberwegen, die Schulwegsicherung, die Schulbusbegleitung sowie die Unterstützung der Lehrkräfte im Schulalltag - so im Unterricht, bei der Hofaufsicht sowie als Begleitung zum Schwimmen und bei Exkursionen.

Zweitägige Ausbildung samt theoretischer und praktischer Prüfung

„Dass heute keine Schüler mehr als Schülerlotsen arbeiten, liegt unter anderem auch daran, dass Kinder heute auf Grund der Schulstrukturen selbst oft weite Wege zurückzulegen haben und daher nicht um 7 Uhr noch vor Schulbeginn als Lotse fungieren können“, erklärt Zech. Nun ermöglicht eine Kooperation vom Fachbereich Bildung der Stadt und dem Jobcenter Halle, dass Langzeitarbeitslose einen Job als Schulbegleiter und zugleich Verkehrshelfer erhalten können (siehe „Jobs für Langzeitarbeitslose“).

Bevor es für die Verkehrshelfer an den Straßenrand geht, bekommen sie das nötige Rüstzeug mit auf den Weg - und zwar von Polizeihauptmeister Michael Zech, seit 1992 bei der Verkehrswacht. Nach zweitägiger Ausbildung samt theoretischer und praktischer Prüfung sind die Verkehrshelfer fit für ihren Einsatz.

„Man muss diese Tätigkeit mit Liebe ausfüllen“

Viele von ihnen stehen an diesem Morgen das erste Mal an der Bordsteinkante und lotsen Fußgänger (nicht nur Schulkinder) über die Straße - so auch die beiden Helfer in der Willy-Brandt-Staße. „Wichtig ist, dass Verkehrshelfer souverän auftreten, Blickkontakt mit Kraftfahrern und Fußgängern aufnehmen und eindeutige Signale geben“, so Zech. 

Noch wichtiger aber: „Man muss diese Tätigkeit mit Liebe ausfüllen“, sagt Zech, der mit der Einsatz-Premiere von Satcita Gekhaeva und Sven Kusche hochzufrieden ist. Rund 100 Passanten haben die stark frequentierte Straße gefahrlos überquert, und auch Staus sind dank der Arbeit der Verkehrshelfer ausgeblieben. „Besser“, lobt Zech, „kann man diesen Job nicht machen“. (mz)