Heisenberg-Professorin Cornelia Horn Uni Halle: Heisenberg-Professorin Cornelia Horn als Erforscherin der vielen Wege

Halle (Saale) - So viel Welt zu entdecken - zu viel, um sich damit zufrieden zu geben, wohlbehütet auf geradlinigen Wegen zu wandeln. Cornelia Horn schaffte es bisher, vieles auszuprobieren, nach links und rechts abzuzweigen, und doch immer auf der Spur zu bleiben.
Ein Telefon in ihrem neuen Büro im Mühlweg hat sie schon, jetzt müssen noch Wände gestrichen und Regale eingeräumt werden. Die 48-Jährige ist seit dem Wintersemester an Halles Uni Professorin für „Sprachen und Kulturen des Christlichen Orients.“ Ein nächster Schritt in einer Reihe von vielen. Nach dem Abitur hatte sie unter anderem angefangen, auf Lehramt für Mathematik und Latein zu studieren und sich in Medizin eingeschrieben: „Die Aussicht auf Blutziehen und Leichen sezieren war dann aber doch wenig verlockend“, sagt Cornelia Horn.
Grundstudium in Latein, Katholischer Theologie und Kunstgeschichte
Nach einem Grundstudium in Latein, Katholischer Theologie und Kunstgeschichte an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg ging sie nach Luxemburg, legte in Texas ihren Master ab, ging zurück nach Würzburg, in die Schweiz, nach Washington für den zweiten Master, zu Forschungszwecken nach Jerusalem, und kam dann für ihren Ph.D. in „Early Christian Studies“ zurück nach Washington.
Jetzt sitzt sie an einem Tisch im Institut und zieht die Kaffeetasse zu sich - in Halle. Und wo ist Zuhause? „Meine Tochter Katharina fühlt sich überall Zuhause. Mein Sohn Lucas sagt: Ich bin Amerikaner,“ erklärt Cornelia Horn. Denn ihre Kinder wurden in St. Louis, Missouri, geboren und sind dort aufgewachsen, bis es für die Familie, ihr Mann Robert Phenix ist ebenfalls Wissenschaftler, weiter nach Berlin ging. Dort hatte Cornelia Horn zuletzt als Heisenberg-Stipendiatin gearbeitet.
Habilitation 2011 in Tübingen
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft überführte das Stipendium jetzt in eine Professur in Halle. Ein Glücksfall für beide Seiten: Nach ihrer Habilitation 2011 in Tübingen hatte sie die Lehrbefugnis für ein Fach erhalten, das als fast ausgestorben galt. In München, Bonn und auch Tübingen ist das Fach inzwischen gestrichen. Am Seminar für Christlichen Orient und Byzanz in Halle hat die Wissenschaftlerin jetzt eine neue Heimat gefunden. „Auch wenn die Aussichten nach der Habilitation nicht rosig waren: Ich habe mir den Traum erfüllt, zu tun, was ich immer tun wollte“, sagt Cornelia Horn.
„Ich bin in Deutschland die erste Frau auf diesem Lehrstuhl“, sagt sie und will in dieser Rolle auch neue Impulse setzen. Ihre Berufung zur Heisenberg-Professorin war auch die Rettung für einen Fachbereich, den es deutschlandweit nur noch in Halle gibt. Auch nachdem die finanzielle Förderung im Rahmen der Heisenberg-Professur auslaufen wird, hat sich die Universität verpflichtet, das Fach weiterzuführen.
Stellung von Frauen und Kindern im Christlichen Orient
Schon jetzt hat die Professorin viel vor: Mit ihren Kenntnissen in arabischen, syrischen, äthiopischen, hebräischen, armenischen, georgischen und koptischen Sprachen wird sie sich unter anderem Fragen zur Stellung von Frauen und Kindern im Christlichen Orient widmen, den Themenkomplex Migration und Integration bearbeiten und den Zusammenhang zwischen materieller und Textkultur erforschen.
Wichtig für ihre Arbeit ist Interdisziplinarität mit Angrenzung an Fächer wie Kunstgeschichte oder Soziologie. Untersucht wird außerdem nicht ausschließlich das Christentum, sondern auch die Anknüpfungspunkte mit dem Islam und Judentum. (mz)