Unterstützung für Hochwasseropfer Unterstützung für Hochwasseropfer: Hilfe übertrifft kühnste Erwartungen
Halle/MZ. - Elfriede Oberbeck ringt verzweifelt um Fassung und kann die Tränen doch nicht zurückhalten. "In Bitterfeld bin ich zur Schule gegangen", sagt die Rentnerin leise. "Und nun könnte auch diese Stadt von der Flut erfasst werden. Es ist furchtbar." Angesichts der Katastrophe sei es für sie und ihren Mann Hans-Joachim überhaupt keine Frage, etwas zur Linderung der Not zu tun. Ähnliche Worte sind immer wieder zu hören - überall dort, wo dringend benötigte Hilfsgüter gesammelt werden. Die Spendenbereitschaft der Hallenser erreicht über das Wochenende ein nie gekanntes Maß und übertrifft die kühnsten Erwartungen der Hilfsorganisationen bei weitem.
In der DRK-Sozialstation in der Thomasiusstraße 33a rinnt Kerstin Schulze und Katrin Ulrich schon am Samstagvormittag der Schweiß von der Stirn. Pausenlos kommen Hallenser mit Säcken, Taschen und Koffern voller Decken und Bekleidung, Bettwäsche und Kopfkissen. "Wird auch eine Campingliege gebraucht?" ruft ein Mann und läuft nach zustimmender Antwort sofort zurück zum Auto. Neben ihm laden auf dem kleinen Hof Dorothea Reichelt und ihr Mann Steffen eine Matratze aus ihrem Fahrzeug. "Wir haben gleich heute morgen zusammengesucht, was benötigt wird. Die Schwiegereltern haben sich auch beteiligt", sagt die junge Frau - und macht schon den nächsten Spendern Platz.
Familie Oberbeck hat inzwischen drei Garnituren Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen - alles frisch gewaschen und also sofort nutzbar - abgegeben und ist wieder ins Auto gestiegen. Vielleicht hat noch eine Bank geöffnet, hofft Frau Oberbeck: "Wir wollen doch auch noch Geld spenden."
Nicht anders ist das Bild in der DRK-Geschäftsstelle in der Händelstraße 23. Im Hof türmen sich die Säcke mit Sachspenden ebenso wie in dem Zimmer, das extra dafür leergeräumt wurde. Junge Männer und Frauen greifen unentwegt zu, versuchen, möglichst Platz sparend zu stapeln. Kurz nach 11 Uhr steht ein großer Lkw vor dem Haus und transportiert einen ersten Teil der Spenden ab. "Die nächste Ladung geht nach Bitterfeld", sagt Adele Forkel, die stellvertretende Kreisgeschäftsführerin. Das weiß sie schon. Sie weiß noch nicht, wie die neuen Güter am sichersten und schnellsten in die Katastrophengebiete gebracht werden können. "Aber das wird gleich geklärt."
Während bei ihr schon wieder das Telefon klingelt, hat Uwe Staab gerade einen Sack mit Wäsche und Bekleidung abgegeben. Um seine Hilfsbereitschaft macht er keine großen Worte. "Das ist so selbstverständlich, das muss man doch im Grunde gar nicht erwähnen." Das Schicksal derjenigen, die von der Jahrhundertflut betroffen sind, bewege ihn und seine Lebensgefährtin Renate Sommer sehr. "Wir werden auch noch Geld spenden, das steht fest."
Adele Forkel bleibt den ganzen Samstag über und auch Sonntag am Telefon - und ein Fels in der Brandung. Gerade notiert sie die Anschrift einer Anruferin, die bereit ist, zwei Evakuierte bei sich aufzunehmen. Wieder klingelt das Telefon, wieder werden Name und Adresse notiert - ein Kinderwagen kann bei Bedarf sofort gebracht werden. Am Sonntagabend ist die Aufnahmekapazität des DRK erst einmal erschöpft. Sonntag oder Montag, sagt Frau Forkel, werde entschieden, ob weitere Spenden nötig sind und vom Roten Kreuz angenommen werden können.
Mehrmals am Tag ist es vorgekommen, dass junge Leute nicht nur Spenden bringen, sondern gleich da bleiben. Für kurze Zeit oder auch länger greifen sie mit zu, tragen Kleidersäcke nach oben oder in ein bereitstehendes Fahrzeug. "Das Mitgefühl und die Spendenbereitschaft der Hallenser sind überwältigend", so Frau Forkels kurzes Fazit. Damit sei im Grunde schon alles gesagt. Nein, eines möchte sie denn doch noch aussprechen: "Ein riesengroßes Dankeschön an jeden Einzelnen."