Großbaustelle in Halles Süden Mit Video: Darum wird der Böllberger Weg in Halle für die Straßenbahn noch einmal gesperrt
Seit Dezember 2021 baut die Havag im Böllberger Weg und am Südstadtring. Die Arbeiten gehen jetzt in eine entscheidende Phase. Mehr dazu auch im Video.

Halle (Saale)/MZ - An der Haltestelle Wiener Straße im Böllberger Weg grüßen sich Straßenbahnfahrer in den entgegenkommenden Trams wie Trucker auf der Straße. Noch geht es in einem großen Abschnitt des Böllis für die Züge der Linie 1 nur einspurig voran. Und so muss eine Straßenbahn immer auf die andere warten. Die Betonung liegt auf noch.
Ab Donnerstag fährt bis zum 23. Juli zunächst keine Tram mehr durch den südlichen Teil des Böllberger Wegs. Dann werden Gleise und Oberleitungen umgebaut und neu eingezogen. Ab 24. Juli rollen die Bahnen dann wieder durchgängig zweigleisig.
Im Video: Halle: Havag-Bereichsleiter erklärt die letzte Etappe an der Baustelle Böllberger Weg
Stadtbahnprogramm: Um- und Ausbau des Böllberger Wegs in Halle
Mit 2,2 Kilometern Länge ist der Um- und Ausbau des Böllberger Wegs und des Südstadtrings so etwas wie die Königsetappe der Halleschen Verkehrs AG (Havag) im Rahmen des Stadtbahnprogramms. „Der Superlativ passt zum Jubiläum. Vor zehn Jahren sind wir mit dem Programm gestartet.
Im Oktober 2013 hatten wir vom damaligen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer den Zuwendungsbescheid erhalten“, sagt Erhard Krüger, bei der Havag für die Infrastruktur und damit auch das Stadtbahnprogramm verantwortlich. Rund 265 Millionen Euro sind seitdem in neue Gleiskörper, barrierefreie Haltestellen, Radwege und Plätze geflossen. Die Investitionen sind eines der wichtigsten Konjunkturpakete für Halle nach dem Mauerfall.
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Im öffentlichen Nahverkehr der Stadt spielt die Linie 1 als Verbindung zwischen Beesen, der Südstadt bis in die Frohe Zukunft eine wichtige Rolle. Mit durchschnittlich 10.000 Fahrgästen gehört die Linie zu den Hauptadern der Mobilität in der Stadt.
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„Deshalb ist es auch wichtig gewesen, dass wir bis auf wenige Ausnahmen den Bahnverkehr trotz der Großbaustelle aufrechterhalten konnten“, sagt Christian Rösel, bei der Havag der Herr über Fahrpläne.
Straßenbahn-Linie 1 in Halle: Zweieinhalb Wochen Sperrpause im Juli
Er rät allen Passagieren, die normalerweise die Linie 1 nutzen, während der zweieinhalbwöchigen Sperrpause im Juli schon ab dem Markt die Linien 2, 3, 8 oder 16 auf dem Weg in den Süden zu nutzen und in der Paul-Suhr-Straße bei Bedarf in den Schienenersatzverkehr (Buslinie 24 E) umzusteigen. Die baubedingt verkürzte Linie 1 endet dann nämlich an der Haltestelle Böllberg.
Während die Arbeiten an den Gleiskörpern im Plan liegen, hinkt der Straßenbau gut drei Monate hinter dem eigentlichen Ablauf hinterher. „Wir mussten Leitungen umverlegen. Und das wurde aufwendiger als gedacht“, sagt Martin Kretzschmar, Projektingenieur bei der Havag.

Auf alten Plänen seien die Leitungen zwar eingezeichnet, allerdings nicht immer in ihrer tatsächlichen Lage. Problematisch seien zudem Lieferengpässe beim Material gewesen – das reichte vom Betonschacht über Splitt bis hin zu Kabeln. „Eine unserer Firmen hatte an einem Wochenende Mitarbeiter nach Danzig in Polen geschickt, um Teile für neue Einläufe zum Abwasserkanal zu holen, weil es hier keine gab“, erzählt Bauoberleiter Maximilian Stork.
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Die Verzögerungen haben zur Folge, dass der Straßenverkehr erst ab Ende dieses Jahres vollständig in beide Richtungen wieder durch den Bölli darf. Die Arbeiten an Nebenanlagen ziehen sich wohl bis ins Frühjahr 2024 hin.
Straßenbahn-Verkehr in Halle: Fährt die Linie 1 über Glauchaer Platz?
Doch das Resultat lohne den Aufwand, meint Krüger. Die Bahn fährt über Grüngleise mit vier verschiedenen Rasensorten, „die robuster auf Trockenheit reagieren“. Barrierefreie Haltestellen bekommen Dächer mit Solarzellen, die tagsüber die technischen Anlagen wie Informationssysteme mit Strom versorgen.
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Auf dem Parkplatz an der Wörmlitzer Straße wird ein Projekt der Smart City umgesetzt – eine intelligente Beleuchtung. Im Dunkeln wird der Parkplatz durch diffuses Licht schwach erhellt. Bewegungssensoren registrieren aber Autos und Fußgänger. Dann werden die jeweiligen Lampen sanft auf- und wieder heruntergedimmt.
Unterdessen könnte die Linie 1 noch in diesem Jahrzehnt eine neue Route bekommen – durch die Glauchaer Straße und über den Glauchaer Platz bis zum Hallmarkt. In alten Entwicklungsplänen existiert die Trasse schon. Nach MZ-Informationen denkt die Stadt ernsthaft über eine Realisierung nach, um den chronisch überforderten Franckeplatz dauerhaft zu entlasten.