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Unwetter "Friederike" über Halle Unwetter Friederike über Halle (Saale): Aufräumen nach dem Orkan

Von Dirk Skrzypczak und Günther Sturmlechner 19.01.2018, 20:51
Wie Streichhölzer knickte der Orkan „Friederike“ die Bäume im Kletterwald Nietleben in Halle (Saale) um. Sich dort aufzuhalten, ist lebensgefährlich.
Wie Streichhölzer knickte der Orkan „Friederike“ die Bäume im Kletterwald Nietleben in Halle (Saale) um. Sich dort aufzuhalten, ist lebensgefährlich. Holger John

Halle - Orkan „Friederike“ hat in und um Halle schwere Schäden hinterlassen, deren ganzes Ausmaß noch nicht abgeschätzt werden kann. So ist unklar, wie schwer das Unwetter die Dölauer Heide traf. „Dort werden die Schäden noch aufgenommen“, sagte Stadtsprecher Drago Bock.

Im Heidebad verwüstete „Friederike“ den Kletterwald. „Das ist ein Totalschaden von mindestens 100.000 Euro“, sagte Bad-Betreiber Mathias Nobel. Der Orkan knickte Kiefern wie Streichhölzer um. Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt. Waldwege sind blockiert. Laut Thomas Hain vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig erreichte der Orkan im Raum Halle Windgeschwindigkeiten von 133 Kilometern pro Stunde. „Damit war es der schwerste Sturm seit 40 Jahren“, erklärte er.

In Halle mussten drei Schulen geschlossen bleiben: die Grundschulen Am Ludwigsfeld und Südstadt sowie die 2. IGS. Von dem Schulgebäude Am Ludwigsfeld riss der Orkan große Teile der Dachverkleidung herunter. „Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch Lehrer und wenige Schüler in dem Gebäude“, sagte Schulleiterin Petra Luther.

Orkan „Friederike“: 330 Einsätze bis Freitagabend in Halle

Sie lobte das Zusammenspiel von Schulleitung und Eltern in der Krise. Am Freitag wurde das Dach notdürftig repariert, am Montag soll von der ersten bis zur fünften Stunde wieder Unterricht sein, auch die anderen Schulen öffnen ebenfalls. Das Dach der Freiwilligen Feuerwehr Passendorf wurde ebenfalls beschädigt.

Die Stadt meldete bis Freitagabend 330 Einsätze in Halle, die von 250 Feuerwehrleuten, die auch aus dem Saalekreis zu Hilfe eilten, sowie von Helfern des THW und des DRK abgearbeitet wurden. Auf dem Markt musste der Haupteingang des Stadthauses abgesperrt werden, weil Teile des Dachs nach unten gekracht waren. Das prächtige Gebäude ist über den Seiteneingang in der Schmeerstraße weiterhin erreichbar - Hochzeitstermine müssen also nicht abgesagt oder verschoben werden.

Sechs Personen wurden leicht verletzt, darunter ein 36 Jahre alter Polizist. Er hatte den Zollrain aufgrund von Sturmschäden abgesperrt und saß im Streifenwagen, als das Einsatzfahrzeug von einem anderen Auto gerammt wurde. Dessen Fahrer, ein 34-jähriger Hallenser, saß betrunken hinter dem Steuer. Bei dem Mann wurde ein Atemalkoholwert von 3,22 Promille gemessen.

Oberbürgermeister Wiegand lobt den Einsatz der Helfer

Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) lobte derweil den Einsatz der Helfer. „Die Zusammenarbeit hat sehr gut funktioniert. Glücklicherweise ist in Halle niemand schwerwiegender verletzt worden. Den Leichtverletzten wünsche ich gute Besserung“, sagte der OB. Auch der Vize-Landrat des Saalekreises, Hartmut Handschak, dankte den Einsatzkräften.

Während Halle von Stromausfällen verschont blieb, waren auch am Freitag noch zahlreiche Haushalte im Saalekreis von der Energieversorgung abgeschnitten. In Kleinkugel beispielsweise mussten Andreas Russffert und seine acht Kinder die Nacht und den Freitag ohne Heizung ausharren. „Ohne zusätzliche Bettdecken hätten wir es kaum überstanden“, sagte er. Für die Nacht zum Samstag hatte er eine Unterkunft angemietet. Der Stromnetzbetreiber Mitnetz berichtete, dass die Reparaturen auf Hochtouren liefen.

Am Morgen gab es zudem noch immer Probleme im Fernverkehr der Bahn. Hunderte Reisende, die die Nacht auf dem Hauptbahnhof verbrachen, wurden unter anderem mit drei Sonderbussen oder Taxen nach Berlin gebracht. Der Nahverkehr bediente hingegen fast alle Richtungen wieder. Der Stadtverkehr in Halle hatte schon am späten Donnerstagabend bis auf vereinzelte Strecken seinen Normalbetrieb wieder aufgenommen. (mz)

Auch in der Humboldtstraße krachte durch den Sturm „Friederike“ ein Baum nach unten.
Auch in der Humboldtstraße krachte durch den Sturm „Friederike“ ein Baum nach unten.
Lutz Winkler