Ursula Jähnig Ursula Jähnig: Nach 40 Jahren nun Zeit für Fontane
Halle/MZ. - Sie bleibt daheim und liest Fontane. "Darauf freue ich mich schon die ganze Zeit." Das wäre nicht möglich, hätte sie nicht kompetente Nachfolgerinnen für die Leitung der bekannten Buchhandlung gefunden: Katharina Niesmann und Susann Krahl werden Ursula Jähnigs Arbeit fortsetzen.
Diese Buchhandlung ist ein Lebenswerk: Vor fast 40 Jahren hatte Ursula Jähnig gemeinsam mit ihrem Mann die Buchhandlung der Schwestern Molsberger am Alten Markt übernommen. Das war eine kleine christliche Buchhandlung mit Devotionalien-Handel.
"Ganz schön blauäugig", erinnert sich Ursula Jähnig, man bekam in der DDR nur schwer Kredite. Doch das Ehepaar schaffte es, die Buchhandlung als Markenzeichen bekannt zu machen. Es blieb eine christliche Buchhandlung, das Bücherspektrum aber wurde erweitert. Geschw. Molsberger ist bis heute eine gute Adresse für Devotionalien, für gute Literatur und Kinderbücher.
Im Jahr 1992 musste der alte Standort aufgegeben werden, seitdem befindet sich "Molsberger" im Steinweg 50 / 51. Die treue Kundschaft zog mit. "Der Kontakt mit den Kunden ist uns sehr wichtig", sagt Ursula Jähnig. Natürlich hatte sie als Inhaberin einer sogenannten kleinen Buchhandlung Angst, als sich die großen Geschäfte am Markt und in der Leipziger Straße ankündigten. "Doch das haben wir unbeschadet überstanden." Die Kunden blieben treu, sicher auch aufgrund der Nische, der christlichen Literatur.
Ursula Jähnig und ihre Mitarbeiterinnen beraten die Kunden, geben Empfehlungen. Dazu muss viel gelesen werden. Beim Lesen hat die Buchhändlerin schon einen bestimmten Kundenkreis im Kopf. Manches Leseexemplar klappt sie allerdings auch nach einigen Seiten zu. "Dieses Blutbad tue ich mir nicht an."
Bedankt sich ein Kunde für die Empfehlung, weil sein Geschmack getroffen wurde, gehört das für Ursula Jähnig zu den Glücksmomenten des Buchhändlerinnen-Daseins. Ein anderes Glücksgefühl ist, wenn ein Kunde ein besonderes Buch bestellt, das man sonst gar nicht in die Hand bekommt. Unlängst war das mehrere tausend Euro teure Buch "Mittelalterliche Buchmalerei" für ein paar Stunden in der Buchhandlung. Ursula Jähnig: "Wir waren alle aufgeregt".
Aufregend wird Ursula Jähnigs Leben weiterhin. Es wird zukünftig nicht nur Fontane gelesen, sondern sie wird die Stadt entdecken, endlich auf Lesungen gehen. Und sie freut sich auf ihren zweiten Enkel, der im Sommer erwartet wird.