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Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ Unterstützung beim Ankommen in Halle

Für Migranten, die in Halle Fuß fassen wollen, ist der Welcome-Treff der Freiwilligen-Agentur oft die erste Adresse. Dort engagieren sich viele ehrenamtliche Helfer, die dafür jetzt mit dem Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ geehrt worden sind.

Von Annette Herold-Stolze 20.06.2025, 11:05
Engagiert im Welcome-Treff: Nils Sieker, Ruth Bitter und Therry Djam Kollo (von links)
Engagiert im Welcome-Treff: Nils Sieker, Ruth Bitter und Therry Djam Kollo (von links) Foto: Steffen Schellhorn

Für viele Migranten ist er ein wichtiger Anlaufpunkt: der Welcome-Treff in der Geiststraße. Das Angebot reicht von Formularberatung über die Nähstube bis hin zum Sprachcafé. Herzstück des Projektes der Freiwilligenagentur Halle-Saalekreis ist die Arbeit vieler ehrenamtlicher Helfer.Zum Beispiel Nils Sieker. Der 26-Jährige ist für sein Masterstudium der Erziehungswissenschaften nach Halle gekommen, und er erzählt, dass er sich schon lange darüber hinaus engagieren wollte. Nun kommt er regelmäßig einmal pro Woche in den Welcome-Treff, um Migranten durch den deutschen Bürokratiedschungel zu lotsen. Formularhilfe wird genannt, was Nils Sieker und andere Ehrenamtliche da leisten – sie unterstützen, die erst dabei sind, die deutsche Sprache zu erlernen, beim Ausfüllen von Papieren für Behörden. „Ich mache diese Arbeit, weil ich sie für notwendig halte und weil sie mir Spaß macht“, sagt Nils Sieker. „Ich glaube, Integration fußt auf Ehrenamt.“

Dieser Gedanke hat vor sieben Jahren zur Gründung des Welcome-Treffs geführt. Hauptamtliche Mitarbeiter wie die beiden Projektleiterinnen Marina Zubchenko-Fritzsche und Jana Hemming-Lange sorgen dabei dafür, dass die derzeit etwa 40 Ehrenamtlichen sich engagieren können. Und das Angebot ist vielfältig, wie Jana Hemming-Lange sagt. Neben der Formularhilfe, die im vergangenen Jahr etwa 3.000 Menschen genutzt haben, zähle unter anderem ein Gesundheitsprojekt für Frauen dazu, ein Nähtreff, verschiedene Möglichkeiten, Deutschkenntnisse zu verbessern, ein Computer- und ein Malkurs. Einmal im Monat wird zu „Falafel-Games“ eingeladen, einem Spieleabend, bei dem es die orientalischen Kichererbsen-Bällchen als Imbiss gibt.

Welcome-Treff: Spieleabend mit Falafel

Spätestens da zeigt sich, dass der Welcome-Treff ein im wahrsten Sinne des Wortes offenes Projekt ist: Wer mitspielen möchte, vielleicht auch, um mit in der Stadt lebenden Migranten in Kontakt zu kommen, sei gern gesehen, sagt Projektleiterin Hemming-Lange, auch ohne Fremdsprachkenntnisse. Bei Gesellschaftsspielen ebenso wie beim Malen zeige sich immer, wie vielfältig Menschen miteinander kommunizieren und sich verständlich machen können, ohne die Sprache des anderen zu beherrschen.

Mittlerweile engagieren sich auch Menschen im Welcome-Treff, die selbst als Migranten nach Halle gekommen sind – wie die ukrainische Kunstlehrerin, die den Malkurs leitet. Und es werden weitere Helfer gesucht. Willkommen sei jeder, der eine Idee für gemeinschaftliches Tun hat und sich engagieren möchte, damit Neu-Hallenser gut in der Stadt ankommen können. Zudem gibt es ein neues Projekt, für das noch Mitstreiter gebraucht werden: das Projekt Ausbildungsbrücke. Gebraucht werden ehrenamtliche Lotsen, die Jugendliche ohne Schulabschluss auf dem Weg in eine Berufsausbildung begleiten.