Uni-Klinik und Bergmannstrost Uni-Klinik und Bergmannstrost: Der Klinik-Pakt von Halle

Halle (Saale) - Mitarbeiter und Patientenvertreter haben die geplante Kooperation zwischen den Unikliniken Halle und den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannstrost begrüßt. „Wir hatten von unserem Vorstand erwartet, dass er sich bewegt. Und das hat er getan“, sagte der Personalratschef der Unikliniken, Hans-Ullrich Spannaus. Angesichts der schlechten Wirtschaftslage seines Hauses gebe es keine Alternativen zur Zusammenarbeit mit anderen Kliniken.
Uniklinik unter Druck
Die Unikliniken (2 850 Mitarbeiter) und das Bergmannstrost (1 200) hatten angekündigt, ab Herbst 2015 in mehreren Bereichen eng zusammenarbeiten zu wollen. Nach Angaben der Unikliniken, die wegen eines für 2014 erwarteten Verlustes von neun Millionen Euro unter Druck stehen, sind dadurch jährliche Einsparungen von rund 500 000 Euro in Form geringerer Betriebskosten und zusätzlicher Mieteinnahmen zu erwarten. Weitere Kostenentlastungen, zu deren Umfang man sich aber noch nicht äußern wollte, ergäben sich unter anderem durch die Verringerung stationärer OP-Aufenthalte von Patienten.
Gegenstand der Kooperation zwischen den Unikliniken Halle (UKH) und den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannstrost ist unter anderem die Bildung eines gemeinsamen Zentrums für ambulante Operationen am alten UKH-Standort Magdeburger Straße.
Geplant ist auch die Finanzierung einer Stiftungsprofessur für Handchirurgie durch die Bergmannstrostkliniken und eine gemeinsame Professorenstelle Kindertraumatologie. Beide Kliniken wollen Know-how und Personal in der Urologie austauschen.
Das Bergmannstrost mietet die alte Orthopädie der Uniklinik in der Magdeburger Straße an, wo 50 Betten für die Rehabilitation nach Hand-OP eingerichtet werden. Weitere 60 Betten (Frührehabilitation) richtet das Bergmannstrost durch Einmietung am UHK-Komplex Ernst-Grube-Straße ein.
Der Allgemeine Patienten-Verband APV unterstützt es laut Präsident Christian Zimmermann, dass Kliniken miteinander kooperieren - wenn sich dadurch die Qualität der Behandlung verbessert und die Gesundheitskosten verringern.
Die Vereinbarung in Halle sei „ein Schritt in die richtige Richtung“, so Zimmermann. In Bezug auf das geplante Zentrum für ambulante OP mahnte er aber, dies dürfe nicht dazu führen, dass immer mehr unnötige Eingriffe vorgenommen würden, um Einnahmen zu erzielen.
Das Land als Träger fordert von den Unikliniken, in einigen Jahren wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Wissenschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) begrüßte die neue Kooperation: „Dadurch sind wichtige Weichen für eine zukunftsfähige Medizin in Halle gestellt worden.“ Dass Druck aus Magdeburg bei den Kooperationsverhandlungen eine Rolle spielte, bestätigte der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Michael Gekle. „Das war eine zusätzliche Motivation.“ Nachdem man bereits mit dem Martha-Maria-Krankenhaus Dölau auf dem Gebiet der Thoraxchirurgie kooperiere, sei eine weitere Zusammenarbeit mit diesem Partner im Bereich Pathologie geplant, so Gekle.
Auch am Bergmannstrost, das jährlich Gewinne zwischen einer und zwei Millionen Euro erzielt, rechnet man mit wirtschaftlichen Vorteilen - insbesondere durch die Mitnutzung der Kinderchirurgie-Kapazitäten an den Unikliniken. Laut Geschäftsführer Hubert Erhard erübrigt sich dadurch der Aufbau einer eigenen Kinderabteilung. „Das Bergmannstrost, in dem viele Schwerverletzte behandelt werden, ist kein geeignetes Umfeld für Kinder“, so Erhard.